Champions League

Salzburgs Schauspiel in Anfield

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Salzburg verlangte Liverpool alles ab, schaffte sogar den 3:3-Ausgleich und spielte tatsächlich um die Sensation, ehe Salah doch den 4:3-Endstand für den Titelverteidiger fixierte.

Liverpool. Für Salzburg war die Champions-League-Reise nach Liverpool ein echtes Erlebnis. Der Debütant war am zweiten Spiel der Königsklasse bei deren Titelverteidiger zu Gast. Die von Welttrainer Jürgen Klopp betreuten „Reds“ schonten keinen Star, sie hatten nach dem 0:2 in Neapel einiges gutmachen. Und spielten dementsprechend: flott, offensiv und kompromisslos. Liverpool glänzte mit Pässen, Stellungsspiel und Ideen, Doch der Außenseiter wehrte sich mit allen Mitteln der Kunst und überraschend effektiv. Salzburg unterlag nur knapp mit 3:4 (1:3).

Im zweiten Spiel der Gruppe E ließ SSC Napoli mit dem 0:0 bei Genk wichtige Punkte liegen. Das verleiht dem Aufstiegskampf neue Spannung. Die Italiener sind am 24. Oktober in Salzburg zu Gast.

Hwang schoss den Treffer zum 1:3.
Hwang schoss den Treffer zum 1:3.REUTERS

Liverpool startete, fulminant. Firmino (7.) hätte schon früh für klare Fronten sorgen können, verstolperte jedoch. Also blieb es Sadio Mané überlassen, gegen seinen Ex-Klub für die Führung zu sorgen. Sein Doppelpass mit Mo Salah war eine Augenweide, ließ die Abwehr ins Leere laufen, Keeper Stanković beim 1:0 (9.) keine Chance.
So sehr sich Salzburg bemühte, der Klassenunterschied war da nicht zu übersehen. Beim 2:0 (Robertson, 25.) herrschte in der Abwehr eigentlich bereits Chaos.

Erst das Lied, dann das Spiel

Aber, Fußball ist an der Anfield Road ja auch ein Schauspiel. Es ist imposant, wenn man sich im Bus der Hochburg nähert. Man sieht das Stadion schon von Weitem. Es ist nicht so pompös wie das Etihad-Stadium in Manchester (siehe Artikel unten) oder Wembley. Es wirkt dagegen klein, und ist innen dann auch geradezu mickrig im Vergleich. Und doch ganz anders, denn hier geben die Fans den „Ton“ an. Es ist einfach nur laut, 90 Minuten lang. Auf den Rängen wird jeder Pass gelebt, „Mo Salah“-Chöre gesungen. Es ist ein Kick und Musik-Festival. An der Anfield Road, einer der populärsten Adressen im Weltfußball, herrscht die weltbeste Atmosphäre.

Jürgen Klopp wachte mit Argus Augen
Jürgen Klopp wachte mit Argus Augenimago images/PA Images

Es beginnt beim Aufwärmen mit Musik. Aerosmith, RunDMC, Bob Marley – und ja: Opus. Oder „The Mission“. Selbst der DJ hat an der Anfield Road besonderes Fingerspitzengefühl. Dann ging es über zu „You'll Never Walk Alone“, diese Hymne trällerten 57.000 Zuschauer mit vollem Verve. Dann kam das Spiel, mit Toren, Fouls und Pfiffen. Aber die Zuschauer – Mittwoch mit 2644 Salzburgern – waren stets Teil des Geschehens.
Salah tanzte, ließ Abwehrspieler der Reihe nach stehen. Als der Ägypter zum 3:0 (36.) nach einem Firmino-Kopfball „abstaubte“, brandete ohrenbetäubender Jubel auf. Der aber schlagartig verstummte, als Hwang (39.) zurückschlug. 1:3, immerhin ein Tor – und die „Bullen“ spielten wieder mit. „Wake up“ brüllte einer. Zu recht: Hwang hatte Star-Verteidiger Van Dijk düpiert.

Håland kommt – und trifft!

Wiedersehen macht Freude, auch im Fußball ist das so, wenngleich es für Mané gegen seinen Ex-Klub Salzburg nicht ganz so leicht wirkte. Bei den Bullen schulte der 27-Jährige einst sein Stürmertalent. Hier lernte er Freunde kennen, fand seine zweite Familie. Doch dass er sich 2014 in einer Nacht-und-Nebel-Aktion und im Streit (2014, vor der CL-Qualifikation gegen Malmö) davongeschlichen hat, weil ihn der Lockruf aus der Premier League erreicht hatte. Was passiert wohl wäre, wäre damals er geblieben?

Sadio Mane trifft gegen seinen Ex-Klub
Sadio Mane trifft gegen seinen Ex-Klubimago images/Sportimage

Doch diese Frage stellt sich bei den „Bullen“ nicht mehr. Denn Salzburg spielte grandios mit. So beherzt, vor der Übermacht keineswegs kapitulierend. Und mit dem Glauben, das Unmögliche zu schaffen. Dieses Denken hat US-Trainer Jesse Marsch installiert. Und als Minamino zum 3:2 (56.) traf, brach in Englands Fußball-Hochburg Hektik aus. Die Fans trafen den Ton, ihre Stars das Tor nicht mehr. Und als Jungstar Håland, gerade zwei Minuten erst im Spiel, zum 3:3 (60.) traf, war Salzburgs Fanlager plötzlich tonangebend. Das passiert Gästen in Nordengland selten.

Doch nach einer unfassbaren Druckphase traf Salah zum 4:3 (70.). Erst dann schwebten die „Reds“ im Glück. Auch der Schlusspfiff kann an der Anfield Road manchmal ein Hochgenuss sein.

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