Testbericht

Samsung Galaxy Tab S6: Zu nahe am iPad Pro

Das Tab S6 von Samsung ist ein perfektes Tablet mit einem Problem:  es orientiert sich zu sehr an Apples iPad.

Fangen wir damit an, was an diesem Tablet alles passt. Das Design beispielsweise: Eingepackt in ein Aluminiumgehäuse sieht es ausgesprochen schick aus, sogar in Rosé (wahlweise stehen auch Grau und Blau zur Verfügung). Es wiegt gerade einmal 420 Gramm und ist nicht einmal sechs Millimeter dick. Die Ecken sind gerundet, alles macht einen sehr wertigen Eindruck, der in den Bildschirm integrierte Fingerabdruck-Scanner funktionierte in unserem Test stets problemlos.

Auch die Auflösung passt: Das 10,5 Zoll große Amoled-Display (159,5 x 244,5 mm) mit 1600 x 2560 ppi (Pixeldichte von 287 ppi) bietet ein scharfes, klares, kontrast- und farbreiches 16:10-Bild. Darauf beispielsweise einen Film anzusehen, ist ein echtes Vergnügen.

Surround-Sound aus dem Tablet

Auch deshalb, weil der Sound beeindruckt. Samsung-Tochter AKG (früher einmal ein österreichisches Unternehmen) hat die vier internen Lautsprecher abgestimmt und mit Dolby-Atmos aufgerüstet. Und das hört man! Sitzt man direkt vor dem Tablet, klingt es wie in einem Surround-Studio.

Das bestätigte die ganze Familie, die in unserem Test damit zwangsbeglückt wurde. Denn das Samsung Tab S6 hat keinen Kopfhöreranschluss - und damit sind wir schon beim für uns größten Manko. Warum muss man Apple alles nachmachen? Früher einmal konnte man bei Samsungs Handys und Tablets sogar ganz einfach den Akku austauschen! Samsung hörte damit auf. Man wollte sogar auf die austauschbare Micro-SD-Karte verzichten, doch dem Ansinnen machten empörte Fans Gott sei Dank einen Strich durch die Rechnung.

Und jetzt also der Kopfhöreranschluss. Was Samsung beim Note 10 begonnen hat, setzt es jetzt leider beim Tab S6 fort. Wir besitzen keinen Bluetooth-Kopfhörer, weil wir es leid sind, noch ein Gerät aufladen zu müssen. Außerdem kann man sich überall schnell einen billigen Ersatz kaufen, wenn man am Flughafen feststellt, dass man die Kopfhörer zu Hause vergessen hat. Bei Bluetooth wird das teuer. Und eine 3,5mm-Klinkenbuchse ist auch sonst universell verwendbar. Schade, Samsung!

Verschlimmbesserte Tastatur-Hüllen-Kombination

Mit dem Bemühen, immer etwas neu und vermeintlich besser machen zu wollen, hat man leider auch die Tastatur-Hüllen-Kombination verbockt. Wir nützen gerne das Samsung Tab S3 mit dem original Samsung-Tastatur-Cover, weil es damit zu einem kleinen, leichten Laptop-Ersatz wird (oder eher: Schreibmaschinen-Ersatz).

Der Stift, mit dem man auf dem Tablet zeichnen und schreiben kann, steckt direkt neben der Tastatur. Dass es auf der Hülle für das S3 keine Aussparung für die Kamera gibt, stört uns nicht, weil wir mit dem Tablet noch nie etwas fotografiert haben (aber trotzdem interessant, dass Samsung auf so etwas vergessen kann).

Und jetzt? Samsung hat die Tastatur-Hüllen-Kombi getrennt. Man hat jetzt eine Tastatur, die magnetisch am Tablet hängt. Dadurch lässt sie sich recht einfach abnehmen. Nur: Den Stift hält sie nicht mehr, der liegt nun auf der Rückseite des Tablets in einer leichten Vertiefung und wird durch das Cover gesichert. Dadurch gibt es aber immer eine Ausbuchtung, die wir störend fanden.

Die Ausbuchtung für den Stift empfanden wir als störend, wenn man das Tablet im Hochformat hält
Die Ausbuchtung für den Stift empfanden wir als störend, wenn man das Tablet im Hochformat hält(c) Die Presse (Clemens Fabry)

Das größte Problem beim  Tab S6 ist aber die Art und Weise, wie das Cover auf der Rückseite des Tablets befestigt ist. Nicht mittels eines Magneten, wie etwa beim Tab S3, sondern durch zwei Klebestreifen. Wenn man das Cover einmal aufgeklebt hat, greift man es besser nie wieder an, selbst wenn einen die Stift-Ausbuchtung beim Lesen stört. Wir taten es, weil wir dachten, das Cover wird von Magneten gehalten - mit der Folge, dass es mittlerweile nicht mehr ordentlich kleben will. Wann immer wir das Tab S6 aufgeklappt auf den Tisch stellen, löste sich nach einiger Zeit das Cover und das Tablet fällt um.

Verschlimmbessern nennt man das heutzutage. Warum man nicht weiter auf eine magnetische Coverhaltung setzt, wie beim alten, bewährten S3, lässt sich nicht erklären.

Hinter der Ausbuchtung liegt der Stift
Hinter der Ausbuchtung liegt der Stift(c) Die Presse (Clemens Fabry)

Der Stift des S6, der S-Pen, ist bewährt gut. Mit ihm kann man nicht mehr nur schreiben oder zeichnen, man kann ihn mittels „S-Pen-Air-Actions" auch als Fernbedienung für das Tablet verwenden. Hält man den Knopf am Stift gedrückt, werden beispielsweise Videos oder Fotos aufgenommen, es wird Musik gespielt oder die Lautstärke geändert.

Was in der Praxis wirklich hilfreich ist, sind die verschiedenen S-Pen-Funktionen wie Screenshot-Notizen: Man macht einen Screenshot beispielsweise von einer Karte von Google Maps, zeichnet mit einem Stift die genaue Fahrtstrecke an und verschickt das Bild sofort per E-Mail. Oder man versieht einen Screenshot einer interessanten Buchseite mit Notizen. Wer das einmal verwendet hat, will es nie wieder missen.

Langlebiger Akku

Was ist noch neu? Das Tab S6 hat erstmals zwei Objektive auf der Rückseite: eines löst mit 13 Megapixel auf, das andere ist ein Weitwinkel-Objektiv mit einer Kamera mit fünf Megapixel. Videos werden mit 4k aufgenommen.

Der Snapdragon-855-Achtkernprozessor von Qualcomm macht das Tablet angeblich so schnell, wie überhaupt noch nie ein Tablet. In unserem Test funktionierte jedenfalls jede Anwendung problemlos und ohne Verzögerung, Computerspiele habe wir freilich nicht ausprobiert.

Der Akku ging uns im Test tagelang nicht aus, in der Praxis soll er zwölf Stunden langes ununterbrochenes Videoschauen ermöglichen.

Das Samsung Galaxy Tab S6 kostet ab 699 Euro (mit 128 GB, Wifi), für das Book-Cover bezahlt man 179 Euro. Für das Samsung Tab S3 werden übrigens auf willhaben.at in der einfachsten Version (Wifi, 32 GB) aktuell zwischen 200 und 220 Euro verlangt.

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