Lorraine Wenzel in ihrer Wiener Küche.

Ein Leben ohne Müll: Wo kein Abfall abfällt

Die Anhänger der populär werdenden Zero-Waste-Bewegung leben verpackungsfrei und produzieren keinen Müll. Dabei ist es keineswegs nur ein urbanes Phänomen – und geht über das Einkaufsverhalten hinaus. Einblicke in einen Alltag ohne Plastik und „Schnickschnack“.

Lorraine Wenzels Küche ist ein schmaler aber luftiger Gang mit einer Spüle, einem Kühlschrank, einem Holzregal und einer hellen kleinen Holzkiste, in der 5000 Würmer leben. Man kann die Tierchen zwar nicht sehen, aber man kann auf ihnen sitzen. Wenzel schiebt die Kiste leicht vor, öffnet den bepolsterten Deckel, hebt ein weiteres netzartiges Gewebe auf, und da unten kreuchen und fleuchen sie schon, in aller Freude auf ein paar frisch weggeworfenen Kohlblätter. Wenzels hauseigener Komposthaufen. Nein, es stinkt nicht, und um die Privatsphäre der Würmer nicht zu überstrapazieren, macht sie den Deckel bald zu und verwandelt den Komposthaufen wieder in einen unscheinbaren Hocker.

In Wenzels Wiener Wohnung hat Abfall keine konventionelle Bedeutung, zumal die junge Frau mit den hellen Locken und dünnen Halsketten keinen Müll produziert. „Ich kaufe nichts verpackt“, sagt sie, und hinter ihr stehen auf einem Holzregal verschiedene Lebensmittel, die in Gläsern aufbewahrt sind, wie zum Beispiel Kichererbsen. Mit Natron, Essig und Zitronensäure mixt sie „die ganzen Putzgeschichten“ selbst, mit leeren Gläsern geht sie in ein Teehaus Tee kaufen, zum türkischen Bäcker Nüsse kaufen, in Stoffsäcke lässt sie sich beim Markt Gemüse füllen – oder das Biokistl kommt bis vor die Haustür. Und: Wo sie arbeitet, kauft sie alles andere ein – in einem Wiener Unverpacktladen. „Lebensmittelverschwendung“, sagt Wenzel, „kommt bei mir nicht vor.“ Über ihrem Kühlschrank trocknet in einem kleinen Behälter ein wenig Kaffeesatz, daraus wird dann Hautpeeling gemacht. Ihr Putzlappen für das Geschirr ist wiederverwertbar, die Putzbürste ist aus Holz.

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