Standort

Österreich: Gut, aber nicht gut genug

Singapur hat sich an die Spitze gesetzt.
Singapur hat sich an die Spitze gesetzt. (c) imago images/Westend61 (hsimages via www.imago-images.de)
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Im Wettbewerbsranking des World Economic Forum landet Österreich auf Platz 21. Das ist zwar besser als im Vorjahr, aber noch lang kein Grund zu Freude. Hausaufgaben gibt es genug.

Wien. Wann immer in den vergangenen Jahren ein Ranking erschienen ist, das sich mit dem Thema Standort beschäftigte, konnte man sich einer Sache sicher sein: Österreich schafft es nicht, einen Spitzenplatz zu belegen – und ist von einem solchen meist weit entfernt. Daran hat sich auch jetzt nichts geändert.

Im am Mittwoch publizierten „Competitiveness Report 2019“ des renommierten Schweizer World Economic Forum schnitt die heimische Wirtschaft im internationalen Vergleich zwar besser ab als ein Jahr zuvor. Doch gibt es einen Wermutstropfen: Österreich machte lediglich einen Rang gut und landete auf Platz 21 von 141.

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„Ich würde die Veränderung nicht überbetonen, auch weil viele Länder knapp beieinander liegen“, sagt dazu Michael Peneder vom Wifo, das als WEF-Partner fungiert. Von 100 möglichen Punkten in Sachen Wettbewerbsfähigkeit erreichte Österreich 76,6 auf der Skala. Um das Land herum tummeln sich Staaten wie Israel, Belgien und Neuseeland. Singapur und die USA bilden wie schon im Vorjahr die Speerspitze – wenngleich sie diesmal die Ränge tauschten.

Damit es auch Österreich in die Top Ten schaffen kann, fehlt aber einiges (siehe Grafik). „Seit der Krise hat Österreich sieben Plätze eingebüßt. Andere Länder haben die Niedrigzinsphase offensichtlich besser genutzt“, kritisiert Hanno Lorenz, Ökonom bei der Agenda Austria. Dabei habe die Republik die besten Voraussetzungen für einen Platz in der vorderen Reihe. „Dieses Ziel sollte sich die kommende Regierung setzen“, so Lorenz.

Gute Schuldendynamik

Eine Platzierung unter den ersten zehn hält Wifo-Experte Peneder kurzfristig allerdings für unrealistisch: Viele der über 100 Indikatoren, die für die Bewertung herangezogen werden, sind struktureller Natur. Und Festgefahrenes lässt sich hierzulande bekanntlich nur schwer aufbrechen. Im Vergleich zu anderen europäischen Staaten „ist der Platz Österreichs nicht gut“, so Peneder. Die Niederlande, die Schweiz, Deutschland (minus vier Plätze) oder Schweden schneiden da weit besser ab.

Freilich ist an und in Österreich nicht alles schlecht. Bei der makroökonomischen Stabilität belegt die Republik den ersten Platz (mit zahlreichen anderen). Begünstigt wird dies durch eine vergleichsweise niedrige Inflation und eine gute Schuldendynamik – die Staatsschulden sind im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt deutlich gesunken. Auch in den Kategorien Infrastruktur und Justiz muss sich Österreich nicht verstecken. Strom- und Wasserversorgung funktionieren ebenso wie die Wahrung von Eigentumsrechten.

Wenig förderlich wirkten sich hingegen jene Bereiche auf die Gesamtwertung aus, die von zahlreichen Stellen in der Vergangenheit immer wieder als problematisch genannt wurden. Zur ewigen „Bestenliste“ gehörte auch diesmal die Belastung durch öffentliche Regulierung, die hohen Steuern und Abgaben auf Arbeit, die mangelhafte Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte sowie die geringe Mobilität. Die Flexibilität bei der Lohnfindung (derzeit finden die Verhandlungsrunden der Metaller statt) bescherte Österreich im internationalen Vergleich übrigens den vorletzten Platz.

Während Gründen hierzulande 21 Tage dauert, ist es beim Sieger Neuseeland gerade einmal ein halber. Nachholbedarf gibt es außerdem bei der Unternehmensfinanzierung und dem Ausbau der IT-Infrastruktur. Bis all diese Baustellen abgearbeitet werden, dürfte es aber dauern. (nst)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.10.2019)

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