Land- und Herrenhäuser

Wohnen wie in Downton Abbey

Das Herrenhaus in Maria Anzbach lockt mit 12.000 Quadratmetern Garten.
Das Herrenhaus in Maria Anzbach lockt mit 12.000 Quadratmetern Garten. (c) Marshall
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Wohnsitze, wenn Wochenendflüge aus der Mode kommen.

In den vergangenen Jahren waren Land- und Herrenhäuser auf dem Markt der Luxusimmobilien ein wenig ins Hintertreffen geraten. Denn während die ältere Generation die gediegenen Liegenschaften abseits des städtischen Trubels noch für die Wochenenden, Feiertage und Familienfeste zu schätzen wusste, zog es die Jüngeren statt in den Land Rover eher an den Flughafen. Von dort aus ließen sich Städtetrips in die Metropolen Europas oder verlängerte Wochenenden im Haus am Meer ähnlich realisieren wie ein Aufenthalt auf dem guten alten Landgut.

Mit dem wachsenden Klimabewusstsein, das Kurzurlaube per Flugzeug gerade mächtig aus der Mode geraten lässt, könnte den Jagdschlössern, Bauern- und Vierkanthöfen bald wieder eine Renaissance ins Haus stehen. Objekte, in denen sich die freie Zeit mit gutem Gewissen genießen lässt, gibt es genug.

Manche liegen sogar so nahe bei Wien, dass allein die Anfahrt zum nächsten Flughafen länger dauern kann als das gemütliche Ankommen beim Haus auf dem Land. Die Vorstellungen davon, was ein Aufenthalt auf dem Land – außer guter Luft, Natur und Entspannung – bieten soll, sind weit gestreut. Einige Möglichkeiten:


• Für Reiter:
In Maria Anzbach steht aktuell ein herrschaftliches Anwesen zum Verkauf, das mit zehn Hektar großem Grund so ziemlich alles aufweist, was man gemeinhin mit dem Traum vom Landleben assoziiert: Pferdestallungen und Koppeln, einen Teich zum Fischen mit zugehörigem Fischerhaus und einen 12.000 Quadratmeter großen Garten samt Altbaumbestand, Swimmingpool und Poolhaus. Das Wohnhaus des erhöht liegenden Anwesens steht dem in nichts nach: Das schlossartige Hauptgebäude wurde 1850 gebaut und erstreckt sich über 800 Quadratmeter Wohnfläche – sollte das zu beengend sein, können weitere 200 Quadratmeter des bereits teilausgebauten Dachgeschoßes zusätzlich adaptiert werden. Derzeit wird hier auf zwei Etagen in nicht weniger als 16 Zimmern mit fünf Bädern residiert, darunter befinden sich drei Salons, ein Speisezimmer, eine Wohnküche, eine Zirbenstube, eine Bibliothek mit Balkon, ein Büro, vier Schlafzimmer mit eigenem Bad und eine Gästewohnung. Außerdem gibt es im Keller neben einem Wellnessbereich einen Weinkeller mit Degustationsraum. Das komplette Ensemble steht um 4,99 Millionen Euro zum Verkauf. Eine „abgespeckte“ Variante, die das Haus zwar mit 12.000 Quadratmetern Garten, aber ohne Stallungen und Koppeln umfasst, ist um 3,49 Millionen Euro zu haben. Vermittelt wird das Anwesen über Marschall Immobilien.


• Für Skifahrer:
Ein 300 Jahre alter Berghof mit dem begehrten „Ski in/Ski out“-Attribut wartet aktuell auf der Planai mitten in der Skischaukel Reiteralm-Hochwurzen-Planai-Hauser-Kaibling auf neue Besitzer. Die Immobilie kommt nicht nur mit besonderer Lage, sondern auch mit einer langen Historie daher. Schließlich reicht die Hauschronik bis ins Jahr 1632 zurück.

Das hohe Alter war dem Berghof anzusehen, im Jahr 1973 sollte das Haus abgerissen werden. Allerdings fanden sich seinerzeit neue Eigentümer, die in mühevoller Kleinarbeit gehackte Balken und Altholz sammelten und in die Renovierungsarbeiten integrierten. Damit schufen sie eine Atmosphäre, die wohl am ehesten mit dem Wort „urig“ zu umschreiben ist. Im Untergeschoß des 200 Quadratmeter großen Hauses finden sich neben der Küche mit Essecke und einem holzbeheizten Herd eine Stube und ein Schlafzimmer mit eigenem Bad. Im Obergeschoß gibt es vier weitere Kammern, die mit schweren, dunklen Holzdecken Behaglichkeit ausstrahlen. Der Schieferstein-Zugang zum Keller wurde außerdem zu einem Weinkeller ausgebaut. Der Wellnessbereich befindet sich auf dem 635 Quadratmeter großen Grundstück im „Zuahäusl“ mit ebenfalls handgehackten Holzbalken, das von einem Abrisshof aus dem Jahr 1770 stammt. Heute kommt es mit einer Sauna mit Ruheraum und Tauchbecken daher und beherbergt Gäste in einem eigenen Bereich mit Bad. Vermittelt wird das Haus über Marlies Muhr Immobilien, der Kaufpreis beträgt 1,49 Millionen Euro.

• Für Nostalgiker:
Auf einen echten Liebhaber in Sachen Landsitz wartet eine Liegenschaft im Pinzgau, die neben großen Ausblicken vor allem eine lange Liste großer Namen vorweisen kann, die hier bereits die Landschaft genossen haben. Herbert von Karajan, Nobelpreisträger Karl von Frisch, Fürst Ulrich Kinsky und der deutsche Bundespräsident Theodor Heuss zählten hier einst zu den Gästen auf 900 Metern Seehöhe, um nur einige Namen zu nennen. Die künftigen Besitzer können hier ihre Besucher unter anderem mit Wasser aus der eigenen Quelle bewirten und mit insgesamt 24,5 Hektar eigenem Wald und Wiesen größtmögliche Privatsphäre genießen. Bebaut ist das Land derzeit mit einem Bergbauernhof, der über 250 Quadratmeter Wohnfläche verfügt. Darüber hinaus gibt es über dem Stall eine Tenne in Altholz, an deren Stirnseite sich eine weitere Wohnung mit 105 Quadratmetern findet. Der Preis für das Ensemble wird auf Anfrage verraten und liegt als Liebhaberpreis über dem Sachwert. Vermittelt wird der Berghof über die Realkanzlei Kurz in Salzburg.


• Für Jagdfreunde:
Mit prominenten Bewohnern in der Vergangenheit kann auch ein herrschaftliches Jagdhaus im steirischen Kalwang im Murtal aufwarten: Dieses diente einst als Gästehaus des Barons Gutmann, der seine Besucher stilgerecht unterzubringen wusste. Das Haus wurde um 1900 aus Massivholz in Blockbauweise errichtet. Die 460 Quadratmeter Wohnfläche verteilen sich auf insgesamt drei Etagen. Unter den Räumlichkeiten finden sich großzügige Salons und Speisezimmer, die elegant mit Antiquitäten und Kachelöfen ausgestattet sind. Außerdem stehen Schlafzimmer und vier Bäder für die Unterbringung von Gästen zur Verfügung. Sie können dort den sprichwörtlichen Wildbach rauschen hören, der direkt unterhalb des Hauses vorbeiführt, und sich im hauseigenen Badeteich erfrischen. Vermittelt wird das Haus über Spiegelfeld Immobilien, der Preis wird nur auf Anfrage genannt. (sma)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.09.2019)

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