Experten halten ihn für rechtsextrem, der Verfassungsschutz hat ihn im Visier: Trotzdem werden Björn Höcke und seine AfD-Landespartei bei der Thüringen-Wahl kräftig zulegen. Warum?
Gera. Vor der Kulisse des Kultur- und Kongresszentrums, eines ganz typischen und rustikalen DDR-Baus in Gera, wehen ein paar Deutschland-Fahnen. Auf der Bühne singt eine Zwei-Mann-Band Klassiker des hiesigen Schlagers, zu denen die AfD-Fans auf den Heurigenbänken schunkeln. Wobei sich schrille Töne in die Melodie mischen: Wie fast immer bei den AfD-Familienfesten gibt es ein Pfeifkonzert, das Gegner der Partei in Hörweite veranstalten. Aber die Demonstranten sind in der Unterzahl. Ganz eindeutig.
Irgendwann skandiert ein Teil des AfD-Publikums aufgekratzt „Höcke! Höcke! Höcke!“, also den Namen von Björn Höcke, der seine Rede mit einem Gruß an die Demonstranten hinter dem Absperrgitter eröffnet, die er als „Opfer der Bildungskatastrophe“ verspottet. Da und dort gibt es jetzt Gejohle und Gelächter. Es ist hier ein Heimspiel für Höcke, den AfD-Landeschef, den die CSU nach dem rechtsextremen Anschlag in Halle als „geistigen Brandstifter“ in die Mitverantwortung nahm. Den der Verfassungsschutz beobachtet. Den eine Vielzahl von Experten für rechtsextrem hält. Und den bei der Landtagswahl in Thüringen am 27. Oktober laut Umfragen trotzdem 20 bis 24 Prozent der Menschen wählen könnten. Warum?