Isolierte Familie in den Niederlanden: Vater soll Kinder missbraucht haben

Im Dorf Ruinerwold sollen zwei Männer sechs junge Menschen jahrelang festgehalten haben
Im Dorf Ruinerwold sollen zwei Männer sechs junge Menschen jahrelang festgehalten habenimago images/Reichwein
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Der Vater soll nicht auf dem Bauernhof gelebt haben. Auch der Österreicher Josef B. steht im Verdacht, sechs junge Erwachsene festgehalten zu haben.

Im Fall einer jahrelang isoliert lebenden Familie in den Niederlanden gibt es neue Vorwürfe gegen den Vater. Der 67-Jährige werde verdächtigt, zwei seiner drei ältesten Kinder sexuell missbraucht zu haben, berichtete die niederländische Staatsanwaltschaft am Donnerstag. Diese Kinder hätten nicht auf dem Bauernhof im Dorf Ruinerwold gelebt.

Der Niederländer und ein 58 Jahre alter Österreicher, Josef B., werden verdächtigt, sechs heute junge Erwachsene neun Jahre lang auf dem abgelegenem Hof festgehalten zu haben. Der mysteriöse Fall war im Oktober öffentlich geworden, als ein 25-Jähriger in einer Kneipe um Hilfe gebeten hatte. Eine DNA-Analyse habe ergeben, dass der 67-Jährige tatsächlich der Vater der sechs Kinder auf dem Hof ist. Die Mutter war 2004 in Zwolle gestorben, so die Staatsanwaltschaft.

Dem 67-Jährigen werden auch Geldwäsche und Freiheitsentzug vorgeworfen. Er und der Österreicher werden verdächtigt, vor zehn Jahren einen 69-jährigen Mann aus Österreich in dem Ort Meppel für mehrere Monate festgehalten zu haben. Beide Verdächtigen müssen sich erstmals am 21. Jänner kommenden Jahres bei einer Vorbereitungssitzung vor Gericht verantworten.

Mitglieder der Moon-Bewegung

Der Vater, die vier Mädchen und zwei Buben hatten vermutlich seit 2010 in einem abschließbaren Raum auf dem Hof gelebt. Wieso die Männer die Kinder derartig von der Außenwelt abgeschottet haben, ist offiziell noch nicht geklärt. Zuletzt mehrten sich Anzeichen darauf, dass extreme religiöse Ansichten dahinter stehen.

Die beiden Verdächtigen lernten einander in der Moon-Bewegung kennen, haben dann aber eine eigene Gruppe gegründet. Die Vereinigungskirche (offizieller Name, Anm.) in Österreich hat jedenfalls bestätigt, dass der Vater der Kinder "Mitte der 1980er-Jahre kurz Mitglied unserer Bewegung war, und dass er an psychischen Problemen litt". Er sei 1987 aus der Organisation ausgetreten. Sein Bruder sei indes weiter Mitglied der Vereinigungskirche, habe aber seit 1984 nichts mehr von sich hören lassen.

Die niederländischen Behörden dürfte der verdächtigte Vater hintergangen haben: Vor zehn Jahren hatte er offiziell seine Auswanderung bekannt gegeben und sich aus der Einwohnermeldeliste streichen lassen. Es gibt auch keinen Eintrag über die Kinder im Geburtenregister. So sei es möglich gewesen, dass die Kinder unbemerkt niemals zur Schule gegangen sind. Sie dürften neun Jahre lang in einem abschließbaren isolierten Raum mit mehreren Kammern gehaust und diesen - bis auf Besuche im Garten - niemals verlassen haben.

Auf dem Hof in der Provinz Drenthe hatten die Ermittler auch eine große Summe Bargeld sichergestellt.

(APA/dpa)

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