WM-Qualifikation

Ein Fußballspiel, das keiner sehen sollte

(c) imago images/ITAR-TASS (Yevgeny Kravchenko via www.imago)
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Das erste Bruderduell zwischen Nord- und Südkorea seit 29 Jahren in Pjöngjang endete torlos. Es gab weder Livebilder noch waren südkoreanische Journalisten akkreditiert – St. Pölten-Legionär Pak spielte mit.

Pjöngjang. Es wäre ein Spiel mit weltweiter Aufmerksamkeit gewesen, doch es lief im Verborgenen. Keine Live-Bilder und ein fast menschleeres Stadion: Das 0:0 im Qualifikationsspiel für die Fußball-WM 2022 zwischen Süd- und Nordkorea ging am Dienstag fern der Öffentlichkeit über die Bühne.

Im 50.000 Zuschauer fassenden Kim-Il-sung-Stadion waren beim ersten Länderspiel zwischen beiden Nationen in der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang seit 29 Jahren offenbar keine Zuschauer. Das teilte Südkoreas Fußballverband (KFA) unter Berufung auf den Matchbeauftragten des Asien-Verbands AFC mit. Warum selbst keine nordkoreanischen Fans zugelassen wurden, sei weiterhin unklar, sagte ein Sprecher in Seoul. Auch eine Live-Übertragung nach Südkorea gab es nicht.

Nordkorea versprach den Südkoreanern jedoch, eine Aufzeichnung des Spiels auf DVD mit auf den Weg zu geben, sobald die Delegation das Nachbarland wieder verlassen würde. Im Stadion soll sich nach Angaben des KFA-Sprechers aber unter anderen der Präsident des Weltverbandes Fifa, Gianni Infantino, befunden haben.

Es gab zunächst kaum Details zum brisanten Duell, zu dem weder südkoreanische Fans noch Journalisten einreisen konnten. Nach Fifa-Angaben verteilte der Schiedsrichter vier Gelbe Karten – an zwei Spieler beider Nationen. St. Pölten-Legionär Pak Kwang-ryong spielte mit.
Die Bemühungen um eine Direktübertragung aus dem abgeschotteten Norden der koreanischen Halbinsel waren zuvor gescheitert. Nordkorea habe einfach keine Antwort auf entsprechende Anfragen diverser südkoreanischer Sender gegeben.

Die Annäherung stockt

Nord- und Südkorea befinden sich völkerrechtlich seit dem Korea-Krieg (1950-53) im Kriegszustand. Bis heute ist kein Friedensvertrag geschlossen worden. Die Annäherung stockt nach zwischenzeitlicher Annäherung bei den Winterspielen 2018 wieder.

Nach jeweils zwei Siegen und einem Remis in drei Spielen führen beide koreanischen Teams die Tabelle in der Gruppe H der Asien-Qualifikation vor Turkmenistan, Libanon und Sri Lanka an. Die Ersten der acht Asiengruppen sowie die vier besten Zweitplatzierten qualifizieren sich für die nächste Runde. Südkorea, WM-Vierter 2002, gilt als Favorit der Gruppe.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.10.2019)

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