Hartwig Löger meint, das „Daumen hoch“-Emoji im Chat mit Heinz-Christian Strache habe er im Sinne von „Gib a Ruh'“ verwendet. Schwer nachvollziehbar – aber es ist wirklich nicht immer einfach, die Bildchen richtig zu interpretieren.
Der Kollege ist verzweifelt. Gut, die Verzweiflung wirkt etwas gespielt, wie bei all jenen, die Emojis für eine moderne Kinderei halten, über die sie gern den Kopf schütteln. Aber er ist wirklich unsicher: Was bedeutet es, wenn das Smiley eine Sonnenbrille trägt? Warum schaut die Katze so böse? Und was hat es mit dem Affen auf sich, der ihn via E-Mail erreicht hat? Dauernd schicke man ihm irgendwelche Affen! „Welchen Affen meinst du genau?“, fragen wir nach. Den, der sich den Mund zuhält, den, der nichts hören will, den mit den verdeckten Augen? Oder gar den ganz normalen?
Emojis sind zuweilen doppel- oder mehrdeutig. Und das ist umso irritierender, als sie uns eigentlich dabei unterstützen sollten, die Kommunikation zu vereinfachen: Ironie als Ironie zu erkennen, einen Scherz als Scherz. Sie sollten auch dem schnell hingeworfenen Satz eine emotionale Note verleihen, was umso wichtiger ist, als die meisten Nachrichten und E-Mails ja nicht den Brief ersetzen, sondern den kurzen Austausch zwischen Tür und Angel, das rasche Telefonat. Dort helfen uns Mimik und Intonation, die Botschaft richtig einzuordnen.
Jetzt sollen Emojis einspringen – oder ihre Vorgänger, die Emoticons, die sich noch jeder mit Klammern, Beistrichen und Bindestrichen selbst zusammenbasteln konnte. Smileys zwinkern, rollen mit den Augen, lachen Tränen, denken nach, die Hand aufs Kinn gestützt. Oder sie sind Munchs „Der Schrei“ nachempfunden. Hier ist die Bedeutung klar.