Die schwäbische Hausfrau

Armin Strohmeyers einfühlsame Biografie über die erste deutsche Bestsellerautorin: Sophie von La Roche (1730 bis 1807).

Sie war eine Art Mater Germaniae: Großmutter von Bettine und Clemens Brentano, Verlobte von Christoph Martin Wieland, Ehefrau des kurtrierischen Kanzlers Georg Michael Frank La Roche, einem treuen Diener des Grafen Anton Heinrich Friedrich von Stadion, Brieffreundin bedeutender Männer und Frauen, darunter Goethes Mutter, und Autorin der „Geschichte des Fräuleins von Sternheim“. Dieses Buch zur Erziehung und Bildung der bürgerlichen Fräuleins in Deutschland machte sie über die Grenzen des Heiligen Römischen Reiches hinaus berühmt. Heutige Feministinnen würden ihren konservativen Ansatz, der keineswegs auf Gleichberechtigung und Umsturz der patriarchalischen Verhältnisse angelegt war, zwar verurteilen, vielleicht aber übersehen, dass 1771 schon allein die Tatsache, dass sie ein Buch unter ihrem Namen veröffentlichte, ein emanzipatorischer Akt war.

Sophie von La Roche kann als Urbild dessen gelten, was heute abschätzig schwäbische Hausfrau genannt wird. Sie war fleißig, ordentlich, sparsam, führte den Haushalt, gebar ihrem Mann (der im Übrigen oft und lange außer Haus war) acht Kinder, sorgte sich um eine gesunde Ernährung, legte selbst Hand an bei der Gartenpflege und war zudem eine beliebte Gesprächspartnerin der adeligen Dienstherren ihres Gemahls. Die Verhältnisse infrage zu stellen wäre ihr nicht in den Sinn gekommen. Und doch war sie eine Pionierin der Frauenemanzipation: Sie trug mit ihrem Bestseller über das „Fräulein von Sternheim“ zum Haushaltseinkommen bei und gründete unter dem Titel „Pomona“ die erste Frauenzeitschrift Deutschlands. Darunter darf man sich jedoch keine frühe „Emma“ vorstellen, sondern eher eine vormoderne „Brigitte“.

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