OECD-Studie: Der Bachelor scheint in Österreich zu wenig zu sein

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Studie „Bildung auf einen Blick“ stellt Hochschul- und Schulsystem ein Attest aus.

Wien. Es ist so etwas wie eine jährliche Gesundenuntersuchung für das Bildungssystem. Es werden alle Werte überprüft und Befunde ausgestellt. Das gestern, Dienstag, veröffentlichte Attest der OECD-Studie „Bildung auf einen Blick“ beinhaltet für den Bachelor eine wenig erfreuliche Diagnose.

Der Arbeitsmarkt in Österreich hat sich offenbar noch nicht ganz an den Bachelor gewöhnt. Dabei wurde der Bologna-Prozess, durch den sich die Struktur in Bachelor, Master und PhD gliedert, bereits vor 20 Jahren angestoßen. Heute haben nur 79 Prozent der Bachelorabsolventen in Österreich einen Job. Das ist OECD-weit eine der niedrigsten Raten. Geringere Werte weisen nur Griechenland, Italien (je 73 Prozent), die Türkei, Slowakei (je 76) und Südkorea (77) auf. Der Schnitt liegt bei 84 Prozent.

Doch was bedeutet das konkret? Sind Bachelorabsolventen auf dem heimischen Arbeitsmarkt noch immer wenig begehrt und kaum akzeptiert? Die Antwort darauf ist nicht einfach. Eine Beschäftigungsquote von 79 Prozent unter Bachelorabsolventen bedeutet nicht, dass die übrigen 21 Prozent arbeitslos und auf dem Arbeitsmarkt chancenlos sind. Sie können arbeitslos sein, nicht arbeiten wollen oder auch weiter studieren. Darüber gibt die Zahl keine Auskunft. Sie zeigt nur, dass sie – anders als in vielen anderen Ländern – nicht sofort in einen Job wechseln.

Techniker neigen zum Master

Anfangs habe das, sagt René Sturm vom Arbeitsmarktservice zur „Presse“, wohl tatsächlich viel mit der fehlenden Akzeptanz auf dem Arbeitsmarkt zu tun gehabt. Die Arbeitgeber hätten sich unter dem neuen Abschluss wenig vorstellen können. Heute seien die Zweifel „weitestgehend ausgeräumt“, sagt Sturm. Das ändere aber wenig daran, dass die meisten Studenten an das Bachelor- noch ein Masterstudium anschließen.

Das belegt auch die Studierendensozialerhebung aus dem Jahr 2015. Laut dieser setzen 72 Prozent der Bachelorabsolvent an Universitäten innerhalb von zwei Jahren mit einem Masterstudium fort. Je nach Studienrichtung ist die Übertrittsquote unterschiedlich hoch – von 59 Prozent in den sozial- und in den wirtschaftswissenschaftlichen Fächern bis zu 92 Prozent in den Ingenieurwissenschaften.

Das passt nicht ganz mit den Werten im OECD-Befund zusammen. Das könnte an den vielen Nebenjobs liegen. (j. n.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.09.2019)

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