Schädlingsbekämpfung

Neues Verfahren tötet Bettwanzen im Ei

Wanzeneier verlieren ihre Kappe nach der Behandlung mit dem Wirkstoff (r.).
Wanzeneier verlieren ihre Kappe nach der Behandlung mit dem Wirkstoff (r.). (c) ZFE
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Mit einer Mischung aus Nervengift und Sauerstoffradikalen sowie speziellen Zerstäubern will ein Wiener Unternehmen die immer häufiger vorkommenden Blutsauger in allen Entwicklungsstadien bekämpfen.

Bettwanzen finden in Rucksäcken und Koffern, in Sofas, Matratzen, aber auch kleineren Alltagsgegenständen wie Bilderrahmen oder CDs, die etwa auf dem Flohmarkt oder im Internet gebraucht erstanden wurden, ihren Weg von einer Behausung in die nächste. Galten die Blutsauger noch vor wenigen Jahrzehnten als ausgerottet, sind sie durch den zunehmenden Reise- und Warenverkehr wieder auf dem Vormarsch. Als Bettwanzen-Hochburgen gelten die USA und Kanada, aber auch in Österreich breiten sich die Insekten aus.

Haben sie sich erst einmal in einer Wohnung breitgemacht, wird man der Plage nur schwer wieder Herr: Die extrem flachen Insekten passen auch in die kleinsten Ritzen, sind kälteunempfindlich und können ganze 40 Wochen ohne Nahrung auskommen. Ein einziges befruchtetes Weibchen kann bis zu 500 Nachkommen zeugen, die nach acht Wochen ebenfalls geschlechtsreif sind. Die derzeit gängigsten Methoden, um die Parasiten zu bekämpfen, sind aggressive Insektizide oder die Erwärmung der kompletten Wohnung auf über 50 Grad Celsius – aufwendige und für Mensch und Umwelt nicht immer unbedenkliche Verfahren.

Kleine Tropfen in alle Ritzen

Hier will das Wiener Unternehmen Braincon eine Alternative gefunden haben: Mit einem nach eigenen Angaben für den Menschen unbedenklichen Kontaktgift, das in lebenswichtige Prozesse der Wanzen eingreift und die Entwicklung ihrer Eier beeinflusst, wird den Schädlingen der Garaus gemacht.

Das Gift wird mit Wasserstoffperoxid gemischt, was den Tieren ebenfalls zusetzt, und durch einen speziell entwickelten Zerstäuber in Tröpfchen versprüht, die kleiner als einen Mikrometer sind. Damit dringt es auch in sehr kleine Ritzen und Hohlräume.

Eierkappen aufgelöst

Dass die Methode tatsächlich wirksam ist, wurde vom Zentrum für Elektronenmikroskopie (ZFE) in Graz durch eine eigens entwickelte Schnellmethode überprüft und bestätigt. Die Untersuchung zeigte, dass bereits wenige Stunden nach der Behandlung bei allen Wanzen Schädigungssymptome auftraten, nach sechs Tagen waren sämtliche Bettwanzen inaktiv. Auch die sonst extrem langlebigen Wanzeneier wurden nicht verschont, erläutert Claudia Mayrhofer vom ZFE: „Durch die Behandlung verlieren die Wanzeneier die Endkappen, was vermutlich eine Art ,Frühgeburt‘ auslöst.“

Für das neuartige Verfahren wurden Braincon und das ZFE vom Dachverband für forschende kleine und mittlere Unternehmen, dem Austrian Cooperative Research (ACR), mit dem Kooperationspreis 2019 ausgezeichnet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.11.2019)

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