Gewinnwarnung

Aston Martin schockt die Aktionäre

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Symbolbild. (c) REUTERS (REBECCA NADEN)
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Der britische Produzent des James-Bond-Autos geht für 2019 von einer Gewinnhalbierung aus.

London. Da wüsste auch James Bond – so der Spion gerade im Dienst wäre – kaum Rat: Der britische Luxusautohersteller Aston Martin rutscht noch tiefer in die Krise und hat mit einer weiteren Gewinnwarnung die Aktionäre geschockt. Die Aktie, die von ihren Eigentümern ohnedies die Nerven eines Geheimagenten verlangt, verlor am Dienstag bis zu 16 Prozent – der größte Kursrutsch seit einem knappen halben Jahr.

Das Unternehmen, dessen Sportwagen durch die James-Bond-Filme weltbekannt geworden sind, machte 2019 ersten Berechnungen zufolge einen um Sonderposten bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 130 bis 140 Mio. Pfund (153 bis 165 Mio Euro). Das ist nur etwa halb so viel wie 2018, als Aston Martin auf einen operativen Gewinn von 247 Mio. Pfund kam. Aber auch damals gab es netto schon Verluste.

„Vom Handel her war 2019 ein sehr enttäuschendes Jahr“, sagte dazu Firmenchef Andy Palmer. Auch im Dezember, an sich der beste Verkaufsmonat des Jahres, seien die Bedingungen für das Geschäft herausfordernd geblieben, hieß es. Aston Martin hat seine Erwartungen für Absatz und Gewinn schon im Juli und dann im November erneut zurückgestutzt. Der Absatz an Händler ging im vergangenen Jahr um sieben Prozent auf 5809 Fahrzeuge zurück, obwohl die Auslieferungen an Kunden insgesamt um zwölf Prozent zulegten.

Unsicherheit durch Brexit

Der Konzern leidet unter hohen Kosten für Werbung und Marketing in den USA. Zuletzt setzte auch der anziehende Kurs des britischen Pfunds dem Konzern zu. Überdies liegt die wirtschaftliche Unsicherheit rund um den Brexit dem Unternehmen schwer im Magen. Eine rasche Verbesserung der Lage sei auch nicht zu erwarten, schrieben die Analysten von JPMorgan.

Der 1913 von Lionel Martin und Robert Bamford gegründete Autobauer hat eine wechselhafte Geschichte hinter sich – er war sieben Mal insolvent. 1987 stieg Ford ein, verkaufte aber 2007 wieder. Zwei kuwaitische Investmentgruppen übernahmen. Später kam eine italienische Gruppe hinzu.

Am 3. Oktober 2018 startete Aston Martin an der Londoner Börse mit einem Preis von 1900 Pence. Davon können die Aktionäre nur noch träumen, denn der Kursverlauf ist seither ein einziges Desaster. Nicht ein einziges Mal erreichte der Kurs wieder den Emissionswert. Am Dienstag ging es auf rund 440 Pence nach unten. Womit die Briten tief im Schatten ihres italienischen Konkurrenten Ferrari stehen. Während die Marktkapitalisierung von Aston Martin seit dem Börsengang um rund drei Mrd. auf nur noch 1,1 Mrd. Pfund abstürzte, zog diejenige von Ferrari seit der Erstnotiz im Herbst 2015 um fast 220 Prozent auf knapp 28 Mrd. Euro an.

Palmer will nun mit Kostensenkungen gegensteuern. Außerdem setzt Aston Martin große Stücke auf den Luxus-SUV DBX. Mit ihm will das Unternehmen die Gesamtproduktion bis 2023 auf 14.000 Autos mehr als verdoppeln. Produktionsstart des DBX soll im zweiten Quartal sein. (eid/Reuters)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.01.2020)

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