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Österreich stürmt zur Fußball-EM 2020

APA/GEORG HOCHMUTH
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Das ÖFB-Team löst mit dem 2:1 gegen Nordmazedonien das Ticket zur Euro 2020. Quartier-, Ticketing- und Testspielfragen klären sich nach der Auslosung am 30. November.

Wien. Radetzkymarsch, Fendrichs „I am from Austria“, das echte „Land der Berge“ – und all das mitten in einem Fahnenmeer samt Standing Ovations: im Happel-Stadion blieb Samstagabend wirklich kein patriotisches Stilmittel unbedacht. Es dröhnte nach Abpfiff auch unaufhaltsam „Immer wieder Österreich“ von den Rängen. Das Stadion war mit 41.100 Zuschauern zwar nicht ausverkauft, für ein Entscheidungsspiel und das Begehr nach einem Nationalstadion eigentlich bedenklich, doch der Partystimmung tat das keinen Abbruch: Österreich besiegte Nordmazedonien mit 2:1 (Tore: Alaba, 8./Lainer, 48. bzw. Stojanovski, 93.) und löste damit souverän das Ticket zur Fußball-EM 2020.

Damit ist die Mannschaft (spielte erstmals in den neuen schwarz-türkisen Auswärtsdressen) von Franco Foda zum dritten Mal nach 2008 und 2016 bei einer EM-Endrunde vertreten. Jetzt wartet Fußball-Österreich auf die Auslosung, die am 30. November in Bukarest (18 Uhr) stattfinden wird. Gespannt darf man vor allem darauf sein, wo Alaba, Arnautović und Co spielen werden, zwölf Spielorte wartet das pan-europäische Event für 24 Mannschaften auf. Foda war begeistert, der Deutsche sagt: „Jeder wusste, worum es geht. Wir sind so aufgetreten wie in den vergangenen Spielen. Mit dieser Leidenschaft, mit dieser Hingabe, mit der dieser Freude. Das war das letzte Mosaiksteinchen – und jetzt wird gefeiert! Wir freuen uns auf die Fußball-EM.“

Und jetzt, die Euro-Euphorie

Freilich klingen München oder Budapest verlockend nah, das Los könnte aber auch Rom und Baku (Aserbaidschan) bescheren. Für Österreichs Fußball ist die Endrundenteilnahme dennoch ein immens wichtiger Impuls.
Die Euphorie, die das Team von Marcel Koller mit der Qualifikation für die EM 2016 ausgelöst hatte, ist auch David Alaba gut in Erinnerung geblieben. Der Bayern-Star, 27, spürt jetzt eine ähnliche Aufbruchstimmung. „Damals hat es eine Siegesserie gegeben, die in Österreich ungewohnt war. Man merkt aber jetzt, dass die Fans hinter uns stehen“, sagte der Wiener, der sogar für die Skepsis der rot-weiß-roten Fans in den vergangenen Monaten Verständnis zeigte und versteht, dass ob der Größe des nahen Events und der vielen Reise und Wege, weiterhin ein Hauch Unbehagen Bestand hat.

FUSSBALL-EM-QUALIFIKATION: OeSTERREICH - NORDMAZEDONIEN
FUSSBALL-EM-QUALIFIKATION: OeSTERREICH - NORDMAZEDONIENAPA/ROLAND SCHLAGER

Nicht jedes Spiel in dieser Qualifikation war „atemberaubend“, vieles stockte, oft fehlten Elan und Esprit. Dennoch, es gab fünf Siege, ein Remis – es führte die Mannschaft von Franco Foda in diese Position. Sie hatte dadurch das EM-Ticket selbst auf dem Fuß. Zudem, es war sogar doppelt abgesichert mit einer weiteren Chance beim Qualifikations-Finale gegen Lettland in Riga am Dienstag (20.45 Uhr, ORF1) oder mit den Play-offs zur Nations League im März 2020. Alaba sagt: „Die Unruhe kann man vielleicht so erklären, dass wir zwischendurch nicht die Siege hatten, die man von 2015 gewöhnt war.“ Aber davon ist jetzt keine Rede mehr.

Euro-Stützpunkt in Bad Tatzmannsdorf

Die Vorfreude auf die EM 2020 ist ausgebrochen. „2016 war es für uns schon unglaublich“, sagt der Abwehrspieler, weil es historisch, erstmals auf sportlichem Wege gelungen war. „Weil sich für uns ein Traum erfüllt hat.“ Im kommenden Jahr sieht Alaba gute Chancen auf ein besseres Abschneiden als 2016 in Frankreich, wo nach zwei Niederlagen und einem Remis nach der Gruppenphase bereits Endstation war und Tristesse pur herrschte. Kollers Glamourfaktor war zerbröselt, es gab Streit und Diskussionen. Österreich musste das soeben erst gelernte Siegen wieder neu entdecken. „Wir sind jetzt eine andere Mannschaft als damals, haben mehr Erfahrung. Wir haben uns weiterentwickelt, haben einen breiteren Kader. Die Qualität ist sehr hoch.“

Man habe also die Lehren aus dem verkorksten Frankreich-Auftritt gezogen, beteuert nicht nur Alaba. Auch beim ÖFB wurde umgedacht. Da das anstehende Turnier viele Reisen verlangt, gilt die Wahl des Quartiers als besonders heikel. Die erste Option von Foda ist, in Österreich zu bleiben – und auf Vertrautes zu setzen in Bad Tatzmannsdorf. Man müsste zu den jeweiligen Spielen immer eigens an- und abreisen, wäre aber daheim.

Das Warten auf das Euro-Los

In Wahrheit hängt aber alles noch an der Auslosung. Muss Österreich wirklich in Baku spielen, wäre naheliegend, dort das Quartier aufzuschlagen. Im Verband ist man darum bemüht, Logistik, Transport und Ticketing (es gibt unterschiedliche Kontingente in Dublin denn in Bilbao oder St. Petersburg) ab sofort so schnell wie möglich umzusetzen. Auch sind Testspielgegner längst gefunden, nur die Namen (der jeweiligen Euro-Starter) werden wie ein Staatsgeheimnis Gehütet. Denn deren Zusage hängt durchwegs auch von der Auslosung ab. Gegen einen Gruppengegner gibt es kein Testspiel. „Die Teilnahme bei der 2020 ist natürlich ein enormer Rückenwind für den gesamten österreichischen Fußball. Und es ist auch die Chance, den nicht ganz so glücklichen Auftritt bei der EM 2016 zu korrigieren“, meinte ÖFB-Präsident Leo Windtner in einer ersten Reaktion.

Österreich - Nordmazedonien 2:1 (1:0). Wien, Ernst Happel Stadion, 41.100, SR Michael Oliver/ENG. ß Tore: 1:0 ( 8.) Alaba
2:0 (48.) Lainer, 2:1 (93.) Stojanovski

Österreich: A. Schlager - Lainer, Dragovic, Hinteregger, Ulmer - Baumgartlinger, Laimer (89. Ilsanker) - Lazaro (79. Trimmel), Sabitzer, Alaba (92. Gregoritsch) - Arnautovic

Stimmen nach dem Spiel:

David Alaba (ÖFB-Torschütze): "Wir sind überglücklich. Es ist etwas Besonderes, Geschichte zu schreiben. Ich versuche, immer präsent zu sein am Platz. Heute ist es mir wieder einmal gelungen (Tor), da bin ich natürlich froh darüber. "

Marko Arnautovic (ÖFB-Stürmer): "Es war nicht immer einfach. Wir haben in den ersten zwei Spielen enttäuscht, dann haben wir Mentalität und Stärke gezeigt und sind zurückgekommen. Ich denke, dass wir und das klar verdient haben."

Julian Baumgartlinger (ÖFB-Kapitän): "Wir wissen, was die Quali bedeutet: Wenn man es einmal geschafft hat, wenn man es einmal nicht geschafft hat. Wenn man so startet, und am Ende ist das Stadion so voll."

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