Cold Case

Grazer Gericht verhandelt 18 Jahre altes Verbrechen

Ein Geschworenengericht beschäftigte sich mit einem Todesfall, den der Staatsanwalt einen „eiskalten Auftragsmord“ nennt.

Ein „Cold Case“ hat am Montag im Grazer Straflandesgericht die Geschworenen beschäftigt: Vor 18 Jahren ist in der Oststeiermark die Leiche eines Italieners gefunden worden, die Stich- und Schusswunden aufwies. Lange Zeit galt das Verbrechen als ungeklärt, doch vor vier Jahren meldeten sich Zeugen. Nun standen zwei von vier Verdächtigen wegen Mordes vor Gericht und bekannten sich nicht schuldig.

1999 lernte ein Italiener eine Slowakin kennen und verliebte sich in sie. Doch laut Staatsanwalt Daniel Weinberger war die Frau weniger an einer Liebesbeziehung interessiert, sondern "nahm ihn aus wie eine Weihnachtsgans". Der verblendete Mann zahlte und zahlte, obwohl er bald kein Geld mehr hatte und seine Verwandten um Geld bitten musste. Doch die Frau, so der Ankläger, verlangte immer mehr, er schloss schließlich eine Lebensversicherung zugunsten ihrer Tochter ab und finanzierte auch noch eine Wohnung. Dort durfte er nicht einziehen, und irgendwann reichte es ihm. Er drohte mit einer Betrugsanzeige, was sein Todesurteil gewesen sein dürfte.

Keine Auslieferung aus der Slowakei

Ein Bekannter der Frau soll den Plan entwickelt haben, den Italiener in die Steiermark zu locken. Dort warteten zwei weitere Komplizen, fuhren mit ihm auf einen abgelegenen Weg und sollen ihn dort ermordet haben - mit Stichen in den Rücken und Schüssen von hinten. Der Staatsanwalt sprach von einem "eiskalten Auftragsmord aus Habgier". Die Leiche wurde gefunden, doch es gab keine verwertbaren Spuren und keinerlei Tatmotiv, also ruhte der Fall. Bis 2015, als sich plötzlich zwei Zeugen in der Slowakei meldeten. So wurden die Ermittlungen wieder aufgenommen. Angeklagt wurden in Graz schließlich alle vier Personen, doch zur Verhandlung erschienen nur zwei.

Die Frau - laut Staatsanwalt die "Auftraggeberin des Mordes" - besitzt in der Slowakei mittlerweile eine Schönheitsklinik. Einer der beiden direkten mutmaßlichen Täter ist ebenfalls dort, beide wurden zur Auslieferung beantragt, doch bis jetzt ist das nicht gelungen. "Seit zwei Jahren sind sie zur Verhaftung ausgeschrieben, uns wurde mitgeteilt, dass es in nächster Zeit keine Entscheidung geben wird", berichtete Richterin Michaela Lapanje.

„Spur nach Italien nie verfolgt worden“ 

Übrig blieben ein 55-Jähriger, der direkt an der Tat beteiligt gewesen sein soll, und der mutmaßliche Ersteller des Plans, ein 56-Jähriger, der mittlerweile im Rollstuhl sitzt. Beide fühlten sich in keiner Weise schuldig. Am Tatort wurden damals lediglich zwei Zigarettenstummel gefunden. Einer konnte dem Opfer zugeordnet werden, die DNA-Spuren auf dem zweiten passten zu keinem der Verdächtigen. "Eine Spur nach Italien ist nie verfolgt worden", rügte einer der Verteidiger.

Der erste Angeklagte beteuerte, er habe mit der Sache nichts zu tun, von dem Mord an dem Italiener habe er "in der Polizeibar" gehört. Dort hätten "betrunkene Ermittler" über die Tat gesprochen und auch darüber, dass die Frau darin verwickelt sei. Auf die Frage der Richterin, wo er am Tag der Tat gewesen sei, meinte er: "Ich kann mich nicht erinnern, aber ich war damals jahrelang nicht im Ausland."

Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt. Ein Urteil wurde frühestens für Freitag erwartet. (APA)

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