Frauennetzwerk-Vorsitzende

ORF-Journalistin Edith Stohl verstorben

Frauennetzwerk Medien
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Die langjährige Redakteurin der ORF-Hauptabteilung „Bildung, Wissenschaft und Zeitgeschehen“ und Vorsitzende des Frauennetzwerks Medien ist am Freitag im Alter von 62 Jahren verstorben.

Frauensolidarität. Das war ein Wort, das Edith Stohl nicht nur gesagt, sondern gelebt hat. Dass sich Frauen gegenseitig unterstützen, sich stärken, sei ihr unheimlich wichtig gewesen. Sie habe immer ein offenes Ohr und konkrete Vorschläge gehabt, wenn man ihren Rat suchte. Es sind Sätze wie diese, die zu hören sind, wenn man mit Mitgliedern des Frauennetzwerk Medien über Edith Stohl spricht.

Gründungsmitglied des Frauennetzwerks Medien

Die langjährige ORF-Journalistin war bis zuletzt Vorsitzende des überparteilichen Vereins für Journalistinnen und Frauen in Medienberufen, der jährlich den Wiener Journalistinnenpreis vergibt. Stohl hat den Verein 1999 mitgegründet, ihm später auch wieder frischen Wind eingehaucht als dieser vor einigen Jahren einzuschlafen drohte. „Wir starteten voller Energie neu durch, mit Edith an der Spitze. Nie vergessen werden wir ihre Freude, als wir sie zur Vorsitzenden wählten. Sie strahlte – sichtbar und fühlbar. Aber Edith war nicht nur unsere Vorsitzende, auch über das Ehrenamt hinaus hat sie mit ihrem Engagement viel Positives bewirkt. Wir werden ihr dafür immer dankbar sein“, schreibt das Frauennetzwerk Medien über sie.

Mitinitiatorin des Frauenvolksbegehrens 1997

Engagiert hat sie sich schon früh in dem Bereich. Stohl war Mitinitiatorin des österreichischen Frauenvolksbegehrens 1997. Aus dieser Erfahrung heraus war sie maßgeblich an der Entstehung der Plattform „Frauen im ORF" beteiligt.

Damals war die Medienwelt noch eine andere. An vielen Dingen hat sich trotzdem noch immer nichts oder zu wenig geändert: „Die gläserne Decke, Männerseilschaften, Sexismus in den Medien – alles Litaneien, die der Vergangenheit angehören? Der Wiedereinstieg nach Karenzzeiten, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie – solche Herausforderungen lösen junge Eltern heute gemeinsam mit links? Wir vom Frauennetzwerk Medien beantworten solche Fragen mit einem klaren, deutlichen: Nein! Denn die Realität sieht nach wie vor noch anders aus“, beschreibt sich der Verein auf seiner Homepage.

Karriere im ORF

Von 2011 bis 2014 war Edith Stohl Gleichstellungsbeauftragte für den Bereich Fernsehen Programm, wo sie gemeinsam mit den anderen Gleichstellungsbeauftragten einen richtungsweisenden Gleichstellungsplan erarbeitete, so der ORF. Durch ihre guten Kontakte zum Europäischen Institut für Gender Equality (EIGE) wurde dieser Plan auch europaweit ausgezeichnet. Stohl nahm an zahlreichen internationalen Frauentreffen teil – Havanna 1998, Montenegro 2000, Bern 2008, Vilnius 2011, Rom 2013, Brüssel 2017.

Ihre Karriere im ORF begann bereits in den 70er-Jahren. Stohl wurde 1957 in Mistelbach geboren. Sie studierte Geschichte an der Universität Wien und wurde 1978 freie Mitarbeiterin in der Auslandsredaktion des ORF-Fernsehens.

Programmeinkäuferin, Redakteurin und Regisseurin

Ihr beruflicher Werdegang führte sie 1988 ins Londoner ORF-Korrespondentenbüro und von 1989 bis 1994 nach Warschau. 1994 kehrte die Mutter einer Tochter und eines Sohnes nach Wien und zum Aktuellen Dienst des ORF in den Newsdesk zurück.

Seit 1999 war Edith Stohl in der TV-Hauptabteilung „Bildung und Zeitgeschehen“ für die Sendeleisten „Nightwatch“, „Brennpunkt“, „Dokumente“ und „Menschen & Mächte“ als Programmeinkäuferin, Redakteurin und Regisseurin tätig. Ihre erste TV-Dokumentation thematisierte 2005 „Das unglaubliche Leben der Bertha von Suttner – Friedensnobelpreisträgerin aus Österreich“.

Ausgezeichnet mit dem Goldenen Ehrenzeichen

Für ihr Engagement im Frauennetzwerk wurde Stohl 2017 das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verliehen.

Ihre Kolleginnen von Frauennetzwerk waren nicht nur damals stolz auf sie: „Sie war eine starke, kluge, einfühlsame Frau, die den Jüngeren unter uns als Feministin und Journalistin zum prägenden Vorbild wurde. Edith unterstützte, förderte und hatte ein offenes Ohr für alle, die ihren Rat und ihre Hilfe suchten. ,Gut, dass du da bist! Wie geht es dir?’ - Das waren keine leeren Worthülsen bei Edith, sie hat sie ernst gemeint, nachgefragt, nachgehakt, sich um andere Frauen ernsthaft bemüht. Und sie hat uns immer wieder gesagt, dass wir auf uns aufpassen sollen und müssen – weil man sich selbst zu schnell zu viel zumutet“.

Edith Stohl ist nach kurzer, schwerer Krankheit am vergangenen Freitag verstorben.

(red./win/awa)

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