40 Jahre Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich

Van der Bellen: „Muslime nicht fremd.“

Bundespräsident Van der Bellen
Bundespräsident Van der BellenAPA/ROLAND SCHLAGER
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Die Islamische Glaubensgemeinschaft feiert ihr 40. Jubiläum im Wiener Rathaus.

Wien. „107 Jahre nach dem Islamgesetz ist es wohl an der Zeit, den Islam, die Muslime nicht als das ewig Fremde anzusehen.“ Das betont Alexander Van der Bellen am Sonntag in seiner Rede bei der Feier „40 Jahre Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich“. Der Bundespräsident greift dabei auch das Motto auf, mit dem die Vertretung der österreichischen Muslime das Jubiläum im Festsaal des Wiener Rathauses begehen: „Einheit in Vielfalt. Stärke in Zusammenhalt.“

Er streicht den Dialog als Grundlage des Zusammenlebens hervor. Der setze voraus, „dass man akzeptiert, dass es unterschiedliche Meinungen und Positionen gibt.“ Dafür müsse man eine gewisse Offenheit entwickeln – auch wenn das nicht immer leicht falle.

IGGÖ-Präsident Ümit Vural hob hervor, dass österreichische Muslime „im Rahmen einer anerkannten Religionsgesellschaft ihre religiösen Pflichten wahrnehmen, muslimisches Leben fördern und ihres eigenes Glückes Schmied sein“ könnten. Dennoch müsse man auch Toleranz und Solidarität einfordern. In den vergangenen Jahren seien Gräben aufgerissen worden. Antimuslimischer Rassismus sei „kein Kavaliersdelikt“, so Vural. „Wenn eine Bevölkerungsgruppe leidet und diskriminiert wird, so leidet in Wahrheit die ganze Gesellschaft und unsere Demokratie als Ganzes darunter.“

Wiens Bürgermeister Michael Ludwig erinnert an das Islamische Zentrum in Floridsdorf, das 1979, also im Jahr der Gründung der IGGÖ, eröffnet wurde. „Das war damals ein riesiges gesellschaftliches Ereignis.“ Bei Führungen hätten die Wiener die Möglichkeit gehabt, die Moschee und die Menschen dahinter kennenzulernen. Sorgen konnten so ausgeräumt werden. Mittlerweile seien aber Sorgen entstanden, auch befeuert durch „politische Kräfte, die einem friedlichen Zusammenleben entgegenwirken.“ In Wien werde er aber, so Ludwig, „allen Strömungen wie Rassismus, Antisemitismus und Islamfeindlichkeit eine Absage erteilen.“

Hofer sieht „Islamisierung“

So harmonisch die Feier abläuft, ein Interview mit IGGÖ-Präsident Vural in der „Presse am Sonntag“ schlägt am Sonntag Wellen – er denkt darin an, dass es langfristig in jedem Bundesland eine repräsentative Moschee der IGGÖ geben sollte. FPÖ-Bundesparteiobmann Norbert Hofer warnt deswegen per Aussendung vor einer „schleichenden Islamisierung“. Der Islam sei „nicht Teil unserer Geschichte und unserer Kultur – und wird das auch nie werden.“ (eko)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.11.2019)

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