Eurobarometer

Kein Handel auf Kosten der Umwelt

Österreicher sehen die Auswirkungen des internationalen Warenverkehrs auf Natur und Klima deutlich skeptischer als der Rest der EU.

Brüssel. Was halten die EU-Bürger vom internationalen Handel? Dieser Frage gehen die Meinungsforscher der EU-Kommission in unregelmäßigen Zeitabständen nach. Am Donnerstag wurde die erste Eurobarometer-Umfrage zu diesem Thema seit 2010 vorgestellt. Kernaussage: Der Anteil der Befürworter grenzüberschreitender Handelsbeziehungen ist gestiegen.

Konkret gaben 60 Prozent der befragten EU-Bürger an, sie würden vom internationalen Handel persönlich profitieren. Gegenüber dem Jahr 2010 entspricht das einem Anstieg um 16 Prozentpunkte. Zugleich hat sich der Anteil der selbst deklarierten Handelsverlierer um sechs Prozentpunkte auf 33 Prozent verringert. Das positive Ergebnis muss allerdings insofern relativiert werden, als die letzte Eurobarometer-Umfrage zu dem Thema auf dem Höhepunkt der globalen Finanz- und zu Beginn der Eurokrise durchgeführt worden war – was die Begeisterung der Europäer für internationale Wirtschaftsbeziehungen getrübt haben dürfte.

Reizthema Transitverkehr

In Österreich, das als kleine, offene Volkswirtschaft von internationaler Vernetzung überdurchschnittlich stark profitiert, ist der Anteil der Skeptiker allerdings überdurchschnittlich hoch: 37 Prozent der befragten Österreicher (Größe der Stichprobe: 1027) konnten keine persönlichen Vorteile des internationalen Handels erkennen. Die subjektiven Profiteure machten 58 Prozent aus. Über dem EU-Schnitt lagen die Österreicher allerdings bei der Frage nach den Auswirkungen des globalen Handels auf den Arbeitsmarkt: 28 Prozent der Befragten waren der Ansicht, dass internationaler Handel Arbeitsplätze im Inland schaffe – im EU-Schnitt waren es nur 21 Prozent. Parallel dazu wurde hierzulande ein negativer Aspekt des internationalen Warenverkehrs besonders stark hervorgehoben: Für 43 Prozent der befragten Österreicher, aber nur 21 Prozent aller befragten EU-Bürger geht der internationale Handel zulasten der Umwelt – eine Unwucht, die mit der geografischen Lage Österreichs als Transit-Hotspot zu tun haben dürfte.

Die Profiteure des internationalen Handels sind in drei Mitgliedstaaten in der Minderheit: in Rumänien, Griechenland und Italien. Griechenland zählt gemeinsam mit Zypern zu den Ländern, in denen sich die Stimmungslage seit 2010 nicht verbessert hat. (la)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.11.2019)

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