Ermittlungen

Anwalt verwehrt Zugriff auf Computer von Ex-Automanager Ghosn

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JAPAN-NISSAN-RENAULT-AUTOMOBILE-COURT-GHOSN-LAWYERSAPA/AFP/JIJI PRESS/STR
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Japans Staatsanwaltschaft wollte im Büro von Ghosns Anwalt Junichiro Hironaka einen Computer beschlagnahmen.

Der japanische Anwalt des in den Libanon geflohenen früheren Automanagers Carlos Ghosn hat der Staatsanwaltschaft in Tokio den Zugriff auf einen Computer verwehrt. Wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo am Mittwoch berichtete, wollte die Staatsanwaltschaft im Büro von Ghosns Anwalt Junichiro Hironaka einen Computer beschlagnahmen, den Ghosns dort genutzt hatte.

Doch der Verteidiger habe von seinem Recht auf Verschwiegenheit gebraucht gemacht und den Ermittlern das Betreten seines Büros untersagt.

Ex-Nissan-Chef Carlos Ghosn hat sich am Mittwoch erstmals öffentlich geäußert. Zu Details seiner Flucht wolle er aber keine Angaben machen, sagte Ghosn in der libanesischen Hauptstadt Beirut. Er wolle vielmehr seine "Ehre wieder herstellen". In Japan sei er "für schuldig gehalten" worden, deshalb habe er keine andere Wahl gehabt, als zu fliehen.

Der frühere Vorstandschef des französisch-japanischen Autobündnisses Renault-Nissan-Mitsubishi war in Japan unter Anklage gestanden, war aber gegen Kaution auf freiem Fuß, als er Ende Dezember die Flucht ergriff. Die Aussicht, dass er nach Japan zurückkehrt, gilt als gering, da der Libanon mit Japan kein Auslieferungsabkommen hat. Der 65-Jährige wollte sich am Mittwoch erstmals seit seiner spektakulären Flucht in Beirut vor Journalisten zu seinem Fall äußern.

Verteidiger kritisieren Ermittlungen gegen Ghosn

Ghosns japanischen Verteidiger kritisierten die internen Ermittlungen des Autokonzerns Nissan gegen den früheren Chef scharf. Sie seien einzig mit der Absicht veranlasst worden, um Ghosn zu Fall zu bringen und ihn daran zu hindern, Nissan enger mit Renault zu verzahnen. Ghosn wird unter anderem beschuldigt, jahrelang Einkommen viel zu niedrig angegeben zu haben. Zudem soll er private Investitionsverluste auf Nissan übertragen haben.

Ghosn hat die Vorwürfe stets abgestritten. Er habe keinerlei Vergütungen von Nissan erhalten, die nicht offengelegt worden seien. Vereinbarungen über Einkommen nach seinem Ausscheiden bei Nissan seien von internen und externen Anwälten begutachtet worden. Nissan und Mitsubishi hatten Ghosn nach seiner Festnahme in Tokio als Verwaltungsratschef abgesetzt. Bei Renault trat Ghosn später zurück.

(APA/dpa)

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