Bundesliga

Nicht verloren, nur den Sieg verspielt

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Austria muss sich nach dem 1:1 gegen WAC und in der Winterpause essenzielle Fragen stellen. Gibt es Geld für neue Spieler, bleibt Monschein? Rapid liegt weiter auf Europacup-Kurs.

Wien. Gut begonnen, Chancen gehabt, den Gegner gefordert – aber erneut von einem mysteriösen Formeinbruch eingefangen und mit Abpfiff wieder nur mit einem Punkt entlohnt: Austrias Formkurve irritiert trotz verbesserter Spielkultur weiterhin. Mit dem 1:1 im Heimspiel gegen WAC vor erschreckender Kulisse (6753 Zuschauer) verpasste Violett wieder einen erhofften Sieg.

Und damit wird das Unterfangen, doch noch den Sprung in die Top sechs und die Meisterrunde zu schaffen, weitaus schwieriger. Nur noch vier Runden sind vor der Abtrennung der Qualifikationsrunde oder dem unteren Play-off zu bestreiten.

Austria ist Tabellensiebenter, dem Klub fehlen wichtige Punkte auf Sturm, sieben Punkte auf Hartberg. Der Weihnachtsfriede ist also eher gedämpft in Favoriten.

Was nützt es, wenn man gut spielt, durch Grünwald (10.) sogar verdient in Führung geht und nach dem Ausgleich durch Weissmann (76., mit 17 Saisontoren nun Führender in der Torschützenliste vor Salzburgs Erling Haaland mit 16) mit hängenden Köpfen dasteht und ernüchternde Erklärungsarbeit leisten muss, anstatt Euphorie zu versprühen? Vor allem, wenn das Remis dem Gegner mehr hilft: WAC geht als Tabellenvierter ins neue Jahr. Der Klub aus dem Lavanttal hat zehn Punkte mehr als Austria.

Dass Violett seit bereits fünf Runden ungeschlagen ist, wie Youngster Dominik Fitz nach Abpfiff bemerkte, ist unbestritten ein Indiz für das zuletzt besser gewordene Spiel. Mehr aber auch schon wieder nicht. Und es ist viel zu wenig, um Trainer Christian Ilzer ruhigere Tage zu bescheren. 21 Punkte aus 18 Spielen sind für einen Wiener Traditionsklub zu wenig. Nur 2006 hatte man zu diesem Zeitpunkt noch weniger. Austria bleibt die große Enttäuschung dieser Saison.

Es ist das Mindeste, dass Spieler wie Christoph Monschein den Begriff der Aufgabe ablehnen und „solange es rechnerisch noch möglich ist“, weiter an die Teilnahme am Meister-Play-off glauben. Dass die negative Torbilanz (-3, 31 Gegentore) die Brandherde ungeschönt offenlegt, ist die andere Begleiterscheinung.

Rapid profitiert

Was machen also Sportdirektor Peter Stöger und Ilzer in der Weihnachtspause? Jetzt müssen die richtigen Entscheidungen (zwei Eckpfeiler: Gibt es Geld für Transfers, wird Monschein verkauft?) getroffen werden. Sonst findet sich nach Rapid in der vergangenen Saison erneut ein Wiener Klub im unteren Play-off wieder.

Rapid hat von dem 1:1 der Austria jedenfalls profitiert. Grün-Weiß begeht die Feiertage als Dritter, dabei fühlt sich der Rekordmeister in der Fremde offenbar wohler denn im eigenen Stadion. Das 3:0 bei Admira war bereits der siebente Auswärtssieg im neunten Saisonspiel. 22 von 27 möglichen Punkten werden nur vom Lask überboten (27), Salzburg hat außerhalb von Wals-Siezenheim drei Zähler weniger geholt. Dass Rapid trotzdem weit hinter dem Spitzenduo liegt, wurzelt in der Heimbilanz. Im Allianz-Stadion wurden nur zwei Spiele gewonnen.

„Ich bin sehr zufrieden, es war ein ganz klar verdienter Sieg“, resümierte Trainer Dietmar Kühbauer nach dem wunschgemäß verlaufenen Jahresabschluss. Dass Grün-Weiß in dieser Saison nichts mehr mit dem unteren Play-off zu tun haben wird, hilft Kühbauer ungemein. Damit hat der Klub wieder greifbare Ziele, die, so hat es SCR-Präsident Martin Bruckner auch in seinem Wahlkampf versprochen, mit fixen Europacup-Teilnahmen verbunden sind. Und das ist alles, nur kein Weihnachtswunsch. Sondern die Minimalvorgabe, die Rapid zu erfüllen hat. Davon kann Austria nur träumen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.12.2019)

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