Nachruf

Italienischer Tenor Marcello Giordani 56-jährig gestorben

Marcello Giordani.
Marcello Giordani.(c) Staatsoper
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Er sang an allen großen Häusern von New York über Mailand bis Wien.

Als Prinz Kalaf schmetterte er seiner angebeteten Turandot ein müheloses hohes C entgegen; als Des Grieux an der Seite von Anna Netrebko in „Manon Lescaut“ war er ein tenoraler Kraftlackel mit unfehlbaren Höhen; als Caravadossi strahlte er genauso wie als Gustav III. in Verdis „Maskenball“ und als Arnold in Rossinis „Wilhelm Tell“: Marcello Giordani hat Wiener Opernfreunde in vielen Rollen erfreut. Nun hören sie erschüttert, dass dieser beliebte Tenor im Alter von nur 56 Jahren plötzlich gestorben ist.

Marcello Giordani, 1963 in Augusta (Syrakus, Sizilien) geboren, gewann 1986 den Gesangswettbewerb in Spoleto, ebendort debütierte er im selben Jahr als Rigoletto-Herzog. Er avancierte bald zu einem der international gefragtesten Tenöre seines Fachs, er sang an den bedeutendsten Häusern, an der Mailänder Scala, der New Yorker Met, dem Royal Opera House Covent Garden in London, der Pariser Oper, der Dresdner Semperoper, der Arena di Verona. Und natürlich an der Wiener Staatsoper, wo er bereits 1992 sein Debüt (als Sänger im „Rosenkavalier“) gab und 14 Partien in insgesamt 72 Vorstellungen sang. Sein letzter Auftritt hier war als Radames in „Aida“ am 2. Oktober 2016. Bei den Salzburger Festspielen sang er 2010 den Pollione in „Norma“.

Marcello Giordani war auch sehr um den Sängernachwuchs bemüht, gründete eine eigene Foundation zu dessen Förderung – und einen Gesangswettbewerb auf Sizilien. Dort ist er nun in seinem Heimatort an einem Herzinfarkt gestorben. Die Opernwelt hat einen großen Belcantisten verloren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.10.2019)

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