Die Autorin vergleicht Zentrum-Chef Philipp Ruch mit Super Mario.
Zuletzt war es eine vor dem Berliner Reichstag aufgestellte, mit Asche von Holocaust-Opfern gefüllte „Widerstandssäule“: Für provokante Aktionen zu gesellschaftspolitischen Themen wie Flüchtlingsproblematik oder Rechtsruck ist die vom Philosophen Philipp Ruch gegründete deutsche Künstlergruppe Zentrum für politische Schönheit bekannt. Die deutsche Schriftstellerin Nora Bossong kritisiert nun in einem Text in der deutschen „TAZ“ den moralischen „Alleinherrschaftsanspruch“ Ruchs: Er erinnere an Videospiel-Held Super Mario.
„Da existiert nur das eigene Ich, das in einem kleinen Propellerflugzeug gegen eine niederträchtige Wolke ankämpfen muss“, so Bossong. Weil „nicht weniger auf dem Spiel steht als die Rettung der Welt, ist für Zweifel kaum Platz“; das Ziel werde „groß geschrien, bis alle Mittel geheiligt scheinen“. Ruchs Aktivismus, in dem Frauen nur Statistenrollen hätten, erinnere auch an eine „spießige Spielart des Siebzigerjahre-Aktivismus“. Was wohl mit den Mario-Männchen passiere, fragt sie am Ende, „wenn sie einmal in ihrem Weltrettungsgehüpfe innehalten? Schrumpfen sie? Oder ist dann einfach die Batterie leer?“ (sim)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.12.2019)