Rochaden im Salzburger Messesommer

Die Galerie Ruberl zeigt in Salzburg in der Sala Terrena eine Sonderschau von Arnulf Rainer, darunter auch das Werk „Starker Strom“.
Die Galerie Ruberl zeigt in Salzburg in der Sala Terrena eine Sonderschau von Arnulf Rainer, darunter auch das Werk „Starker Strom“.Galerie Ruberl
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In Salzburg überbrückt die Kunstbranche das Sommerloch. Heuer ist zu den beiden bisherigen Messen eine dritte am Flughafen dazugekommen. Das ist sehr viel Kunst für eine kleine Stadt − ein Überblick.

Im Sommer verlagert sich das kulturelle Geschehen nach Salzburg. Die Festspiele locken internationales, kaufkräftiges Publikum in die Stadt, und in entspannter Urlaubsatmosphäre sitzt auch das Geld lockerer. Das nützt die Kunstszene für sich, denn der Sommer ist auf dem Kunstmarkt sonst eine tote Zeit. Seit 2007 gibt es parallel zu den Festspielen eine Kunstmesse in der Salzburger Residenz. Doch die heiße Ferienzeit ist schwieriger zu bedienen als etwa Ostern. Da sind einmal die höheren Temperaturen, die auch Festspielgäste während des Tages lieber die umliegenden kühlen Wälder oder Seen aufsuchen lassen. Und für die Einheimischen gilt: Wer nicht gerade zu den Festspielen geht, ist auf Urlaub.

In den vergangenen Jahren gab es einige Wechsel bei den Messebetreibern. 2015 übernahm schließlich die Messemacherin Alexandra Graski-Hoffmann, die mit Festspielausstellungen viel Erfahrung hat, die Sommermesse. Sie ist auch die Veranstalterin der Salzburger Art & Antique zu Ostern. Nun hat sie eine kleine, feine Messe mit elf österreichischen und deutschen Kunsthändlern zusammengestellt, die Kunst von der Antike bis zur Gegenwart bietet. Während zu Ostern die Messe in den prunkvollen Räumen stattfindet, weicht Graski-Hoffmann im Sommer auf ein klimatisiertes Zelt im Residenzhof aus, um einen Rundgang selbst bei hohen Temperaturen angenehm zu gestalten. Heuer läuft die Messe von 10. bis 18. August.

Pelz wirbt ab. Ebenfalls seit 2015 gibt es den Kunstsalon Salzburg, der in der prunkvollen Sala Terrena in der Universität logiert. Diese Messe organisiert eine Gruppe von Händlern selbst. Ursprünglich waren das Thomas Salis, Wienerroither & Kohlbacher (W&K), Johannes Faber, Galerie Ruberl und der deutsche Händler Beck & Eggeling.

Auch heuer gibt es den Kunstsalon wieder, er läuft schon seit 3. August und hat bis 25. August offen. Doch sind es nur noch vier Händler, weil Fotospezialist Johannes Faber zur Konkurrenz gewechselt ist. Denn seit heuer gibt es mit Wolfgang Pelz einen dritten Messeanbieter. Pelz hat bereits von 2009 bis 2014 die Art Salzburg organisiert, die dann von Graski-Hoffmann übernommen wurde. Diesmal versucht er sein Glück am Salzburger Flughafen. Er will die internationale Klientel ansprechen, die dort landet und abfliegt. Der Name lautet entsprechend Salzburg International Art Fair, sie läuft ebenfalls von 10. bis 18. August. Viel Charme versprüht der Terminal zwei nicht, und er ist auch weitab vom Schuss. Die beiden anderen Messen sind in direkter Nachbarschaft zu den Festspielstätten im Zentrum. Da helfen vermutlich auch der extra auf der Website beworbene riesige Parkplatz und das Shuttleservice nicht viel. Dennoch ist es Pelz gelungen, einige der Aussteller, die auch auf der Art Austria in Wien dabei sind, für Salzburg zu gewinnen. Die Mehrzahl der Aussteller zeigt zeitgenössische Kunst. So findet man hier die Galerie Lisa Kandlhofer mit Alina Kunitsyna und Markus Redl, Silvia Steinek mit Werken von Gerold Tusch und Clemens Wolf, Mario Mauroner mit Skulpturen von Madeleien Erkhemer, Ferro, Tony Cragg, Bruno Peinado und Fabrizio Plessi sowie die Galerie Krinzinger, die dort das Jonathan Meese Art Project zeigt. Unter den Händlern sind unter anderem die Galerie bei der Albertina sowie Koveck Spiegelgasse und Susanne Bauer anzutreffen. Sie zeigen eine kleine Auswahl ihres klassischen Programms. Insgesamt sind 30 Aussteller vertreten.

Der Kunstsalon hat hingegen wieder eine Mischung aus internationaler Klassischer Moderne, Kunst nach 1945 und singulären zeitgenössischen Positionen. Zudem macht die Galerie Ruberl eine Sonderpräsentation von Arnulf Rainer mit Face-Farce- und Body-Pose-Arbeiten. 1972 wurden Kreuzübermalungen und Face Farces auf der Documenta 5 gezeigt, 1978 auf der Biennale in Venedig. Neben Rainer gehört zu den Höhepunkten in der Sala Terrena ein „Bauernbursche auf Balkon“ von August Macke. Das Werk stammt aus einer produktiven Schaffensphase während eines Aufenthalts am Tegernsee von 1909 bis 1910. Blickfänge sind auch „Die Sinnende“ von Egon Schiele, ein „Kauernder Halbakt“ von Gustav Klimt, ein „Kniendes Mädchen“ von Oskar Kokoschka und „Early Spring“ von Yayoi Kusama.

Antike bis Gegenwart. Auf der Art & Antique schließlich findet man das breiteste Angebot. Dazu gehören aus der Antike bei Christoph Bacher eine Scheintür des Sieglers des Königs Dagi für 80.000 Euro und eine Bronze-Statuette der Venus für 38.000 Euro. Den antiken Helden Theseus lässt Georges Braque im Streitwagen reiten, zu finden beim Kunsthaus Wiesinger. Am Stand von Kolhammer & Mahringer findet man eine bezaubernde Keramik von Pablo Picasso für 18.800 Euro; bei Lilly's Art die Bilderuhr „Der Rheinfall bey Schaffhausen“ von C.L. Hoffmeister für 34.000 Euro und eine „Glückliche Familie“ von Ferdinand Georg Waldmüller. Mit den „Pfingstrosen“ von Anton Faistauer hat Kunsthandel Freller einen Salzburger Maler im Angebot. Erstaussteller Markus Strassner hat passend zum nahen München das Gemälde „Am Bootssteg“ von Edward Cucuel ausgewählt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.08.2019)

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