Iran

Rohani gerät wegen Spritpreis-Protesten unter Druck

Eine verwüstete Tankstelle nach den Demonstrationen am Sonntag in Eslamshahr nahe der Hauptstadt Teheran.
Eine verwüstete Tankstelle nach den Demonstrationen am Sonntag in Eslamshahr nahe der Hauptstadt Teheran.APA/AFP/-
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Die Unruhen wegen Erhöhung der Spritpreise bringen Präsident Rohani in Bedrängnis. Die USA unterstützen die Demonstranten. Das Internet ist gesperrt.

Der iranische Präsident Hassan Rohani hat gewaltsame Proteste gegen die Verteuerung und Rationierung von Benzin verurteilt. Zugleich äußerte er Verständnis für den Ärger der Menschen über die Maßnahme der Regierung.

Angesichts der seit Freitag landesweit anhaltenden Demonstrationen sagte der Präsident: "Protestieren ist das legitime Recht der Bürger, aber Vandalismus ist etwas ganz anderes." Rohani gilt innerhalb der iranischen Führung als eher gemäßigt und wird von Hardlinern scharf angegriffen. Bei den Unruhen sind nach amtlichen Angaben bisher zwei Menschen getötet worden, ein Polizist und ein Zivilist. Mehr als 1000 Menschen seien festgenommen worden.

Revolutionsgarden drohen

Die iranischen Revolutionsgarden haben mit einem harten Vorgehen gegen regierungsfeindliche Demonstranten gedroht. Zugleich forderte der einflussreiche zweite Arm der Streitkräfte ein Ende der Unruhen wegen der Benzinpreiserhöhungen.

Falls nötig werde entschlossen gegen alle fortdauernden Störungen des Friedens und der Sicherheit der Bevölkerung vorgegangenen, hieß es in einer am Montag verbreiteten Mitteilung. Bei Protesten gegen eine massive Erhöhung des Benzinpreises und die verschärfte Treibstoffrationierung war es am Samstag in Teheran und Dutzenden anderen Städten im Land zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften gekommen. Die Polizei setzte laut staatlichem Fernsehen Tränengas ein. Es soll mindestens zwei Tote gegeben haben, darunter soll auch ein Polizist sein.

Regierung sperrt Internet

Was tatsächlich im Iran vor sich geht, lässt sich seit Samstagnachmittag jedoch kaum noch verfolgen. Da sperrte die Regierung das Internet. Nach Angaben des iranischen Telekommunikationsministerium wurde das Netz auf Anweisung des Nationalen Sicherheitsrats für 24 Stunden "limitiert". Damit konnten sich Demonstranten nicht mehr absprechen und Bilder möglicher regierungskritischer Kundgebungen, Ausschreitungen und Zusammenstöße mit Sicherheitskräften verbreiten.

Allerdings schien die Maßnahme nicht den gewünschten beruhigenden Effekt gehabt zu haben. Das Internet war nach Angaben eines dpa-Korrespondenten auch mehr als 24 Stunden nach der Abschaltung am Sonntagabend für die meisten Iraner noch gesperrt. Die Nichtregierungsorganisation Netblocks, die Blockaden des Internets registriert, bestätigte auf ihrer Webseite, das Netz sei im Iran immer noch weitgehend abgeschaltet.

USA unterstützen Protest

Die US-Regierung, die es mit scharfen Sanktionen darauf anlegt, Druck auf die Regierung in Teheran aufzubauen, verurteilte Gewalt der Sicherheitskräfte gegen Demonstranten und die Internetsperre. Die Vereinigten Staaten unterstützen das iranische Volk in seinem friedlichen Protest gegen das "Regime", erklärte das Weiße Haus am Sonntag in Washington. Die Führung in Teheran treibe fanatisch ihr Nuklearprogramm voran, unterstütze Terrorismus und vernachlässige auf ihrem Kreuzzug die iranische Bevölkerung, hieß es in der Erklärung weiter.

Der Iran steckt in einer tiefen Wirtschaftskrise, die durch die US-Sanktionen gegen das Land ausgelöst wurde. Mit den Strafmaßnahmen will Washington den Iran dazu bringen, das internationale Atomabkommen neu zu verhandeln. Die USA waren einseitig aus der Vereinbarung zur Verhinderung einer iranischen Atombombe ausgestiegen. Der Iran lehnt eine Neuverhandlung ab und fordert die Einhaltung des Vertrages, vor allem das Ende der Sanktionen.

Die deutsche Regierung erklärte, sie verfolge die Berichte aus dem Iran mit Sorge. Sie rufe die Führung in Teheran auf, Meinungs-und Versammlungsfreiheit zu achten, sagte eine Regierungssprecherin in Berlin.

Hardliner wittern Chance

Medienberichten zufolge wollen die Hardliner im Parlament den Präsidenten wegen der Unruhen vorladen und ein Misstrauensvotum gegen ihn erzwingen. Schon im Februar hatten die Hardliner Rohani ins Parlament bestellt. Doch der Präsident verteidigte seine Politik und blieb im Amt. Auch diesmal wird der Versuch der Hardliner nach Meinung von Beobachtern scheitern, insbesondere weil die gesamte iranische Führung die Entscheidungen zur Spritpreiserhöhung und zur Rationierung befürwortet hatte.

Die Hardliner waren von Anfang an gegen das Atomabkommen von 2015 und Rohanis Annäherung an den Westen. Ihrer Meinung nach verstößt er gegen die revolutionären Prinzipien der islamischen Republik. Nach vier Wahlpleiten in den vergangenen fünf Jahren hoffen die Hardliner nun, Rohani zu stürzen und - auch dank der Iran-Politik von US-Präsident Donald Trump - wieder an die Macht zu kommen.

(APA/dpa)

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