Trampolinspringen

Karrieresprünge in luftiger Höhe

Erster Salto mit drei Jahren, inzwischen am Sprung zur Weltspitze: In der Luft ist Benjamin Wizani in seinem Element.
Erster Salto mit drei Jahren, inzwischen am Sprung zur Weltspitze: In der Luft ist Benjamin Wizani in seinem Element.(c) Akos Burg
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Auf dem Trampolin hat Benjamin Wizani das Gefühl, zu fliegen. Auch ohne Sponsoren verfolgt der 18-Jährige hohe Ziele und träumt von einer Olympia-Teilnahme. Diese Woche tritt er bei der WM in Tokio an.

Wien. In der Turnhalle des WAT Brigittenau herrscht an diesem Abend reges Treiben. Durch die Luft fliegen die Federbälle der Badmintonspieler, in der hinteren Hälfte sind vier Trampoline aufgebaut. Benjamin Wizani ragt aus der Menge heraus. Nicht weil er der Größte wäre, sondern weil er mit Abstand am höchsten springt. Immer wieder biegt sich die Sprungmatte tief durch, katapultiert es ihn bis zu neun Meter hoch. Wer seinen Sprüngen folgen will, muss den Kopf strecken, wird von den Deckenscheinwerfern geblendet.

Benjamin Wizani, 18 Jahre alt, aus Tulln, ist Österreichs bester Trampolinspringer und tritt ab Donnerstag bei seinen ersten Weltmeisterschaften in der Erwachsenenklasse an. Im Ariake Gymnastics Centre in Tokio wird der Teenager olympische Luft schnuppern: In dieser Halle werden im Sommer nächsten Jahres die Weltbesten im Zeichen der fünf Ringe um Medaillen springen. Die ersten acht Tickets für die Olympischen Spiele 2020 sind bei diesen Titelkämpfen zu holen. „Das Finale wäre ein Traum“, sagt Wizani. Zufrieden wäre er schon mit dem Einzug ins Semifinale der Top 24. „Das ist realistisch das Ziel.“

Die Freiheit in der Luft

Die Nachwuchsathleten haben ihre Geräte und Matten bereits weggeräumt, als Wizani für den Fotografen noch einmal auf das Trampolin geht. In der Luft ist er ganz in seinem Element, beherrscht er jede Faser seines Körpers. Doch als er für ein Porträt posieren soll, wirkt der 18-Jährige ratlos. Die Ansage „jugendlich“ hilft ihm nicht weiter. Seine Kollegen am Rand rufen ihm zu, seinen Bizeps zu präsentieren, er entscheidet sich schließlich für die Hände hinter dem Rücken und ein schüchternes Lächeln.

Wizani wuchs auf den Trampolinen einer Freizeitanlage in Tulln auf, schon mit drei Jahren schaffte er den ersten Salto. Mutter und Vater, eine Friseurin und ein Bankangestellter, googelten nach Vereinen, fanden den Wiener Arbeiter Turn- und Sportverband und Wizani fand dort eine sportliche Heimat. Es folgten viele Pendelfahrten, der zweifache Salto mit sechs, der dreifache mit neun, die Schrauben. „Und jetzt stehe ich da“, sagt Wizani. Im Oktober 2018 gewann er Bronze bei den Olympischen Jugendspielen in Argentinien, diesen Juli seinen ersten Wettkampf in der Elite.

Das Erlebnis auf dem Trampolin vergleicht Wizani mit dem Fliegen. „Diese große Freiheit in der Luft ist ein unfassbares Gefühl.“ Bis zu zwei Sekunden lang wirbelt er herum, bringt in dieser Zeit etwa einen Dreifachsalto vorwärts gebückt mit eineinhalb Schrauben unter – den Triffis-Rudi, aktuell sein Paradesprung. Der Bewegungsablauf sei vergleichbar mit dem Bodenturnen, die größere Sprunghöhe durch das Trampolin aber gebe mehr Zeit, verleihe den Übungen in der Ausführung mehr Ruhe. „Es kommt auf die Eleganz in der Luft an.“

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