Kaschmir-Konflikt

Der riesige blinde Fleck im Himalaja

Symbolbild Region Kaschmir.
Symbolbild Region Kaschmir. (c) imago images / Klaus Rose (Klaus Rose)
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Was wirklich in der von Indien systematisch abgeriegelten Region passiert, weiß niemand: Amnesty International wirft den Indern schwere Menschenrechtsverbrechen vor.

Kaschmir ist zu einem riesigen blinden Flecken im Himalaja geworden: Seit Indiens national-hinduistische Regierung im August die Autonomie des mehrheitlich muslimischen Bundesstaates Jammu-Kaschmir abrupt beendet und die Gegend durch Internet- und Mobilfunknetzsperren isoliert hat, dringen nur wenige – und widersprüchliche – Meldungen aus dem abgeschotteten Tal.

„Medien haben nur begrenzten Zugang zu einigen Gebieten in der Hauptstadt Srinagar, es gibt kaum Informationen aus dem restlichen Kaschmir“, sagt Aakar Patel, Bürochef von Amnesty International in Indien, der „Presse“. Besonders beunruhigend dabei: Kaschmir sei inzwischen zu einer der militarisiertesten Gegenden der Welt geworden. Nach Aufhebung des Sonderstatus verstärkte Delhi mit 10.000 Paramilitärs die bereits massive Armeepräsenz.

Khan befürchtet Blutbad

Die Krise um das zwischen Indien und Pakistan aufgeteilte Kaschmir lässt alte Spannungen zwischen den Atommächten wieder gefährlich hochkochen. Pakistans Premier Imran Khan warnte gestern in seiner Rede vor der UNO-Vollversammlung vor einem Blutbad in Kaschmir und malte das Horrorszenario eines Atomkriegs zwischen den beiden südasiatischen Staaten an die Wand: „Wenn das schlecht läuft, hofft man auf das Beste, aber seid auf das Schlimmste vorbereitet.“ Der Hausarrest in Kaschmir müsse aufgehoben, der Autonomiestatus für die Region wieder hergestellt werden. Indiens Premier, Narendra Modi, hingegen erwähnte in seinem UN-Auftritt Kaschmir mit keinem Wort.
Indien wirft Islamabad vor, Terroristen über die Grenze zu schmuggeln und Separatisten zu unterstützen. Delhi behauptet ohnehin, das Leben in der Krisenregion kehre langsam zur Normalität zurück. Die Festnahmen Hunderter Lokalpolitiker und Journalisten seien zeitlich begrenzte „Präventivmaßnahmen“, um in der aufgeheizten Lage Gewaltausbrüche zu verhindern. Langfristig sollen Investitionen aus Indien Jobs schaffen und Kaschmir befrieden. Bisher war Nicht-Kaschmiris der Kauf von Land untersagt.

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