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Glyphosat-Klagswelle überrollt Bayer

FILE PHOTO: Protests ahead of German drug and crop chemical maker Bayer's annual general meeting
FILE PHOTO: Protests ahead of German drug and crop chemical maker Bayer's annual general meetingREUTERS
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Bis Mitte Oktober wurden dem deutschen Pharmakonzern 42.700 Klagen zugestellt, eine Verdoppelung gegenüber Mitte Juli.

Die Klagewelle in den USA gegen den deutschen Pharma- und Chemiekonzern Bayer um die Gesundheitsgefahren des Unkrautvernichters Glyphosat, der von Monsanto produziert wird,  hat wie erwartet nochmals deutlich zugelegt. Bayer hat Monsanto um rund 63 Mrd. Dollar übernommen.

Bis 11. Oktober wurden etwa 42.700 Klagen zugestellt, teilte Bayer am Mittwoch bei der Vorlage der Quartalszahlen mit. Das sind mehr als doppelt so viele wie die 18.400 von Mitte Juli. Die Klagezahl schnellt seit August 2018 nach oben. Bayer hat mittlerweile drei Prozessniederlagen in den USA hinnehmen müssen und war in erster Instanz zu hohen Strafen verurteilt worden. Zuletzt hatten die Klägeranwälte erneut um weitere Mandanten geworben. Der Druck auf Bayer, sich in einem Vergleich mit der Gegenseite zu einigen, dürfte damit steigen.

Der Anstieg sei "offensichtlich" darauf zurückzuführen, dass die Klägerseite ihre geschätzten Ausgaben für Fernsehwerbung im dritten Quartal von Juli bis September "etwa verdoppelt" habe, erklärte Bayer am Mittwoch. Die Zahl der Klagen sage "nichts über deren Begründetheit aus", betonte der Konzern. Bayer sei weiterhin überzeugt, gute Argumente zur Verteidigung gegen die erhobenen Ansprüche zu haben. Der Konzern beabsichtige, sich in den Berufungsverfahren gegen die drei erstinstanzlichen Urteile und in allen weiteren zukünftigen Verfahren "entschieden zur Wehr zu setzen". Zugleich beteilige sich das Unternehmen konstruktiv an dem Mediationsverfahren, das von einem Bundesrichter in Kalifornien angeordnet wurde.

Seit der Übernahme von Monsanto im vergangenen Jahr steht Bayer unter Druck, denn Monsanto steht im Zentrum zahlreicher Gerichtsverfahren in den USA, in denen die Kläger glyphosathaltige Mittel für ihre Krebserkrankungen verantwortlich machen. Drei Mal wurde Monsanto in den USA schon verurteilt. Die zunächst verhängten Strafen und Schadenersatzzahlungen wurden später zwar jeweils deutlich gesenkt, Anträge auf ein neues Verfahren wies die Justiz aber zurück.

Hohe Nachfrage nach Medikamenten

Bei den Jahreszielen sieht sich Bayer auf Kurs. Der Konzern profitierte im dritten Quartal von der Nachfrage nach Medikamenten wie dem Gerinnungshemmer Xarelto. Auch das Agrar-Geschäft, in dem Monsanto aufging, legte zu. Das bereinigte Betriebsergebnis (Ebitda) in diesem Geschäftsbereich kletterte im dritten Quartal um fast ein Viertel auf 527 Millionen Euro, was höheren Preisen im wichtigen lateinamerikanischen Markt, Einsparungen und einem positiven Währungseffekt zu verdanken war. Während Bayer in der Pharmasparte einen Ergebnisrückgang hinnehmen musste, setzte sich die Erholung im lange Zeit schwachen Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten fort.

Der Konzernumsatz stieg in den drei Monaten bis Ende September im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 6,1 Prozent auf 9,83 Mrd. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) legte um 7,5 Prozent auf 2,3 Mrd. Euro zu. Der Überschuss fiel zwar um 64 Prozent auf rund eine Mrd. Euro. Allerdings hatte der Verkauf von Teilen des Saatgutgeschäfts an die BASF dem Dax-Konzern im Vorjahr einen Sondergewinn beschert.

(ag)

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