In St. Georgen steht man den Spekulationen über ein unbekanntes, unterirdisches Konzentrationslager eher skeptisch gegenüber. Aber es gibt den Wunsch nach mehr Aufmerksamkeit und mehr Forschung.
St. Georgen. Knapp 4000 Einwohner zählt heute die Mühlviertler Marktgemeinde St. Georgen an der Gusen. Und praktisch mitten im Ort befindet sich ein Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg, nämlich eine Stollenanlage, in der Häftlinge und Zwangsarbeiter vom etwa drei Kilometer entfernten KZ-Lager Gusen unter schwierigsten Bedingungen Flugzeugteile herstellen mussten. Tausende starben. Heute sind nur mehr die Eingangstore zu sehen, nur mehr ein kleiner Teil der Stollen ist öffentlich zugängig.
Schon damals hat die – noch kleine – Bevölkerung gewusst, dass hier die NS-Schergen brutal gegen die Häftlinge vorgingen. Aber was genau in den Stollen vorging, war kaum bekannt. „Wir hatten wenig Gelegenheit Details zu erfahren. Die Stollen waren weiträumig abgesperrt, die wachhabenden SS-ler erzählten nichts. Und außerdem wurde uns ständig mitgeteilt, dass hier ohnehin nur böse und schlechte Menschen inhaftiert sind“, sagt eine heute 91-jährige Zeitzeugin, die nahe den Stollen aufgewachsen ist.