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Wann die Österreicher ihren Winterurlaub buchen

(c) Clemens Fabry
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Welche Orte bei der dritten großen Buchungswelle, die extrem kurzfristig erfolgt, den Vorzug erhalten, entscheidet die Schneelage.

Der erste Schnee ist gefallen, die heimischen Touristiker freuen sich über beste Pistenbedingungen. Was die Wintersaison bringt, entscheidet sich aber oft erst in letzter Minute. "Es werden immer mehr, die zwei bis drei Buchungen vornehmen und es durch die extrem kurzfristigen Stornofristen vom Wetter abhängig machen, wo sie letztlich hinfahren", so Branchensprecherin Petra Nocker-Schwarzenbacher.

"Es ist schwierig, bei der Lotterie dabei zu sein, ob es passt oder nicht", erklärte die Obfrau der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) am Donnerstag im Hinblick auf die letzte der alljährlich drei Hauptbuchungsphasen. Die erste Welle erfolge durch den Stammgast, der im Idealfall gleich bei der Abreise für den nächsten Winter bucht. In einer zweiten Welle folgen die Familien, die Sicherheit wollen und sich ihre Ferienquartiere dann vielfach schon im September oder Oktober sichern.

Fachkräfte fehlen weiterhin

Derzeit herrscht gute Stimmung in der Branche. Prägend für das Tourismusgeschäft ist - neben dem Wetter - aber auch der Fachkräftemangel. Einer aktuellen Wirtschaftsbarometer-Umfrage zufolge, die 527 touristische Unternehmen erfasst, gibt es deshalb auch Grund zur Sorge. Immerhin 82 Prozent der Tourismusbetriebe nennen den Fachkräftebedarf als "Risiko". "Es ist jetzt schon schwierig - die Zukunft ist dahingehend nicht rosig", so Nocker-Schwarzenbacher. 11 Prozent wollen bei den Beschäftigten noch aufstocken. Gleichzeitig gaben 62 Prozent der Befragten an, dass ihnen die "Arbeitskosten davonlaufen". Es sei eine Herausforderung, Arbeitskräfte "zu bekommen, zu halten und zu bezahlen".

Die Branche wächst kräftig, gleichzeitig werden die Jobs häufig gewechselt. Die Arbeitnehmer können unter vielen Stellen wählen. Im November gab es 8.450 offene Stellen im Tourismus - das waren um 6,2 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Doch auch die Zahl der Beschäftigten im Bereich Beherbergung und Gastronomie ist im Jahresabstand um 2,3 Prozent auf knapp 200.000 geklettert. "Was man am dringendsten braucht, sind Fachkräfte", betonte Nocker-Schwarzenbacher.

"Ergebnisse wie 1991"

"Die Umsätze sind nach wie vor auf gutem Niveau", relativierte die WKÖ-Obfrau. Die Auftragslage bezeichneten 44 Prozent der Tourismusbetriebe der Wirtschaftsbarometer-Umfrage zufolge als "besonders gut". Aber nur 22 Prozent gehen für die nächsten Monate von einer "besseren Entwicklung" aus, 64 Prozent immerhin von einer gleichbleibenden.

Insgesamt könne der Tourismus "nächtigungstechnisch" auf ein recht erfolgreiches Jahr zurückblicken: "Wir hatten wieder Nächtigungsrekorde - Wien hat uns aus der Patsche geholfen", vermerkte Nocker-Schwarzenbacher vor Journalisten in Wien. Heuer seien "Ergebnisse wie 1991 - nach der Ostöffnung" erreicht worden.

Allein im Sommerhalbjahr (Mai bis Oktober) kletterten die Urlaubernächtigungen um 2,8 Prozent. "Der Oktober hat einiges aufgeholt in Regionen, wo wir dachten, wir sind etwas zurück." Auch immer mehr Österreicher machen Urlaub im eigenen Land. "Bei den Inländern sind wir mit einem Anteil von knapp 30 Prozent noch beliebter geworden", stellte die Branchensprecherin zufrieden fest. "Das ist ein Markt, der uns sehr am Herzen liegt und uns sehr wichtig ist."

Brexit könnte Briten ausbremsen

Auch britischen Urlauber sind ein wichtiger Faktor für die Branche. 2018 erfolgten 3,8 Millionen Nächtigungen durch Touristen aus dem Vereinigten Königreich. Die Gästezahl hat sich in den vergangenen zehn Jahren um 21 Prozent erhöht. Der EU-Ausstieg der Briten könnte auch hier durchschlagen 

Bürokratische Hemmnisse wie etwa eine Visumpflicht, eine Höchstaufenthaltsdauer oder neue Zollbestimmungen könnten die Reiselust der Briten in Richtung EU künftig dämpfen. "Das ist im Prinzip der Rückschritt." Ob das dann jeder britische Urlauber auf sich nimmt, oder einen anderen Markt wie etwa Australien, Neuseeland oder Kanada bevorzugt, muss sich erst weisen. "Wir hoffen, dass es eine 'sanfte Landung' gibt", ergänzte Nocker-Schwarzenbacher im Hinblick auf die EU-Austrittsbedingungen für die Briten. Ein "No-Deal-Szenario", also einen ungeregelten Brexit, hält sie aktuell aber für "unwahrscheinlich".

Sorge bereitet der Branche die massive Abwertung der britischen Landeswährung gegenüber dem Euro. Einer Studie der Bank of England (BoE) zufolge könnte das Pfund in den Jahren nach dem Brexit bis 2023 um weitere 25 Prozent fallen, die Inflation um 6,5 Prozent steigen und das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 8 Prozent schrumpfen.

Insgesamt seien die touristischen Auswirkungen in Österreich aber "überschaubar", so Nocker-Schwarzenbacher. Der Brexit werde "regional sehr unterschiedlich" spürbar sein. Als Briten-Hochburg in Österreich gilt etwa St. Anton am Arlberg.

(APA)

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