Rudern: Die neue Verliebtheit im Viererboot

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�STERREICHISCHER RUDERVERBAND (�RV) WM-VORSCHAU: SIEBER(c) APA/HERBERT NEUBAUER
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Bernhard Sieber zählt zu den routinierten ÖRV-Startern bei der Heim-WM in Ottensheim. Mit der Bootsklasse haben auch die eigenen Perspektiven gewechselt, der 29-Jährige weiß das erarbeitete Teamgefühl zu schätzen.

Ottensheim/Wien. Heim-Weltmeisterschaften sind für Sportler ganz besonders, als „super geil“ bezeichnet Ruderer Bernhard Sieber die laufenden Titelkämpfe in Linz-Ottensheim. Im Leichtgewichts-Doppelvierer belegte der 29-Jährige gemeinsam mit Bruder Paul Sieber, Philipp Kellner und Sebastian Kabas im Vorlauf den dritten Rang und tritt heute (11.41 Uhr, live ORF Sport+) in der Zwischenrunde an.

Die Sieber-Brüder zählen gemeinsam mit Magdalena Lobnig, die sich im Einer souverän für das Viertelfinale am Mittwoch qualifiziert hat, zu den Routiniertesten im jungen ÖRV-Team, das Trio hielt bei Olympia 2016 die rot-weiß-rote Fahne hoch. Damals saßen die Siebers gemeinsam im LG-Zweier, in der internen Ausscheidung im Frühjahr verpasste das Duo diesmal den Sprung in die olympische Bootsklasse. In der unmittelbaren Enttäuschung über das knappe Aus dachte Bernhard Sieber sogar kurz über das Karriereende nach. Doch die ersten Gespräche in der Vierergruppe stimmten ihn positiv, mit jedem Training wuchs der Glaube an das gemeinsame Potenzial und Platz zwei im Weltcup im Juni bestätigte das Quartett auf dem eingeschlagenen Weg. „Ich bin stolz Teil dieser Geschichte zu sein.“

Im Unterschied zum Zweier sei es zwar leichter in das Momentum hineinzufinden, dafür falle das Feedback bei Fehlern weniger unmittelbar aus, erklärt der ältere der Sieber-Brüder. Er selbst gibt auf der Zweierposition die Kommandos und führt, die Harmonie im Boot stimmt. „Das ist wie das Verliebtsein in einer Paarbeziehung, das kann man nicht wirklich erklären“, sagt der Wiener. Die eigene Routine ergänze sich perfekt mit Neugier und Unbefangenheit der Neulinge. „Wir haben gelernt, was gute Kommunikation an Sicherheit, Ruhe und Vertrauen gibt. Das hat uns stark gemacht.“

Vier Jahre zuvor, auf dem Weg nach Rio habe eine ganz andere Stimmung geherrscht. „Irre“ nennt Sieber den damals auch selbst erzeugten Druck, der mit dem zwölften Rang ein enttäuschendes Ende nahm. All diese Erfahrungen lässt Sieber in seine Arbeit als Trainer und Coach einfließen.

Die Olympia-Hoffnung hat der 29-Jährige noch nicht aufgegeben. „Der Wunsch noch einmal teilzunehmen, ist sehr groß.“ Im Hinblick auf Tokio 2020 hängt viel von der Dynamik im Team ab, ob Matthias Taborsky/Julian Schöberl, die aktuelle Zweier-Formation bestreitet ebenfalls am Mittwoch ihr Viertelfinale, in Ottensheim die erste Chance nützen und den Quotenplatz für Tokio holen. Beschlossen scheint jedenfalls der Olympia-Abschied des Leichtgewichts-Rudern nach 2020. Einen weiteren Neustart in der offenen Klasse möchte Sieber nicht gänzlich ausschließen, doch erst einmal gilt die Konzentration „zu 100 Prozent“ dem Vierer und der WM. „Wir haben die Chance, unsere Geschichte vor Heimpublikum zu krönen.“ (swi)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.08.2019)

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