Wikipedia-Gründer Jimmy Wales: „Falls die Türkei mich festnimmt...“

Jimmy Wales: „Mehr als 90 Prozent unserer Spenden kommen aus der allgemeinen Bevölkerung, nicht von Tech-Firmen.“
Jimmy Wales: „Mehr als 90 Prozent unserer Spenden kommen aus der allgemeinen Bevölkerung, nicht von Tech-Firmen.“ (c) Daniel Novotny
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Wikipedia-Gründer Jimmy Wales über den Rechtsstreit mit der Türkei um die Sperre der Enzyklopädie und warum China bei der Blockade klüger vorgeht.

Die Presse: Sie sind einer der bekanntesten Internetunternehmer, aber nicht so reich wie andere. Mark Zuckerberg oder Bill Gates sind Milliardäre. Ihr Vermögen wird auf eine Million Euro geschätzt. Gibt es ein Problem, wie  Leistung für die Gesellschaft bewertet wird?

Jimmy Wales: Nein, das glaube ich nicht. Das ist kein großes soziales Problem.

Wikipedia könnte Werbeeinnahmen in Millionenhöhe jährlich erzielen. Warum verzichten Sie darauf?

Wikipedia lebt von der Gemeinschaft und unserer Mission: Eine freie Enzyklopädie für jeden in seiner eigenen Sprache. Uns geht es vor allem um den Schaffungsprozess. Alle Organisationen folgen dem Geld. So ein Geschäftsmodell kreiert Anreize, denen man schwer widerstehen kann. Wikipedia setzt keine Klickköder aus. Wir versuchen niemanden zu Artikeln zu drängen, die einen besseren Werbeumsatz haben. Wikipedia bleibt der  Mission treu, damit auch die nächste Milliarde Menschen die Enzyklopädie nutzen kann.

Also würden Sie nie eine Paywall einführen?

Nein, auf keinen Fall. Das macht für uns keinen Sinn.

Österreich steckt wie die USA im Wahlkampf. Fakten sind in dieser Zeit besonders wichtig. Wie verifiziert man Informationen?

Zuverlässige Quellen sind der wichtigste Grundsatz bei Wikipedia. Die Wikipedia-Gemeinschaft diskutiert und entscheidet, was eine zuverlässige Quelle ist und was nicht. In der allgemeinen Gesellschaft aber haben wir eine Krise. Professioneller Journalismus steht seit Jahren unter einem unglaublichen hohen finanziellen Druck. Die Anzahl der arbeitenden Journalisten ist viel kleiner als sie einst war. Wir müssen darüber nachdenken, wie wir Journalismus richtig finanzieren.

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