Die "FAZ" veröffentlichte zum ersten Mal eine Rangliste der Frauen in der Ökonomie. Als höchst-gerankte Österreicherin liegt Judith Kohlenberger auf Platz 8.
Die einflussreichste Wirtschaftswissenschaftlerin in Deutschland ist laut "Frankfurter Allgemeine Zeitung" Isabel Schnabel. Die Bonner Volkswirtin habe sich ihren Einfluss als Fachfrau für Finanzmärkte im Sachverständigenrat der Wirtschaftsweisen erarbeitet. Auch ein paar Österreicherinnen sind in dem Ranking vertreten. Auf Platz 8 liegt Judith Kohlenberger von der WU Wien.
Schnabel sei eine von wenigen Ökonominnen, die nicht nur in den Medien und auf Social Media, sondern auch in der Politik Gehör finden, schrieb die Zeitung. Schnabel soll Direktorin der Europäischen Zentralbank werden; die deutsche Bundesregierung hat sie nominiert.
Auf Rang zwei der "FAZ"-Liste steht Friederike Welter, Präsidentin des Instituts für Mittelstandsforschung. Sie habe besonders viel Einfluss in der Wissenschaft, schrieb die Zeitung. Auf Rang drei folgt Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, auf Rang fünf Maja Göpel, die Generalsekretärin des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen und Honorarprofessorin an der Leuphana-Universität in Lüneburg. Dazwischen steht die Zürcher Entwicklungsökonomin Dina Pomeranz, die den größten Teil ihrer Punkte aufgrund ihrer starken Präsenz in den sozialen Medien erhalte.
Schon zum sechsten Mal hat die "Presse" gemeinsam mit der "Frankfurter Allgemeinen" und der "Neuen Zürcher Zeitung" die 20 einflussreichsten Ökonomen des Jahres erhoben. Bild: WU Wien Die Presse (Clemens Fabry) Das Ranking ergibt sich aus folgenden Teilbereichen: Medien. Unicepta hat gezählt, wie häufig welche Ökonomen von Juli 2018 bis Juni 2019 in den Medien genannt wurden. Die Daten stammen aus der Datenbank Factiva, erstmals wurden die Online-Auftritte der Medien einbezogen – unabhängig davon, ob die Beiträge für alle Leser zugänglich waren oder nur für Abonnenten. Politik. „Welche sind die Ökonomen, deren Rat oder Publikationen Sie am meisten für Ihre Arbeit schätzen?“ Diese Frage stellten die Universität Düsseldorf, der Verein für wissenschaftliche Politikberatung Econwatch und die Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften in einer Umfrage Hunderten Politikern und Beamten. Soziale Medien. Die Website Makronom nahm eine Sonderauswertung ihres regelmäßigen Twitter-Rankings vor. Um berücksichtigt zu werden, musste ein Ökonom an einem deutschen, österreichischen oder Schweizer Institut arbeiteten und durchschnittlich mindestens fünf eigene Tweets im Quartal veröffentlicht haben. Wissenschaft. Hier zählt die Zahl der Zitate aus den vergangenen Jahren. Den Index hat der Fachverlag Elsevier aus seiner Datenbank Scopus berechnet. Für dieses Ranking wurden Zitate berücksichtigt, die von 2015 bis 2019 veröffentlicht wurden. Gesamt. In der Forschung waren mindestens fünf Zitate nötig, in der Öffentlichkeit mindestens fünf Medienzitate oder fünf Punkte in der Politikumfrage oder fünf Punkte bei Social Media. In jeder Säule bekam der stärkste Ökonom die volle Punktzahl, alle anderen bekamen ihre Punkte proportional dazu. In der Zusammenrechnung brachte die Wissenschaft bis zu 500 Punkte, Medien 250 Punkte, Politik 200 und Social Media 50. Klicken Sie weiter zu den Top 20 ... Die Presse (Clemens Fabry) Dice, Düsseldorf - 78 PunkteDer deutsche Ökonom Jens Südekum ist Experte für internationale Volkswirtschaftslehre. Er forscht zu Fragen des internationalen Handels und der Regionalpolitik. Südekum ist zudem Research Fellow beim Centre for Economic Policy Research, dem CESifo Institut, dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung und beim Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit. Der 44-Jährige ist neu im Ranking. Dies verdankt er seinen starken Platzierungen in den Kategorien Wissenschaft und Social Media. imago images / Jürgen Heinrich Walter-Eucken-Institut, Freiburg - 84 Punkte Der aus Saarbrücken stammende Lars Feld ist seit September 2010 Professor für Wirtschaftspolitik und Ordnungsökonomik an der Universität Freiburg und Leiter des Walter Eucken Instituts. Seit mittlerweile 17 Jahren ist er auch Privatdozent für Volkswirtschaftslehre an der Universität St. Gallen. Der 53-jährige Feld ist Mitglied im Kronberger Kreis der Stiftung Marktwirtschaft und fordert in diesem Zusammenhang mehr private Haftung bei der Europäischen Bankenunion. Auch der "Presse" gab er in diesem Jahr ein Interview. imago images / Jürgen Heinrich Universität St. Gallen - 87 PunkteUm vier Plätze fällt Christian Keuschnigg zurück. Von der Schweiz aus hat der ehemalige IHS-Chef über sein Wirtschaftspolitisches Zentrum (WPZ) in Wien auch hierzulande weiter Einfluss. Vor allem in der Politik sind seine Botschaften heuer besser angekommen als im vergangenen Jahr. Der Österreicher konnte sich auch in Social Media gut platzieren. (c) Die Presse (Clemens Fabry) Institut für Mittelstandsforschung, Bonn - 91 Punkte Friederike Welter ist eine international tätige deutsche Ökonomin. ist seit Februar 2013 Präsidentin des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn. Daneben hat sie den Lehrstuhl für BWL, insbesondere Management von kleinen und mittleren Unternehmen und Entrepreneurship, an der Universität Siegen inne. Die 57-Jährige ist dank einer exzellenten Wertung in der Kategorie Wissenschaft erstmals im Ranking vertreten. Sie ist auch Mitglied im Mittelstandsbeirat des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie und im "EXIST"-Sachverständigenbeirat. IfM Bonn Wirtschaftsuniversität Wien - 104 Punkte Der gebürtige Tiroler Oberhofer ist seit 2015 Universitätsprofessor am Institut für Internationale Wirtschaft der Wirtschaftsuniversität Wien und ebenfalls seit 2015 wissenschaftlicher Mitarbeiter des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo). Der 36-Jährige scheint erstmals im Ranking der Top 20 auf. Zu verdanken hat er dies seiner politischen Präsenz und auch seinem Social-Media-Status. (c) APA LMU München - 105 PunkteHans Werner Sinn hat sich als Kritiker der Rettungs- und Geldpolitik während der Eurokrise auch in Österreich einen Namen gemacht. Trotz seiner Pensionierung als Ifo-Chef kann er im Ranking vier Plätze gutmachen. Sein Buch "Der Kasinokapitalismus" bezeichnete das Handelsblatt als eines der 50 wichtigsten Ökonomiebücher aller Zeiten. Sinn kann sich in den Kategorien Medien und Politik verbessern. Auch in der "Presse" schrieb er in einem Gastkommentar über eines seiner Lieblingsthemen, die EZB. (c) imago/Müller-Stauffenberg (imago stock&people) IHS, Wien - 112 PunkteHelmut Hofer stieg im Vergleich zum Vorjahr um vier Plätze ab. Der ausgewiesene Arbeitsmarktexperte ist seit fast 27 Jahren am Institut für Höhere Studien engagiert. Seine Expertise wird von Medien geschätzt, in der entsprechenden Wertung büßte er dennoch drei Plätze ein, seine politische Anerkennung stieg aber. IHS Universität Duisburg-Essen - 137 Punkte Dudenhöffer ist ein deutscher Ökonom und Professor an der Universität Duisburg-Essen. Der 68-Jährige ist Experte für die Autoindustrie und wird auch oft zu Themen des Verkehrs befragt. An der Uni Duisburg-Essen, wo er seit 2008 Professor ist, leitet der gebürtige Karlsruher das Fachgebiet Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Automobilwirtschaft. Zudem ist er Gründer und Direktor des CAR – Center Automotive Research. Dudenhöffer war vor allem in den Medien mit seinen Einschätzungen stark präsent. In einem Gespräch mit der "Presse" redete er der Versachlichung der Diskussion in der Autoindustrie das Wort. (c) imago/APress (imago stock&people) ehemals Wifo-Wien - 137 Punkte Als Wifo-Chef war Karl Aiginger Dauergast bei Politik und Medien. In der Pension verliert er aber nicht an Einfluss, er kann seinen Platz verteidigen. Seit seinem Ausscheiden beim Wifo 2016 ist er im Team des Diskussionsforums "Querdenkerplattform: Wien – Europa" tätig. Aiginger erreicht in den Kategorien Medien und Politik Top-10-Platzierungen. Gastkommentare von Aiginger werden auch in der "Presse" publiziert. (c) Die Presse (Clemens Fabry) Agenda Austria, Wien - 145 Punkte Monika Köppl-Turyna, die International Economics an der Universität Warschau studierte, wurde 2015 mit dem „Young Economists Award“ der renommierten Nationalökonomischen Gesellschaft (NoeG) ausgezeichnet. Seit mehr als vier Jahren ist Köppl-Turyna, die eine von drei Frauen im Top-Ranking ist, bei der Agenda Austria mit dem Fachgebiet Föderalismus tätig. Vor allem im politischen Spektrum werden ihre Wortmeldungen gehört. In einem Gastkommentar für die "Presse schrieb sie über den Lohnunterschied von Mann und Frau. (c) Agenda Austria DIW Berlin - 155 PunkteMarcel Fratzscher gehört als Wirtschaftsweiser und Chef des DIW Berlin in Deutschland zur Elite der Ökonomen. Auch in Österreich wird er viel beachtet. Gegenüber dem Vorjahr konnte Fratzscher fünf Plätze gutmachen. Zu verdanken hat er diesen Sprung in die Top Ten in erster Linie einer starken wissenschaftlichen Säule und seiner Bewertung in der Kategorie Social Media. In einem Interview mit der "Presse" meinte Fratzscher, dass der Erfolg Deutschland faul und träge mache. (c) Die Presse (Clemens Fabry) Industriellenvereinigung, Wien - 159 Punkte Der Chefökonom der Industriellenvereinigung schafft es erneut als einziger Vertreter einer Interessensvertretung in das Ranking. Helmenstein kann seinen Rang vom Vorjahr behaupten. Zu verdanken hat er das starken politischem Einfluss. Auch in der Kategorie Medien kann er heuer ein Spitzenresultat aufweisen. In der Kategorie Wissenschaft war die Wertung schwächer. (c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER) IfW Kiel - 163 Punkte Der gebürtige Oberösterreicher Felbermayr leitet seit März 2019 das Kieler Institut für Weltwirtschaft. Zuvor war er mit der Führung des Zentrums für Außenwirtschaft des Ifo-Instituts in München betraut. Er kann von seiner Stärke bei der Forschung und seiner Medienpräsenz profitieren. Felbermayr spricht sich für ein europäisches System der CO2-Bepreisung aus. Im Ranking steigt er um ganze zehn Plätze auf. Von großen Fusionen halte er nichts, sagte Felbermayer in einem Gespräch mit der "Presse". imago images / Reiner Zensen Universität Linz - 193 Punkte Als Experte für Pfusch und Schattenwirtschaft darf sich Friedrich Schneider über besonders viele wissenschaftliche Zitate freuen. Zweimal hat er das Ranking sogar gewonnen. Im Vergleich zu 2018 macht der in Konstanz geborene Schneider, der seit mehr als drei Jahrzehnten in Linz lehrt, einen Platz gut. In der Kategorie Wissenschaft belegte er den ausgezeichneten zweiten Rang. ehemals Wifo, Wien - 237 Punkte Stephan Schulmeister muss nach seinem Aufstieg im Vorjahr, als er vier Plätze nach oben rückte, heuer wieder einen Rang abgeben. Der leidenschaftliche Gegner des Neoliberalismus landet beim politischen Einfluss hinter seiner Kollegin Schratzenstaller auf Platz drei, auch in der Social-Media-Wertung gibt es für ihn einen Spitzenplatz. (c) Clemens Fabry EcoAustria - 253 Punkte In seinem zweiten Jahr als Direktor von EcoAustria kann Tobias Thomas sich um einen weiteren Rang verbessern. Der studierte Volkswirtschafter ist zudem außerplanmäßiger Professor für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Politische Ökonomie und Medieneinflussforschung, am Düsseldorf Institute for Competition Economics (DICE) der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Seine Kommentare haben in der Kategorie Politik den stärksten Einfluss gefunden. In einem Interview mit der "Presse" sprach sich Thomas für die Abschaffung der Kalten Progression aus. (c) Caio Kauffmann Wifo, Wien - 291 Punkte Seit nunmehr drei Jahren leitet Badelt das Österreichische Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo). Der ehemalige Rektor der Wirtschaftsuniversität Wien wurde für seine Fähigkeit, seine Forschungsergebnisse einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln, ausgezeichnet. In den Medien ist der 68-jährige Wiener im absoluten Spitzenfeld klassiert. Die Presse Wifo, Wien - 295 PunkteDie Steuerexpertin Margit Schratzenstaller behält ihren dritten Stockerlplatz. Das hat sie vor allem ihrem Einfluss in der Politik zu verdanken. Auch in der Medien-Säule erzielt sie eine Top-Positionierung. in einem Gastkommentar für die "Presse" plädierte sie für eine Klimakoalition. (c) Die Presse (Clemens Fabry) IHS, Wien - 465 Punkte Im Duell der Wirtschaftsforschungsinstitute hat Martin Kocher heuer die Nase voran. Der IHS-Chef springt von Platz vier auf zwei. In der Kategorie Medien belegt Kocher den ersten Rang, auch in der Politik konnte er seinen Einfluss deutlich verbessern. Seine Schwerpunkte in der Forschung liegen auf dem Gebiet der Verhaltensökonomik, der experimentellen Wirtschaftsforschung und der Sportökonomie. (c) Clemens Fabry Universität Zürich - 534 PunkteSeinen Vorsprung in Sachen Forschung konnte Fehr weiter steigern. Mit über 15.600 Zitaten hängt er alle Ökonomen im deutschsprachigen Raum ab. Die wachsende Bekanntheit verschafft dem Verhaltensökonomen zwar Einfluss bei Politik und Medien – in diesen Wertungen schafft er es aber nicht in die Top 10. (c) Mirjam Reither Top 20: Diese Ökonomen prägen Österreich Als höchst-gerankte Österreicherin liegt Judith Kohlenberger auf Platz 8. Die Kulturwissenschaftlerin arbeitet derzeit auf der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien am Institut für Sozialpolitik mit Forschungsschwerpunkt Identitäts-und Repräsentationspolitik. Ebenfalls in der Liste vertreten sind Monika Köppl-Turyna von der Agenda Austria (Rang 14), Alyssa Schneebaum von der WU Wien (Rang 31) und Christa Schlager von der Arbeiterkammer Wien (Rang 32). Die heimischen Ökonominnen punkten vor allem mit ihrer Präsenz in den sozialen Medien sowie mit ihrem Einfluss in der Wissenschaft.
Die "FAZ" veröffentlichte zum ersten Mal eine Rangliste der Frauen in der Ökonomie. Erst in diesem Jahr habe sich eine ausreichende Zahl von Frauen für das Ökonomenranking qualifiziert, so dass ein gesondertes Ranking überhaupt möglich gewesen sei, schrieb die Zeitung. Entscheidend für die Platzierung sei, ob eine Ökonomin in der Wissenschaft Impulse gebe, die andere Forscher aufnehmen, ob sie in den Medien Gehör finde, von Politikern als Ratgeber geschätzt werde und auch, ob sie in sozialen Medien Resonanz finde.
(APA/AFP)
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