Art Düsseldorf

Ein Testfall für Weltoffenheit

Heimspiel für die Düsseldorfer Galerie Sies & Höke, die ihren Messestand ganz Jonathan Meese überließ.
Heimspiel für die Düsseldorfer Galerie Sies & Höke, die ihren Messestand ganz Jonathan Meese überließ.(c) Sebastian Drüen
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Mit ihrer dritten Ausgabe hat die junge Art Düsseldorf es geschafft, sich als solide Messe zu etablieren. Auch neun Galerien aus Österreich reisten an. Als Nächstes will man sogar expandieren.

Als die Art Düsseldorf vor drei Jahren erstmals öffnete, waren die meisten Galeristen skeptisch: Gibt es in Deutschland genügend Potenzial für eine weitere Kunstmesse, noch dazu im Rheinland? Immerhin findet im Frühjahr nur gut 40 km entfernt die Mutter aller Kunstmessen statt, die Art Cologne. Sie ist nicht nur die älteste, sondern in Deutschland unzweifelhaft auch die renommierteste.

Bei der dritten Art Düsseldorf nahmen voriges Wochenende nun 94 Galerien aus 24 Ländern teil, darunter neun aus Österreich. Für Waltraud Mauroner von Mauroner Contemporary ist die Messe vom Format weitaus angenehmer, Köln sei „zu groß und zu deutsch“. Die Galerie Nächst St. Stephan ist bei beiden vertreten: „Man kann nicht häufig genug im Rheinland sein“, fasst Mitarbeiter Deniz Pekerman zusammen. Einig sind sich alle, dass eines der größten Potenziale der Art Düsseldorf die „erfahrenen Sammler in dieser Region“ sind, wie Ursula Krinzinger betont – denn im Rheinland gehört Kunst zum bürgerlichen Selbstverständnis und zur Grundausstattung vieler Haushalte.

In dieser von viel Kunst-Neugierde und -Enthusiasmus getragenen Stimmung hat es die Art Düsseldorf jetzt mit der dritten Ausgabe geschafft, sich als solide regionale Messe zu platzieren. Den anfänglichen Zweifeln zum Trotz vermeldete man gute Verkäufe und rund 40.000 Besucher – ein Erfolg, der sicher auch an dem Austragungsort „Areal Böhler“ liegt.

Am alten Areal von Böhler-Uddeholm. Von 1915 bis 1993 befand sich hier das Stahlwerk der österreichischen Firma Böhler-Uddeholm. Heute ist es ein Kulturareal, in dessen lichtdurchfluteten Industriehallen die Art Düsseldorf stattfindet. Diesen öffentlich gut erreichbaren Standort sieht Sandy Angus als einen der großen Pluspunkte. Zusammen mit seinem Partner Tim Etchells kaufte der Brite jüngst Anteile an der Messe. Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten musste sich der Schweizer Messeveranstalter MCH (Art Basel) von seinen 25,1 Prozent trennen, Angus erwarb noch weitere 15 Prozent von Walter Gehlen, Direktor der Art Düsseldorf, und Andreas Lohaus, Mitbegründer der Messe. Ihr Einstieg sei für diese Ausgabe zu spät gekommen, erklärt Angus im Gespräch, aber für nächstes Jahr haben sie große Pläne: Sie wollen die Messe deutlich globaler aufstellen.

Beide sind erfahrene Messeveranstalter, deren Schwerpunkt in Asien mit Kunstmessen in Hong Kong, Shanghai, Neu-Delhi, Taipeh und der geplanten Art SG in Singapur liegt. Mit der Art Düsseldorf verfügen sie jetzt erstmals über eine Messe in Europa, „bisher konnten wir nicht den richtigen Standorten finden“, so Angus. Düsseldorf sei perfekt, die Rheinmetropole ein wichtiges Zentrum auch japanischer Wirtschaftsaktivitäten.

Einen kleinen asiatischen Schwerpunkt gab es heuer schon mit Galerien aus Korea, Taiwan und Japan. Im Talk-Programm trat der renommierte japanische Sammler Daisuke Miyatsu auf und Großsammler Yusaku Maezawa zeigte Werke aus seiner Contemporary Art Foundation in einer Sonderausstellung. „Wir wollen noch einige Blue-Chip-Galerien aus Asien dazu holen und die Synergien mit unseren Messen ausbauen“ – etwa über Länder-Schwerpunkte der asiatischen Standorte, 2020 vielleicht bereits mit Indien.

So naheliegend diese strategische Entscheidung eines Austauschs klingt, so spannend wird die Umsetzung: Ist das Profil der Art Düsseldorf nicht gerade seine Regionalität? Das Eröffnungspublikum war jedenfalls weitgehend lokal, am Wochenende kamen noch Besucher aus den angrenzenden Benelux-Ländern (Belgien, Niederlande, Luxemburg). Es überwiegt zudem die Kunst aus Westeuropa, das Interesse an weniger Vertrautem ist noch ausbaufähig – in den Gemeinschaftsstand der sieben polnischen Galerien etwa zog es kaum jemanden. Ist nicht gerade die Vertrautheit mit dem Ausgestellten, das Kennen der Aussteller und die Messe als Treffpunkt zentral?

Für Messeveranstalter ist ein großer Ländermix in jeder Hinsicht erstrebenswert, erhöht er doch die Reichweite der Aussteller, Besucher und medialen Aufmerksamkeit. Für Galerien und Sammler auf regionalen Messen kann er zum Testfall für Weltoffenheit werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.11.2019)

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