Nebenfront

Europäischer Alarm um IS-Ausbrecher

Symbolbild: IS-Flagge
Symbolbild: IS-FlaggeREUTERS
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Rund 1200 aus Europa stammende IS-Kämpfer samt Angehörigen sollen noch interniert sein.

Tall Abyad/Akcakale. Während der französische Außenminister, Jean-Yves Le Drian, gestern mit der Regierung in Bagdad eine mögliche Überstellung von in Syrien inhaftierten ausländischen Kämpfern der Terrormiliz Islamischer Staat nach Irak erörterte, meldeten die Jihadisten die Befreiung mehrerer ihrer Anhängerinnen aus kurdischer Haft in Nordsyrien. Allgemein war befürchtet worden, dass der türkische Feldzug gegen die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) in Nordsyrien den inhaftierten IS-Kämpfern und ihren Familien gute Möglichkeiten für Ausbrüche und Fluchtversuche bieten würde. Tatsächlich sollen bereits knapp 800 Frauen und Kinder von IS-Kämpfern aus einem Lager bei Ain Issa geflohen sein.

(c) Die Presse

Nach einer Zählung der Brüsseler Denkfabrik Egmont Institute sind derzeit gut 1200 Personen aus Europa als IS-Kämpfer samt ihren Angehörigen in Lagern in Syrien und im Irak interniert; davon seien die überwiegende Zahl – mindestens 700 – Kinder (siehe Grafik). Die kurdischen Behörden hatten von insgesamt 12.000 mutmaßlichen IS-Kämpfern in ihrem Gewahrsam berichtet, darunter 800 aus Europa. Allgemein wird kritisch gefragt, warum sich die europäischen Regierungen erst jetzt um die von Kurden bewachten IS-Gefangenen aus Europa kümmerten, nachdem die meisten Herkunftsländer seit Monaten nichts von diesen Leuten wissen wollten und sich erst jetzt alarmiert zeigen.

Die kurdische Selbstverwaltung in Nordsyrien wirft den Türken vor, bei ihrer Militäroffensive international geächtete Napalm- und Phosphorbomben einzusetzten. Ankara wiederum behauptet, keine solchen Waffen zu besitzen. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte weiß lediglich, dass Menschen mit Verbrennungen in Krankenhäuser eingeliefert wurden. Insgesamt, so meldete gestern die kurdische Seite, seien seit Beginn der türkischen Offensive 218 Zivilisten, darunter 18 Kinder, getötet worden. Auch der Sprecher des Kreml, Dmitrij Peskow, zeigte sich über die humanitären Folgen des türkischen Feldzugs höchst beunruhigt. Die Kurden forderten am Donnerstag einen humanitären Korridor aus der von den Türken belagerten, heftig umkämpften Grenzstadt Ras al-Ain, um Zivilisten und Verwundete aus der Stadt evakuieren zu können. (AFP)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.10.2019)

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