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CDU-Parteitag: Kramp-Karrenbauer stellt Führungsfrage

APA/AFP/dpa/KAY NIETFELD
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In Leipzig bot die umstrittene CDU-Chefin indirekt ihren Rückzug von der Spitze an, doch solle man das dann genau jetzt entscheiden. Die Delegierten bedachten sie mit langem Applaus, einige Widersacher blieben demonstrativ sitzen.

Die parteiintern zusehends umstrittene CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer hat auf dem Bundesparteitag in Leipzig am Ende ihrer Rede die Führungsrage gestellt und indirekt ihren Rückzug vom Parteivorsitz angeboten. Wenn die Delegierten ihre Vorstellung von der Zukunft Deutschlands und dem Weg dorthin nicht teilten, "dann lasst es uns heute auch beenden, hier und heute", sagte sie am Freitag.

Sei dies aber nicht der Fall, "dann lasst uns jetzt und hier und heute die Ärmel hochkrempeln und lasst uns anfangen", fügte sie hinzu und wurde mit lautem Applaus und stehenden Ovationen bedacht.

Die 57-jährige Saarländerin warnte ihre Partei, wo seit längerem über die Führung gemurrt wird, vor schädlicher Selbstkritik. Es sei "keine erfolgreiche Wahlkampfstrategie", wenn sich CDU-Politiker von der Bilanz der 14-jährigen Regierungszeit von Kanzlerin Angela Merkel distanzierten. Für die CDU und ihre Wahlkämpfer sei es schädlich, "wenn man den Bürgern sagt, es war alles schlecht in den letzten 14 Jahren". Kramp-Karrenbauer räumte ein, dass die CDU seit ihrem eigenen Amtsantritt vorigen Dezember ein "schwieriges Jahr" durchgemacht habe. Zugleich warnte sie aber vor Schwarzmalerei: Vor dem Parteitag sei in vielen Medien die Rede davon gewesen, dass in Leipzig eine "Revolution, ein Aufruhr" bevorstehe. Doch: "Wir lassen uns nicht in den Ruin hineinschreiben", mahnte sie.

Stichelei gegen Parteijunge

Einen Seitenhieb leistete sich die CDU-Chefin gegen die Nachwuchsorganisation Junge Union, die ihre Amtsführung offen kritisiert hatte. Kramp-Karrenbauer erinnerte daran, dass die JU 1997 den Rücktritt Helmut Kohls als CDU-Chef gefordert hatte. Heute werde dies erneut von der JU "als Führungsfrage aufs Tablett gebracht", sagte sie. "Das gab es schon immer. Wir halten solche Diskussionen aus."

Kanzlerin Merkel riet ihrer Partei zu Geschlossenheit. Die CDU solle das Motto des letztjährigen Parteitags beherzigen, sagte Merkel. Das lautete: "Zusammen führen und zusammenführen." Wenn sich die CDU daran halte, könne sie auch das diesjährige Motto Realität werden lassen: Es lautet „Deutschlands starke Mitte."

imago images/Tim Wagner

Die CDU verliert übrigens einer neuen Umfrage zufolge die meisten ihrer abgängigen Wähler an die Grünen. Von 100 ehemaligen Wählern der Christdemokraten gingen demnach 37 an die Öko-Partei, wie aus einer am Freitag veröffentlichten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa hervorgeht. Neun der Befragten erklärten, sie wechselten zur extrem rechten AfD, 29 gingen ins Lager der Nichtwähler.

Bei der gemeinhin als konservativer eingeschätzen bayrischen Schwesterpartei ist die Lage indes ähnlich: Von 100 Abwanderern der CSU wollen demnach sieben die AfD wählen, 33 die Grünen, und 36 nicht mehr wählen.

(APA/DPA)

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