Marokko als Spaniens „Türsteher“ in Afrika

Spanien liegt  Marokko, und somit Afrika, so nahe.
Spanien liegt Marokko, und somit Afrika, so nahe.(c) REUTERS (Jon Nazca)
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Die linke Regierung von Pedro Sánchez gibt sich sehr migrantenfreundlich, hat aber mit Marokko sehr wohl einen harten Grenzschutz organisiert.

Das Schlauchboot ist voll Wasser und schlingert in den Wellen der Meerenge von Gibraltar. Vier Männer paddeln, ein Fünfter schippt mit einem Kübel eingelaufenes Wasser über Bord. „Jede Sekunde konnten wir sinken“, erzählt Thomas aus Kamerun. Er saß mit im Boot und hat ein Handyvideo aufgenommen. Man sieht, wie Wasser von allen Seiten auf die knienden Insassen spritzt, die bis auf die Haut nass sind und wild herumschreien.

„Wir dachten, es ist Zeit zu sterben“, erinnert sich der 27-Jährige. Über drei Stunden mussten die Männer ausharren, bis sie ein Schiff der marokkanischen Marine rettete. „Das war eine Enttäuschung“, sagt Thomas. „Wir hatten doch die spanische Seenotrettung gerufen, aber die kam nicht.“ Also mussten die Kameruner zurück nach Marokko. Ihr Traum vom „goldenen Europa“ war zerplatzt. Dieser Traum treibt viele andere Migranten aus Afrika ins marokkanische Königreich. Und alle wollen nach Spanien übersetzen.

„Wir hatten einfach Pech“, glaubt Thomas, und will einen neuen Versuch starten. Aber mit Pech hat die gescheiterte Überfahrt nichts zu tun. Es steckt System dahinter. Denn seit Februar hält sich Spaniens Küstenwache vor Gibraltar zurück. Dafür springen die Marokkaner ein. Das ist Teil eines Deals zwischen Madrid und Rabat, um Migranten von Europa fernzuhalten. Und das mit großem Erfolg. Die Migrantenzahlen sanken um 70 Prozent und fallen von Monat zu Monat weiter.

Der „große Retter“ in Madrid

Die Abmachung passt kaum zum humanen Image, mit dem Spaniens linke Regierung sonst in der Migrationsfrage auftritt. Premier Pedro Sánchez (47) offeriert gern Häfen für umstrittene NGO-Schiffe, die in Italien oder Malta nicht ankern dürfen. „Spanien hilft immer in humanitären Notfällen. Wir brauchen eine geordnete und solidarische europäische Lösung“, twitterte Sánchez, als wäre er der große Retter.

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