Südamerika

Straßenschlachten in Ecuador

(c) REUTERS (HENRY ROMERO)
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Hauptstadt Quito unter Militärkontrolle gestellt. Demonstranten verwüsten Rechnungshof und TV-Sender.

Quito. Angesichts der anhaltenden Unruhen in Ecuador hat Staatschef Lenin Moreno eine Ausgangssperre für die Hauptstadt und umliegende Gegenden verhängt. Das Gebiet werde überdies unter Militärkontrolle gestellt, kündigte er am Samstag an. Mit der Maßnahme solle „die Arbeit der Einsatzkräfte gegen nicht zu tolerierende Gewaltausbrüche erleichtert werden“.

Medienberichten zufolge griffen Demonstranten zuvor Gebäude des Rechnungshofes mit Molotowcocktails an, legten Feuer und drangen anschließend ins Innere des Gebäudes ein. Darüber hinaus wurden der Sitz des Fernsehsenders „Teleamazonas“ und der Zeitung „El Mercurio“ angegriffen, wie die Medien mitteilten. Die Dachorganisation der Ureinwohner (Conaie) erklärte, an keinem der Angriffe beteiligt gewesen zu sein. Die Indigenen-Organisation steht an der Spitze der Proteste, die das Land seit elf Tagen erschüttern.

Moreno hatte bereits am 3. Oktober einen landesweiten Ausnahmezustand verhängt und rund 75.000 Militär- und Polizeikräfte mobilisiert. Im Umkreis von Regierungsgebäuden in Quito hatte er zudem bereits eine Ausgangssperre verhängt. Der Regierungssitz wurde in die zweitgrößte Stadt des Landes, Guayaquil, verlegt.

Die Unruhen in dem südamerikanischen Land hatten sich an stark gestiegenen Treibstoffpreisen entzündet. Die Demonstranten geben Moreno die Schuld für den Anstieg der Treibstoffpreise, da er im März ein Abkommen mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) abgeschlossen hatte. Ecuador sicherte sich damit milliardenschwere IWF-Kredite. Im Gegenzug wurde Morenos Regierung zur Auflage gemacht, die staatlichen Subventionen für Kraftstoff abzuschaffen.

Erste Verhandlungen

Die Dachorganisation der Ureinwohner, die Verhandlungen mit Präsident Moreno ursprünglich abgelehnt hatte, erklärte sich nach der Eskalation der Gewalt zu Gesprächen bereit – die ersten Unterredungen unter Vermittlung der katholischen Kirche und der Vereinten Nationen sollten noch am Sonntag geführt werden. Bei den Ausschreitungen wurden bis dato sieben Menschen getötet und rund 2000 weitere verletzt.

Die Indigenen machen offiziell rund ein Viertel der 17,3 Millionen Einwohner Ecuadors aus. Sie gehören großteils eher ärmeren Bevölkerungsschichten an und sind von der Verteuerung der Spritpreise besonders stark betroffen. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.10.2019)

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