Uni Wien: Mängel bei Kommunikation

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Das Rektorat lässt derzeit den umstrittenen, seit 2004 geltenden Organisationsplan evaluieren, den man im Zuge des UG 2002 einrichtete.

Wien. Es ist ein mutiges Vorhaben der Uni Wien; mit den Ergebnissen kann sie nicht ganz zufrieden sein: Das Rektorat lässt derzeit den umstrittenen, seit 2004 geltenden Organisationsplan evaluieren, den man im Zuge des UG 2002 einrichtete. Das Rektorat stellt sich dabei in Kürze nicht nur der Beurteilung internationaler Experten – sondern ermöglichte auch den eigenen Mitarbeitern eine Bewertung. Kernelement ist eine Online-Umfrage des Instituts für Wissenschaftskommunikation und Hochschulforschung des IFF der Uni Klagenfurt. Die Ergebnisse hat die Uni Wien mittlerweile veröffentlicht, sie sollen der externen Evaluierung als Grundlage dienen.

Dabei (siehe Grafik) zeigte sich eines ganz klar: Vor allem an der internen Koordinierung scheint es an der größten heimischen Uni zu kranken. Bei der Bewertung nach dem Schulnotensystem vergab das wissenschaftliche Personal nur die Note 3,7. Kritisch wird von Mitarbeitern auch das Zusammenspiel von Dekanen (verantwortlich für sämtliche administrative und organisatorische Belange der Fakultäten) sowie Studienprogrammleitungen (verantwortlich für studienrechtliche und studienorganisatorische Themen) gesehen.

Die beste Note gab es (Wert: 2,3) für die sogenannten „Forschungsplattformen“, die zur Anschubförderung besonders innovativer interdisziplinärer Forschungsvorhaben gedacht sind. Angesichts der Kommunikationsprobleme ist dieser Erfolg in der inneruniversitären Diskussion derzeit allerdings in den Hintergrund gerückt: „Die Kommunikation ist das Hauptproblem an dieser Uni“, so Karl Ille, Assistenzprofessor und Betriebsrat für das wissenschaftliche Personal bei einer Podiumsdiskussion vergangenen Mittwoch.

Mit Blick auf die Ergebnisse des Berichts sollten „die Alarmglocken schrillen“, mahnte auch Senatsmitglied Rudolf Vetschera. Denn: „Wenn wir in der Kommunikation mittelmäßig sind, sind wir auf dem Weg, als Uni mittelmäßig zu werden“, so Vetschera. Er schließe aus dem Bericht, dass derzeit nur „Selbstgespräche der Subeinheitsleiter“ wirklich gut funktionieren.

Ruf nach Mitbestimmung?

Uni-Rektor Georg Winckler sieht die Lage weniger dramatisch. Die Kommunikation sei heute zumindest besser als früher. Überhaupt habe der Organisationsplan die Situation an der Uni verbessert: „Die Uni war früher im Eigentum der Fakultäten“, sagte der Rektor. Er glaube, dass hinter der vielfach geäußerten Kritik an der Kommunikation etwas anderes steckt. Viele Uni-Angehörige, so Winckler, hätten damit in Wahrheit mehr Mitbestimmung einmahnen wollen.

Ähnlich sieht das Veronika Helfert, Vorsitzende der ÖH Uni Wien. Sie beklagt zwar „informelle Informationsflüsse“, die der Organisationsplan eigentlich verhindern solle. Gleichzeitig will die Studentenvertreterin das Problem aber nicht auf die Ebene der Kommunikation reduzieren: Von einer Reform des Organisationsplans erwartet sich Helfert vor allem die gleichberechtigte Mitbestimmung aller Kurien. Auch Andreas Wöckinger von der studentischen Protestbewegung – als Vertreter der Audimax-Besetzer will er ausdrücklich nicht bezeichnet werden – pocht auf mehr Mitbestimmung für Studierende und für die nicht-wissenschaftlichen Mitarbeiter. Er sieht das Universitätsgesetz 2002 überhaupt als „Autounfall mit Blechschaden“.

Junge kritisieren Uni-Gesetz

Vor allem jüngere Uni-Mitarbeiter scheinen das ganz ähnlich zu sehen, das besagt auch der aktuelle Bericht: So haben bei den Wissenschaftlern insgesamt nur 13 Prozent eine positive Einstellung zum UG, knapp 45 Prozent sehen das Gesetz kritisch. „Wissenschaftler, die hierarchisch höher stehen, älter sind und über unbefristete Anstellungsverhältnisse verfügen, stehen dem UG 2002 tendenziell positiver gegenüber“, heißt es im Bericht. Unter den Skeptikern finden sich all jene, „die sich erst etablieren müssen und befristete Anstellungsverhältnisse aufweisen“.

Dass das Uni-Gesetz „alles andere als optimal“ ist, darüber waren sich auch bei der Diskussion am Mittwoch alle einig. Mit dem Organisationsplan werde man die Schwächen des Gesetzes jedoch „nicht ganz ausbügeln können“, wie es Max Kothbauer, Vorsitzender des Uni-Rats, formuliert.

Dennoch, und auch da herrscht im Grunde Übereinstimmung: Die Evaluation soll nicht ohne Folgen bleiben. Konkrete Reformvorschläge sind bislang dennoch weitgehend ausgeblieben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.05.2010)

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