Slowenien: Im Schutz der Steine

Wie ein Bienenstock. In Štanjel drängen sich auf einer Anhöhe die Häuser dicht aneinander.
Wie ein Bienenstock. In Štanjel drängen sich auf einer Anhöhe die Häuser dicht aneinander. Carolina Frank
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Genuss in beschaulichen Steindörfern, Ruhe beim Wandern zwischen Weinreben und sanften Hügeln: Im slowenischen Karst achtet man auf leibliches Wohl und die Umwelt.

Wenn man alle Steine aneinanderlegt, wird der Haufen länger als die Chinesische Mauer“, sagt Urban Grmek Masič. Der im Karst ansässige Slowene vom Tourismusinstitut Komen ist an diesem Tag als Fremdenführer unterwegs, um auf einer ausgeschilderten Wanderroute durch die hügelige Wald- und Wiesenlandschaft von einem Dorf zum nächsten zu marschieren. Der Weg geht zunächst durchs beschauliche Örtchen Tomačevica, und: vorbei an viel Stein. In schmalen Gassen drängen sich renovierte und denkmalgeschützte Steinfassaden und Natursteinmauern aneinander, bunt blitzen dazwischen Haustore hervor, meist in Grün. Auf den Torbögen sind Motive, Namen der Eigentümer und die Jahreszahl des Baus eingemeißelt. Der viele Stein soll vor der erbarmungslosen Bora schützen, dem böigen Adriawind. Auch wenn die steinernen Fronten Blicke zunächst abweisen – schnell ist man doch drinnen willkommen, im einladenden Innenhof mit Balkon, der zur typischen Karstarchitektur gehört. Weit kommt man also nicht, schon locken Einheimische zum Glas selbst erzeugten Likörs. Man kennt sich aus der regionalen Theatergruppe, die gerade ein Stück über eine Intrige im Karst probt – die Dörfer sind hier überschaubar, reger Austausch ist wichtig.

Steinig. Eintauchen in Wälder und Geschichte: Damjan Pirec zeigt die Gegend um Volčji Grad.
Steinig. Eintauchen in Wälder und Geschichte: Damjan Pirec zeigt die Gegend um Volčji Grad.Carolina Frank

Vor einigen Karsthäusern vertiefen sich Dolinen: In ihnen baut man da und dort Gemüse an. Zum Kultivieren des Landes wird Stein von fruchtbaren Flächen abgetragen und andernorts gestapelt, sodass solche Haufen den Wegrand beim Streifzug durch die Gegend säumen. Ein Täuschungsmanöver, könnte man meinen, denn karg ist der Karst längst nicht: Kaum ist das Dorf verlassen, blüht Holler zwischen Wildblumen, dahinter beginnen Wälder, in denen sich geschützte alte Linden neben Pinien reihen. Sie wurden in der österreichisch-ungarischen Monarchie aus Wien importiert: Auch sie sollten die Kraft der Bora zu dämpfen. Auf der mehrstündigen Genusstour kann man dann fortlaufend sehen, schmecken, spüren: Die Karstregion Komen setzt auf sanften, langsamen Öko-Tourismus.

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