Mini-Wachstum

Konjunktur in Deutschland beschleunigt ihre Talfahrt

Beobachtungen am Rhein bei Duisburg-Muendelheim mit Blick auf die mit Schweroel fahrenden Binnenschiffe und den Vater Rhe
Beobachtungen am Rhein bei Duisburg-Muendelheim mit Blick auf die mit Schweroel fahrenden Binnenschiffe und den Vater Rheimago images/Martin Wagner
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Erstmals seit mehr als zehn Jahren könnten laut DIHK die Exporte im kommenden Jahr schrumpfe. Die Prognosen für das Wachstum wurden deutlich zurückgenommen.

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) sieht die Konjunktur in Deutschland auf Talfahrt. Seit der weltweiten Finanzkrise vor zehn Jahren habe es bei einer Umfrage unter Unternehmen nicht mehr so pessimistische Antworten gegeben, teilte der DIHK am Mittwoch mit. Die Geschäftserwartungen der Firmen hätten einen deutlichen Einbruch erlitten. Die Unternehmen investierten weniger.

Vor allem die exportorientierte deutsche Industrie werde von der Schwäche der Weltwirtschaft belastet. 2020 dürfte die deutsche Exportindustrie erstmals seit der Weltwirtschaftskrise vor mehr als zehn Jahren wieder schrumpfen. Der DIHK rechnet nach der Umfrage unter 28.000 Unternehmen mit einem Minus bei den Ausfuhren von 0,5 Prozent. Heuer dürfte es nur zu einem Mini-Wachstum von 0,3 Prozent reichen - deutlich weniger als zunächst angenommen. "In normalen Zeiten haben wir eigentlich ein durchschnittliches Exportwachstum von 5,5 Prozent", sagte DIHK-Präsident Eric Schweitzer am Mittwoch. Der Verband verwies auf die nachlassende Weltwirtschaft, den von US-Präsident Donald Trump angefachten Handelsstreit sowie die Brexit-Unsicherheit.

Umfrage: Geschäftslage deutlich eingetrübt

Die Prognose für das Wirtschaftswachstum schraubte der DIHK für heuer sowie das kommende Jahr deutlich herunter. Der Verband rechnet nun für 2019 nur mit einem Plus des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,4 Prozent - im vergangenen Herbst hatte der DIHK noch ein Wachstum von 1,7 Prozent erwartet. Im kommenden Jahr könnte es für ein Plus von 0,5 Prozent reichen. Allerdings hat das nächste Jahr mehr Arbeitstage.

Der DIHK ist damit pessimistischer als die deutsche Regierung. Diese erwartet wie auch die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute heuer ein Wachstum von 0,5 Prozent und 2020 ein Wachstum von 1,0 Prozent.

Laut der DIHK-Konjunkturumfrage hat sich die Geschäftslage der Firmen das dritte Mal in Folge deutlich eingetrübt. Dies treffe vor allem das Exportgeschäft. Konsumnahe Branchen wie der Einzelhandel und der Tourismus profitierten weiterhin von der stabilen Binnennachfrage.

Die Geschäftserwartungen der Unternehmen gehen laut Umfrage weiter zurück. Der Rückgang erfasse neben der exportorientierten Industrie mehr und mehr auch den Handel und sogar das Baugewerbe. Insbesondere weltweit aktive Mittelständler und Großunternehmen seien verunsichert.

DIHK-Präsident Schweitzer forderte die deutsche Regierung angesichts der "besorgniserregenden" konjunkturellen Entwicklung auf, nun zu handeln. Es gehe um nachhaltige Verbesserungen des Standortes Deutschland. Spielräume in den öffentlichen Haushalten seien vorhanden. Ein wichtiges Signal wäre ein international wettbewerbsfähiger Unternehmenssteuersatz von 25 Prozent, sagte Schweitzer. Mehr als überfällig sei die vollständige Abschaffung des Solidaritätszuschlages. Deutschland müsse außerdem in eine moderne Infrastruktur investieren. Die Firmen bräuchten auch angesichts hoher Strompreise Entlastungen.

(APA/dpa/Reuters)

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