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Experte Stöferle: Goldpreis Ende 2020 "in der Region von 1700 Dollar"

(c) Clemens Fabry
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Der Goldpreis erreichte 2019 ein Rekordniveau. Niedrige Zinsen im Euroraum machen Gold für die Anleger attraktiv, sagt Ronald Stöferle.

2019 war ein gutes Jahr für "Goldbugs" - es war der Anfang eines neuen Bullenmarktes, der sich im kommenden Jahr fortsetzen wird, glaubt der österreichische Goldexperte Ronald-Peter Stöferle. Anfang September erreichte der Goldpreis sein Allzeit-Hoch in Euro bei 1415 Euro pro Unze und liegt jetzt etwas darunter. Bis Ende 2020 sieht Stöferle den Preis "in der Region von 1700 Dollar".

"In irgendeiner Währung steigt Gold immer, aber heuer ist es in jeder Währung gestiegen", sagte Stöferle, Managing Partner der Incrementum AG und Autor des jährlich erscheinenden Goldreports "In Gold we Trust". "Auf Dollar-Basis war es ein Plus von 15 Prozent, in Euro sogar von 20 Prozent." Auch in der klassischen Safe-Haven-Währung, dem Schweizer Franken, habe Gold heuer um 15 Prozent zugelegt, im australischen Dollar 18 Prozent und im kanadischen Dollar 12 Prozent. "Das ist schon eine Entwicklung, die wirklich unglaublich ist, die aber von den Marktteilnehmern kaum wahrgenommen wird, weil die meisten nur auf den Dollarpreis schielen."

Kehrtwende der Fed

Entscheidend für diese Entwicklung sei unter anderem die komplette Kehrtwende seitens der US-Notenbank gewesen, die Zinserhöhungen für 2019 ausgeschlossen und erklärt habe, das "Quantitative Tightening", also die Rückführung der Geldmengen-Inflationierung, vorerst zu beenden. "Nun haben wir bereits drei Zinssenkungen gesehen, Quantitative Tightening ist beendet und die Federal Reserve hat schon wieder mehr als 300 Milliarden in den Markt gepumpt. Das war für mich der ganz wesentliche Faktor, wieso Gold nun auch auf Dollar-Basis ausgebrochen ist."

Damit sei für ihn klar: "Wir befinden uns in einem neuen Bullenmarkt", so Stöferle. Gold gehöre schon allein aus dem Aspekt der Absicherung in jedes Portfolio, "zumindest fünf bis zehn Prozent sollten es allemal sein". Kurzfristig gesehen werde jetzt die weitere Entwicklung der Realzinsen entscheidend sein. "Bei sinkenden Renditen ist Gold der klassische sichere Hafen. Ich glaube, dieser Trend wird sich fortsetzen - vor allem, weil wir Signale sehen, dass die steigende Preisinflation wieder zum Thema werden könnte", wenngleich derzeit "nicht wirklich die großen Inflationsrisiken" zu erkennen seien. Allerdings sei es das erklärte Ziel der Notenbanken und der Politik, die Inflation zu erhöhen, und auch der Trend der De-Globalisierung sei inflationssteigernd.

Rezession positives Umfeld für Goldpreis

Stöferle rechnet damit, dass 2020 verstärkt fiskalische Anreize gesetzt werden, etwa schuldenfinanzierte Infrastrukturprojekte, "aber auch Maßnahmen, die in Richtung Helicopter Money oder QE for the People gehen. Das waren vielleicht früher noch extreme Ideen von Ökonomen, mittlerweile sind die aber im Mainstream angekommen und werden immer öfter zitiert." Solche Maßnahmen würden sich schneller und direkter inflationstreibend auswirken, glaubt Stöferle.

Dazu komme, dass derzeit 14 Billionen Euro an Anleihen - vor allem Staatsanleihen - negativ rentiert seien, "die sind quasi, wenn man sie bis zum Ende hält, ein garantierter Verlust". Das entspreche etwa der gesamten Wirtschaftsleistung von Japan, Indien, Deutschland und Großbritanniens. "Wenn jetzt Inflation zum Thema werden sollte, dann muss man sich die Frage stellen, wo dieses Geld noch hinfließen könnte. Ich glaube, da wäre Gold einer der großen Profiteure dieser Entwicklung."

Und schließlich gebe es viele Hinweise auf eine Abschwächung der Wirtschaftsleistung und eine mögliche Rezession wäre ein sehr positives Umfeld für den Goldpreis, erklärt Stöferle. "Wieso? Weil natürlich bei einer Rezession die Notenbanken und die Politiker nicht einfach tatenlos zuschauen, sondern mit fiskalischen Maßnahmen und in Form von Zinssenkungen eingreifen." Wobei es für Zinssenkungen speziell in der Eurozone "nicht mehr wahnsinnig viel Spielraum" gebe.

(APA)

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