Unruhen

Ausgangssperre wegen Protesten in Kolumbien

(c) Reuters/LUISA GONZALEZ
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Hunderttausende Menschen gingen zuletzt gegen Korruption und Gewalt auf die Straße. Teile des Militärs sind bereits im Einsatz.

Bogotá. Die Welle von Unruhen in Südamerika hat nun auch Kolumbien im Nordwesten des Kontinents erfasst. Nach Massenprotesten gegen die konservative Regierung und schweren Ausschreitungen wurde in der Hauptstadt Bogotá in der Nacht auf Samstag eine nächtliche Ausgangssperre verhängt, die von neun Uhr abends bis sechs Uhr früh gilt. Bürgermeister Enrique Peñalosa Londoño sagte, dass es Ausnahmen nur für Flugreisende, Flughafenmitarbeiter, Piloten und Beamte gebe.

Mit der Ausgangssperre will die Stadtverwaltung Krawalle verhindern. Im Süden Bogotás hatte es zuletzt Straßenkämpfe zwischen Demonstranten und der Polizei gegeben, rund 20.000 Polizisten waren im Einsatz, unterstützt durch die Armee. Auch anderswo gab es Zwischenfälle. Und bei einem Anschlag auf eine Polizeiwache in Santander de Quilichao in einer Konfliktregion im Südwesten des Landes wurden am Freitag (Ortszeit) drei Beamte getötet; der Angriff könnte aber mit lokalen Konflikten zusammenhängen.

In Kolumbien (rund 49 Millionen Einwohner) gibt es seit Tagen Demonstrationen gegen den rechtskonservativen Präsidenten Iván Duque. Am Donnerstag waren dabei drei Menschen getötet worden. Die Proteste richten sich unter anderem gegen geplante Arbeitsmarkt- und Pensionsreformen sowie die wachsende Gewalt gegen Aktivisten mit sozialen Anliegen.

Zuletzt waren mehrere Länder Südamerikas von heftigen Protesten erschüttert worden. In Bolivien trat der langjährige linksgerichtete Präsident Evo Morales nach Wahlfälschungsvorwürfen zurück und floh nach Mexiko. In Chile, dem reichsten und an sich stabilsten Land der Region, einigten sich die konservative Regierung und die Opposition nach wochenlangen, oft gewaltsamen Demos auf eine Verfassungsreform. In Ecuador musste die Linksregierung wegen Protesten die Streichung von Benzinsubventionen fallen lassen; zwischenzeitlich war Präsident Lenín Moreno aus der Hauptstadt Quito in die Küstenmetropole Guayaquil geflohen. In Venezuela herrscht seit Jahren ein latenter Aufstand gegen das linke Regime, Millionen Bürger flohen ins Ausland.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.11.2019)

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