Studie: Wie sich der Ton der EZB auf den Finanzmarkt auswirkt

European Central Bank holds a news conference in Frankfurt
European Central Bank holds a news conference in FrankfurtREUTERS
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Die Untersuchungen zeigen deutlich, dass eine Änderung im „Ton“ der EZB einen signifikanten Effekt auf die Preise von Finanzinstrumenten hat.

Der Leitzins, ein wesentliches Instrument der Europäischen Zentralbank (EZB), bildet die Basis für Transaktionen im Finanzmarkt als auch für die Konditionen von Sparen und Kredite. Die zentrale Aufgabe der EZB ist es, mit einer Inflationsrate nahe bei zwei Prozent stabile Preise im Euroraum zu gewährleisten um so größere Schwankungen im Geldwert zu vermeiden. WU-Professor Christian Wagner, der mit Maik Schmeling in einem aktuellen Forschungsprojekt untersuchte, ob sich die Art und Weise, wie die EZB ihre Geldpolitik kommuniziert auch in den Preisen von Finanzinstrumenten wie z.B. Aktien widerspiegelt, erklärt: „Senkt die EZB den Leitzins, dann wird Sparen weniger attraktiv, Kredit hingegen werden günstiger“.

Eine Änderung im „Ton“ der EZB habe einen signifikanten Effekt auf die Preise von Finanzinstrumenten, zeigen die Untersuchungen. Wird die Wortwahl der EZB positiver, dann steigen die Kurse von Aktienindizes, gleichzeitig fallen die Preise von Derivaten, die zur Risikoabsicherung dienen. „Ein positiverer EZB-Ton, also eine positiv konnotierte Wortwahl, erhöht die Risikobereitschaft der MarktteilnehmerInnen“, so Wagner. Außerdem konnten die Studienautoren zeigen, dass ein optimistischerer Ton der EZB ein Indikator für günstigere wirtschaftliche Entwicklungen ist. „Wir sehen, dass sich anhand der Tonänderungen künftige Zinsänderungen ganz gut prognostizieren lassen. Das heißt: aus der Art und Weise, wie die EZB mit dem Markt kommuniziert, können wir Rückschlüsse auf ihre künftige Zinspolitik ziehen“.

Positiver Ton lässt Aktienkurse steigen

Die Studienergebnisse zeigen, dass Notenbanker durch ihre Wortwahl die Erwartungen und die Risikobereitschaft von Marktteilnehmern beeinflussen können. Die Kommunikationsstrategie einer Zentralbank stellt somit ein eigenständiges Instrument der Geldpolitik dar. Außerdem fügt Wagner hinzu: „Für MarktteilnehmerInnen bedeuten unsere Ergebnisse, dass ein genaues Hinhören beim Ton der EZB zusätzliche Anhaltspunkte für Anlage- und Finanzierungsentscheidungen geben kann“.

Etwa alle sechs Wochen legt die EZB den aktuellen Leitzins fest und veröffentlicht ihre Zinsentscheidung um 13:45 Uhr in einer kurzen Mitteilung. Um 14:15 Uhr hält die EZB eine Pressekonferenz ab, in der sie die Zinsentscheidung begründet und auch ihre Einschätzung zu weiteren wirtschaftlichen Entwicklungen erläutert. Die Studienautoren analysierten den Ton der EZB und generierten eine Zeitreihe von Ton-Änderungen, jeweils von einer Pressekonferenz zur nächsten. Dadurch konnte beobachtet werden, wie sich die Kurse von Aktienindizes und die Preise anderer Finanzinstrumente mit dem Ton der EZB ändern.

Für ihre Analyse nutzten Wagner und Schmerling hochfrequente Kursdaten, die im Ein-Minuten-Intervall zur Verfügung standen und konnten so ermöglichen, Preisentwicklungen genau ab Beginn der Pressekonferenz zu verfolgen. Außerdem kontrollierten die Autoren in ihrer Analyse für die Höhe der Leitzinsänderung und andere
„hard facts“, die im Zuge der Pressekonferenz veröffentlicht werden, wie z.B. Wachstums- und Inflationsprognosen.

(red.)

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