Interview

Petre Ognjanovski: „Das goldene Chefzimmer hat ausgedient“

Bürokonzepte entwirft Petre Ognjanovski ebenso wie Maßmöbel. Sein Hund ist meist dabei – und seine Kamera.
Bürokonzepte entwirft Petre Ognjanovski ebenso wie Maßmöbel. Sein Hund ist meist dabei – und seine Kamera.(c) Ognjanovski
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Wo steht der Schreibtisch ideal? Und wie funtkioniert das gesamte Büro besser? Interieur-Experte Petre Ognjanovski erstellt Living Concepts für Büros, Wohnungen oder Firmen, zum Beispiel kürzlich für das neue Grazer Cargocenter. Was er über die Trends im Büro verrät – und über Kaffeepausen.

Wie gehen Sie bei der Planung vor?

Ich sehe mir die Wünsche oder den bestehenden Ort genau an, samt Lichteinfall, und erstelle eine Visualisierung. Dann geht es an die Planung, oft wird das passende Mobiliar maßgefertigt.

Und wie sehen die Wünsche aus?

Das kommt ganz auf die Benutzer an! Der Trend beim Büro geht zum Wohlfühlen, Mitarbeiter sollen sich am Arbeitsplatz gut und stark fühlen können. Sonst kann man ja auch keine gute Leistung bringen.

Wie passt das zum derzeitigen Trend des Desk-Sharings? In vielen Büros sind Pflanzen oder Fotos mittlerweile tabu.

Da sind die Zugänge ganz unterschiedlich. Vor allem jene, die nicht jeden Tag da sind und viel von zu Hause arbeiten, sind Beprechungs- und Kommunikationszonen sehr wichtig. Wo man den Laptop hinstellt, ist nicht so wichtig, sondern dass es dort angenehm ist zum Arbeiten, das genügt. Dazu gehört auch, dass man nicht von Telefonaten oder lautem Reden der Kollegen gestört wird – weil es dafür eigene Bereiche gibt.

Dennoch wünschen sich viele Menschen einen Arbeitsplatz, der nur ihnen gehört.

Auch da suchen wir Lösungen, um beides verknüpfen zu können. Zum Beipiel einen Tisch mit aus- und einklappbaren Flächen, in denen Persönliches untergebracht werden kann, den nächsten Benutzer aber nicht tangiert.

Bürokonzept aus dem Hause Ognjanovski mit hellen Farben und reduziertem Design.
Bürokonzept aus dem Hause Ognjanovski mit hellen Farben und reduziertem Design.(c) Ognjanovski

Werden Arbeitszonen gerne angenommen?

Dass es Telefonräume gibt, begrüßen alle – und sie werden sehr vermisst, wenn es sie nicht gibt. Auch Rückzugsräume für vier bis sechs Personen mit Bildschirm sind gefragt – da lässt es sich im kleinen Team gut reden, und wenn einer etwas im Internet sucht, am Computer zeigen möchte, dann muss man nicht am Handy herumfitzeln, sondern hat einen großen Bildschirm parat, auf den jeder gut hinsieht. Man kann Ideen besser ausarbeiten, wenn man nicht über Tische hinweg kommuniziert oder sich vor dem Bildschirm eines Mitarbeiters versammelt.

Wie wichtig ist die soziale Komponente? Die Kaffeeküche?

Kaffee ist sehr wichtig! Tee natürlich auch. Im Trend liegt, nicht nur eine Art von Kaffee oder Tee zu haben – es gibt ja neben Filter- und Kapselkaffee auch Espressomaschinen, die den frisch mahlen, und alle haben ihre Fans. Einen Automaten für Heißgetränke hinzustellen, damit ist es schon lange nicht mehr getan, damit sich Mitarbeiter wohlfühlen.

Soll die Kaffeeküche Kommunikationszentrum oder eher Rückzugsort sein?

Beides – in Kombination mit den erwähnten Besprechungsräumen für Teams, in denen dann auch Persönliches besprochen werden kann, ohne dass alle zuhören. Es ist ja oft unglaublich, welche Geschichten die Leute beim Kaffeetrinken erzählen – das kann nicht alles für fremde Ohren bestimmt sein! Ich würde sagen, die Kaffeeküche ist der Ort fürs gemeinsame Entspannen und Genießen, wo sich keiner gestört und keiner störend fühlt.

Welche Materialien werden bevorzugt?

Auch das kommt ganz auf den Kunden an. Zu bemerken ist ein starker Trend hin zu schlichtem Design, ob nun Vollholz oder beschichtetes Resopal. Wobei Ökologie, auch im Zuge des Wohlfühlens, eine immer größere Rolle spielt. Besonders Holz ist stark nachgefragt.

Für die Chefs oder für alle?

Gute Frage – weil sich das immer mehr angleicht! Die Hierarchien werden flacher, das merkt man auch daran, dass alle Mitarbeiter die selbe Grundausstattung bekommen sollen. Vielleicht wird der Tisch des Chefs ein wenig größer sein, der Rollkasten breiter, aber die Materialien und die Verarbeitung soll gleich sein. Das „goldene" Chefzimmer als Statussymbol hat ausgedient.

Was sind die zukünftigen Statussymbole?

Ein tolles Büro für alle zu haben, in dem sich alle, vom Chef bis zum Gast, wohlfühlen. Und sicher auch maßgefertigte Möbel, die nicht protzen, sondern einfach supergut passen.

Maßanfertigung eines Schreibtischs.
Maßanfertigung eines Schreibtischs.(c) Ognjanovski

Welche Materialien bevorzugen Sie?

Ich mag Holz, aber auch Metall kann sehr gut verwendet werden. Und vor allem die richtigen Stoffe. Das ist ja auch für die Akustik sehr wichtig, dass man die richtigen Oberflächen wählt.

Wie lässt sich die Raumakustik optimieren?

Es darf auf keinen Fall hallen, und die Geräusche sollen gedämpft werden. Das erreicht man durch passende Oberflächen – perforiert oder strukturiert – für Wände, Decken und Böden, aber auch für Regale, Raumteiler und vieles mehr.

Wie kann man da in einem alten Büro nachrüsten – Teppich verlegen?

Das könnte man. Es ist aber wichtig zu wissen, dass Schall zuerst aufsteigt und daher die Decke sehr wichtig ist für die Geräuschkulisse. Es nützt nicht viel, nur Trennschränke oder Pinnwände aufzustellen – die überwindet der Schall ziemlich einfach und wird dann von einer glatten Decke zurückgeworfen, womöglich auf einen glatten Boden.

Was sind die Trends beim Lichtdesign?

Eine eigene Beleuchtung für jede unterschiedliche Tätigkeit wäre optimal. Es gibt noch viele Büros mit simplen Leuchtstoffröhren als einzige Beleuchtung – zum Tageslicht natürlich. Das ist ganz sicher nicht das Büro der Zukunft. Eine eigene, einfach einzustellende Schreibtischlampe sollte an jedem Schreibtisch stehen.

Was geht gar nicht? Tiere?

Das glaube ich nicht. Tiere sind bei keinem der Kunden ein Problem – sofern sie sich zu benehmen wissen, natürlich. Ich habe auch einen Hund, er hat seinen Ruheplatz unter dem Tisch und fühlt sich wohl. Sie können für das Soziale sogar von Vorteil sein. Wenn der Kollege sich keinen Hund halten kann, aber gerne würde, kann er mit dem Bürohund Gassi gehen – und allen gefällt es.

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