Martin Pollack: Die Haftung der Sippe

In seinem Buch „Die Frau ohne Grab“ erzählt Martin Pollack von seiner Großtante Pauline aus der Untersteiermark. Sie hat sich der Verstrickung ihrer Familie in den Terror des Nazi-Systems strikt verweigert. Am Ende gehörte sie aber doch zu den Kriegsverlierern.

Unbeirrt stellt Martin Pollack eine Frage, vor der in Österreich meist gern und beharrlich ausgewichen wird: Was hat meine Familie im Dritten Reich getan? Er selber hat sich in seinen Büchern nun mehrfach schon der Antwort gestellt, hat die tiefe NS-Verstrickung seiner Sippschaft aus Amstetten minutiös dargelegt. In dieser einst in der habsburgischen Untersteiermark beheimateten Großfamilie namens Bast gehörte die stramme deutschnationale Gesinnung gleichsam zum vorweggenommenen „Ariernachweis“: Vater, Onkel, Großvater, Großonkel – alles Nazis.

Indes, die Frauen der Bast-Familie blieben, bis auf die Amstettner Großmutter, gegen den NS-Gedankenunrat offenbar immun. Der unscheinbarsten, zugleich standfestesten von ihnen hat der Großneffe Martin Pollack hier ein Denkmal gesetzt: der Tante Pauline Bast, die im untersteirischen Ort Tüffer das väterliche Haus bewohnte, den slowenischen Dorforganisten Franc Drolc heiratete und 1945 ein unschuldiges Opfer der blutigen nationalistischen Feindseligkeiten in ihrer Heimat wurde.

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