Chinesen fliegen auf Kryptogeld

Handelsstreit und Yuan-Schwäche fördern digitale Handelsplätze.

London/New York. Der Handelsstreit mit den USA und die Yuan-Schwäche treiben immer mehr Chinesen in digitale Zahlungsmittel, sagen Marktteilnehmer von Asien bis New York. Genaue Zahlen über Volumina im Kryptohandel sind zwar äußerst schwer zu bekommen, doch von Chinesen genutzte Krypto-Handelsplätze verzeichnen deutliche Zuwächse.

Einige größere Investoren schichteten Geld in Kryptowährungen um, sagt Andy Cheung, Leiter der bei Chinesen beliebten Plattform OKEx in Malta.

Während der Yuan-Talfahrt konnte die älteste und wichtigste Cyberdevise Bitcoin sieben Prozent zulegen. Die Marktkapitalisierung von Kryptowährungen wuchs um neun Prozent. Das ließ Experten spekulieren, ob einige chinesische Investoren sich vom Yuan trennten und digitale Währungen kauften. Mati Greenspan, Analyst bei der Börse eToro, stellt einen sprunghaften Anstieg des Volumens aller Kryptowährungen auf der Handelsplattform von eToro fest, weltweit als auch in China und Hongkong.

Ob die Käufe wirklich von Chinesen stammen, kann Greenspan trotz sich verdichtender Hinweise nicht belegen. Digitale Brieftaschen können mit der Blockchain-Technologie zwar verfolgt werden, der Standort von Sendern und Empfängern bleibt aber ein blinder Fleck. In China wurden zudem 2017 Kryptoplattformen von der Regierung verboten. Strenge Kapitalkontrollen lassen Chinesen wenig Optionen, Geld ins Ausland zu schaffen. Auch das macht Kryptowährungen attraktiv.

Das Börsenverbot für Cyberdevisen hat die chinesischen Marktteilnehmer aber nicht ferngehalten. Der Großteil des chinesischen Kryptohandels habe sich auf alternative Handelsplätze und auf Chatgruppen im Messengerdienst WeChat verlagert, heißt es.

Laut Jehan Chu, Manager des Hongkonger Kryptofonds Kenetic, hat sich das chinesische Handelsvolumen in den letzten drei Monaten mehr als verdoppelt. Aus Anlegersicht spannend ist es auch, mit Arbitrage-Handel zwischen Yuan, Hongkong-Dollar und der Kryptowährung Tether Geld zu verdienen. Dabei werden Kursunterschiede ausgenützt. (Reuters)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.08.2019)

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