Champions League

Salzburgs Rezept gegen italienische Taktikvirtuosen

 Starcoach Carlo Ancelotti.
Starcoach Carlo Ancelotti.(c) APA/AFP/JOHN THYS (JOHN THYS)
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Red Bull Salzburg empfängt SSC Napoli mit Starcoach Carlo Ancelotti. Haushoher Favorit ist Italiens Vizemeister aber keiner, auch Salzburg-Coach und Calcio-Experte Jesse Marsch verspürt ein „angstloses Gefühl“.

Salzburg/Wien. Die italienischen Journalisten ließen nicht locker. Schließlich ist es der große Carlo Ancelotti, der heute (21 Uhr, live, Sky) in der ausverkauften Red-Bull-Arena Platz nehmen wird. Jener Mann, der als einer von nur drei Trainern auf dieser Welt drei Mal die Champions League gewonnen hat, und der mit SSC Napoli nun seinen bereits achten Klub in der Königsklasse betreut. Da müssten Jesse Marsch, dem 45-jährigen US-Amerikaner, der in Salzburg gerade erst in seine erste Saison als Chefcoach in Europa gestartet ist, doch die Knie zittern – wenn er bei so viel italienischer Fußballweisheit nicht ohnehin schon vor Ehrfurcht erstarrt ist.

Der Salzburg-Trainer streute Ancelotti anstandshalber Rosen, beteuerte aber ein ums andere Mal: „Es heißt nicht Ancelotti gegen mich, Gott sei Dank. Ich habe ihn mit Real, Bayern und Milan gesehen, aber in diesem Moment ist unsere Mannschaft das Thema. Unsere Mannschaft gegen ihre. Wichtig ist, dass meine Spieler bereit sind. Wichtig ist, dass es für sie nicht angenehm wird.“

Marsch ist nicht erst seit der Vorbereitung auf Napolis Champions-League-Gastspiel ein Calcio-Experte. „Als Jugendlicher konnte ich in den USA einen italienischen Sender empfangen, der Spiele der Serie A übertrug. Es war mein erster Zugang zum Fußball in Europa überhaupt. Deshalb verfolge ich die Spiele in Italien schon wirklich lang“, erzählt der Mann aus Wisconsin, der nach Stationen beim US-Verband, in Montreal, New York und Leipzig im Sommer in Salzburg angeheuert hat.

Alle zehn bisherigen Saisonpartien von Napoli hat er sich nun angesehen, zusätzlich auch das Achtelfinale in der Europa League gegen Salzburg im März, als Österreichs Meister einen spektakulären 3:1-Heimsieg feierte, nach dem 0:3 in Neapel aber ausschied. Sein Fazit: „Ancelotti wechselt oft das System.“

Hinter der wahren Stärke des Tabellenvierten der Serie A steht ein Fragezeichen. Späte Tore von Dries Mertens und Joker Fernando Llorente bescherten Napoli zum Champions-League-Auftakt ein 2:0 über Titelverteidiger Liverpool. Dann folgte ein mageres 0:0 in Genk. Tatsächlich warten Ancelotti und Co. in der Königsklasse seit acht Auswärtsspielen auf einen Sieg.

Kein Grund also für die junge Salzburger Truppe, vor lauter Respekt das Fußballspielen zu vergessen wie noch anfangs gegen Liverpool (beachtlicher Endstand dennoch: 3:4). Das findet auch Abwehrspieler Maximilian Wöber. „Wir hatten zu viel Respekt, haben daraus aber gelernt. Wir werden nicht wie in Liverpool die ersten 30 Minuten verschlafen.“

Fünf bis sechs Weltklassespieler zählte Wöber in der Napoli-Offensive und hat damit wohl ein wenig übertrieben. Besonderes Augenmerk gilt aber dem Belgier Dries Mertens, der für Napoli 114 Tore geschossen hat und damit in der Bestenliste des Vereins nur einen Treffer hinter Diego Maradona und sieben hinter Rekordmann Marek Hamšik liegt (der Slowake hat sich vergangenen Winter nach China verabschiedet).

Als haushohe Favoriten reisen die Italiener jedenfalls nicht nach Salzburg. Als Trainer Marsch gefragt wurde, ob er denn ein Unentschieden unterschreiben würde, meinte er auch folgerichtig: „Es ist wichtig, in diesem Spiel einen Vorteil zu finden.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.10.2019)

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