Im Prozess um mutmaßliche Sexualverbrechen von Ex-Filmproduzent Harvey Weinstein wirft die Verteidigung dem Richter Befangenheit vor. Richter James Burke lehnt das ab.
Harvey Weinsteins Anwalt Arthur Aidala startet jeden Tag einen neuen Versuch, den Prozess um den mutmaßlichen Sexualverbrecher zu verzögern. Am Mittwoch forderte er Richter James Burke auf, sich von dem Fall zurückzuziehen. Burke habe Weinstein bereits für schuldig befunden, so Aidala.
Grund ist eine scharfe Rüge Weinsteins durch den Richter am Vortag, weil der einstige Hollywood-Mogul im Gerichtssaal anscheinend ein Handy benutzt hatte. "Wollen Sie wirklich so für den Rest ihres Lebens im Gefängnis landen, indem Sie in Verletzung einer Gerichtsanordnung Textbotschaften verschicken", sagte Burke.
In einem Schreiben erklärte Anwalt Aidala, diese Rüge zeige eine "Feindseligkeit" gegenüber Weinstein und lasse Zweifel an der Unvoreingenommenheit des Gerichts aufkommen. Die Äußerungen könnten zweierlei bedeuten: Entweder sei Burke der Auffassung, ein Handy im Gerichtssaal zu benutzen könne mit lebenslanger Haft bestraft werden. Oder aber er lasse durchblicken, dass Weinstein schuldig sei und er ihn zu lebenslanger Haft verurteilten wolle.
Richter James Burke lehnte das Rücktrittsgesuch am Donnerstag ab. "Ich wollte ihm nur genug Angst machen, damit er sein Handy künftig nicht mehr benutzt. Das Gericht kennt das Urteil nicht und hat keinerlei Entscheidung darüber getroffen, was es sein könnte oder nicht."
Die Geschworenen-Jury Die Zusammenstellung der Geschworenen-Jury gestaltet sich unterdessen weiter schwierig. Am Dienstag und Mittwoch waren je 120 potenzielle Juroren befragt worden, die meisten davon hatten sich jedoch sofort als befangen erklärt. Am Donnerstag wurde die Befragung der 120 nächsten potenziellen Juroren auf Freitag vertagt, weil ein Staatsanwalt plötzlich dringend zum Arzt musste. Insgesamt müssen zwölf Juroren und sechs Ersatzjuroren gefunden werden, bevor der Prozess mit den Auftaktplädoyers richtig losgehen kann. Das kann bei einem so schlagzeilenträchtigen Prozess mehrere Tage oder sogar Wochen dauern.
Die Auswahl der Geschworenen Eine Geschworenen-Jury auszuwählen, kann bei einem so öffentlichkeitswirksamen Prozess mehrere Tage dauern - einige Beobachter gehen in diesem Fall sogar von bis zu zwei Wochen aus. Die Auswahl funktioniert erstmal nach dem Zufallsprinzip: Fast jeder Amerikaner ab 18 Jahren hat die Pflicht, alle paar Jahre "jury duty" zu leisten.
Wer dran ist, muss sich zum Gericht begeben, kommt dann, wenn eine Jury gebraucht wird, in die engere Auswahl und wird von den Anwälten der beiden Parteien ausführlich befragt, um jegliche Art von Befangenheiten auszuschließen. Die Befragung dauert so lange, bis die Anwälte eine passende Jury zusammengesucht haben.
Eröffnungsplädoyers ab 22. Jänner Dem früheren Filmproduzenten Harvey Weinstein waren am Montag - dem Tag des Prozessbeginns in New York - auch in Los Angeles formal eine Vergewaltigung und ein sexueller Angriff zur Last gelegt worden. Anwalt Aidala erklärte, dies werde die New Yorker Geschworenen beeinflussen.
Richter Burke betonte aber, jeder Angeklagte gelte bis zu einer Verurteilung als unschuldig. Dies werde auch den Geschworenen im New Yorker Prozess erklärt. Burke schloss inzwischen nicht aus, dass der Fragebogen an die potenziellen Geschworenen um Fragen zu den Fällen in Los Angeles erweitert werden könnte. Burke hofft, am 22. Jänner mit den Eröffnungsplädoyers beginnen zu können.
Harvey Weinstein war einer der mächtigsten Männer Hollywoods. 2017 änderte sich alles. Vorwürfe sexueller Übergriffe gegen Dutzende Frauen haben zum tiefen Fall des "Pulp Fiction"-Produzenten geführt. Weinstein, den Schauspielerin Meryl Streep (im Bild) einmal als "Gott" bezeichnete, ist jetzt ein geächteter Mann. Am 6. Jänner begann in New York der Prozess gegen den 67-Jährigen, Ende Februar wurde er schuldig gesprochen. Getty Images Mehr als 80 Frauen haben Weinstein - einst einflussreicher Studio-Boss, Garant für Kinoerfolge und Oscars, Herr über Karrieren und scheinbar unantastbar - jahrzehntelanges sexuelles Fehlverhalten vorgeworfen, darunter bekannte Schauspielerinnen wie Angelina Jolie, Salma Hayek, Gwyneth Paltrow und Rosanna Arquette. Die Vorwürfe traten im Herbst 2017 die weltweite #MeToo-Bewegung gegen sexuelle Übergriffe und Gewalt an Frauen los. Getty Images Bei dem New Yorker Prozess, der mit der Auswahl der Geschworenen beginnt, geht es aber nur um zwei Fälle: Die frühere Produktionsassistentin Mimi Haleyi wirft dem Gründer des Miramax-Filmstudios vor, ihr 2006 in seiner New Yorker Wohnung Oralsex aufgezwungen zu haben. Eine anonyme Frau beschuldigt Weinstein zudem, sie 2013 in einem Hotelzimmer vergewaltigt zu haben. Reuters Bei dem Prozess wird auch "Sopranos"-Darstellerin Annabella Sciorra als Zeugin aussagen. Sie gibt an, Weinstein habe sie vor mehr als 25 Jahren vergewaltigt. Die Vorwürfe sind zwar wie bei vielen anderen Frauen verjährt - die Staatsanwaltschaft will aber die Jury davon überzeugen, dass es bei Weinstein ein Muster sexueller Gewalt gab. APA/AFP (VALERIE MACON) Weinstein hat die Vorwürfe, die im Oktober 2017 von der "New York Times" publik gemacht wurden, stets zurückgewiesen. Der einstige Hollywood-Mogul spricht von einvernehmlichen sexuellen Beziehungen. Nach Bekanntwerden der Anschuldigungen erklärte er, damals seien die Zeiten ganz einfach anders gewesen: "Ich bin in den 60er und 70er Jahren groß geworden, als die Regeln zu Verhalten und Arbeitsplätzen anders waren." Reuters Sein von der Strafverteidigerin Donna Rotunno (hier im Bild) angeführtes Anwaltsteam dürfte im Prozess versuchen, die Glaubwürdigkeit der mutmaßlichen Opfer in Zweifel zu ziehen. Die Anwälte haben E-Mails und Textbotschaften vorgelegt, die zeigen sollen, dass die Frauen Weinstein noch Monate nach den mutmaßlichen Angriffen freundschaftlich verbunden waren. Die Anwältin von Haleyi und Sciorra, Gloria Allred, fürchtet, dass sich ihre Mandantinnen auf "brutale Kreuzverhöre" gefasst machen müssen. APA/AFP (BRYAN R. SMITH) Weinsteins Anwälte könnten auch den Fall Lucia Evans vorbringen. Die Staatsanwaltschaft hatte im Oktober 2018 das Verfahren zu Vorwürfen des erzwungen Oralverkehrs der einstigen Schauspielerin einstellen müssen. Evans hatte anscheinend einer Freundin erzählt, sie habe Weinstein im Gegenzug für eine Rolle freiwillig befriedigt. Getty Images Weltweites Medieninteresse ist sicher, wenn Richter James Burke am Montag den auf rund sechs Wochen angelegten Prozess eröffnet. Weinstein, derzeit gegen Kaution auf freiem Fuß, droht bei einer Verurteilung lebenslange Haft. REUTERS Doch auch wenn der 67-Jährige freigesprochen wird: Die Karriere des Mannes, der hinter Erfolgen wie "Shakespeare in Love", "The Artist" und "The King's Speech - Die Rede des Königs" steht und dessen Filme insgesamt 81 Oscars gewannen, ist in Trümmern. Weinstein ist ein Verstoßener, sein Millionenvermögen seit Bekanntwerden der Vorwürfe zusammengeschmolzen, seine Weinstein Company pleite. REUTERS Geschwächt und bleich wirkte Weinstein, als er im Dezember zu einer Anhörung vor Gericht erschien. Kürzlich musste er sich einer Rückenoperation unterziehen. REUTERS Von Einsicht ist unterdessen wenig zu merken. Mitte Dezember sorgte Weinstein mit einem Interview für Empörung, in dem er sich als "Pionier" der Frauenförderung in Hollywood bezeichnete. Er habe mehr Filme von Frauen und über Frauen produziert als jeder andere Produzent vor ihm - das werde jetzt "vergessen". REUTERS Die Geschichte hat ein anderes Urteil über Weinstein gefällt. Zu welchem Urteil die Geschworenen kommen werden, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. REUTERS Der Herr der Karrieren am Abgrund Der Prozess gegen Weinstein hatte am 6. Jänner begleitet von einem gewaltigen Medieninteresse begonnen. In dem Verfahren geht es um zwei Frauen, die dem 67-jährigen "Pulp Fiction"-Produzenten eine Vergewaltigung beziehungsweise aufgezwungen Oralsex vorwerfen. Nur einige Stunden nach Prozessbeginn beschuldigte die Staatsanwaltschaft in Los Angeles Weinstein in zwei anderen Fällen formal einer Vergewaltigung und eines sexuellen Angriffs im Jahr 2013.
Mehr als 80 Frauen - darunter bekannte Schauspielerinnen wie Angelina Jolie, Salma Hayek und Gwyneth Paltrow - werfen dem einstigen Hollywood-Mogul jahrzehntelanges sexuelles Fehlverhalten vor. In den meisten Fällen sind die Vorwürfe aber verjährt oder die mutmaßlichen Opfer haben keine Anzeige erstattet. Hayek und Theron könnten allerdings als Zeuginnen in dem Prozess gehört werden. Ihre Namen stehen auf einer Liste von rund 90 möglichen Zeugen für den Prozess in New York.
Weinstein hat die Vorwürfe zurückgewiesen und spricht von einvernehmlichen sexuellen Handlungen. Bei einer Verurteilung droht ihm lebenslange Haft.
Mimi Haleyi, damals in ihren 20ern, arbeitete als Produktionsassistentin bei der Weinstein Company, als Harvey Weinstein sie überwältigt, niedergepresst und ihr Oralsex aufgezwungen habe. Weinstein sei so massiv, dass sie sich nicht gegen ihn habe wehren können, erzählte Haleyi auf einer Pressekonferenz an der Seite von US-Staranwältin Gloria Allred. Der sexuelle Übergriff habe sich 2006 in Weinsteins Wohnung in New York City ereignet. Ihr Fall wird in dem New Yorker Prozess verhandelt. Eine anonyme Frau beschuldigt Weinstein zudem, sie 2013 in einem Hotelzimmer vergewaltigt zu haben. (c) REUTERS (Eduardo Munoz) Sciorras Kollegin Daryl Hannah warf Weinstein vor, sie belästigt zu haben. Doch habe sie sich erfolgreich dagegen gewehrt, sagte die 59-Jährige dem "New Yorker". Sie habe unter anderem dem Starregisseur Quentin Tarantino von Weinsteins Übergriffen erzählt - gebracht habe ihr diese Offenheit aber nichts. Tarantino hatte zugegeben, von Weinsteins Taten gewusst zu haben. imago/ZUMA Press Als sie 17 Jahre alt war, habe sie der Produzent im Bademantel in einem Hotelzimmer empfangen und ihr Alkohol angeboten, schrieb die Schauspielerin Kate Beckinsale auf Instagram. Reuters Gwyneth Paltrow verdankt Harvey Weinstein ihren großen Durchbruch: Er war es, der sie 1996 in der Jane-Austen-Verfilmung "Emma" besetzte. Doch kurz vor den Dreharbeiten lernte Paltrow den Preis dafür kennen. In einem Hotelzimmer in Beverly Hills fasste er die damals 22-Jährige an und schlug vor, sich im Schlafzimmer gegenseitig zu massieren. Gwyneth Paltrow 1998 bei der Premiere von "Shakespeare in Love" mit der damaligen First Lady Hillary Clinton und Harvey Weinstein (r.). (c) REUTERS (Peter Morgan) "Ich war ein Kind, ich hatte unterschrieben, ich war wie versteinert", erzählt Paltrow der "New York Times" von dem Vorfall. Sie habe sich geweigert, Weinstein zu massieren, und sich ihrem damaligen Freund Brad Pitt anvertraut. Dieser habe Weinstein zur Rede gestellt - doch der Filmproduzent habe sauer reagiert. "Er hat mich sehr lange angeschrien", erinnert sich Paltrow. Trotzdem arbeitete sie auch später mit ihm zusammen. "Es wurde erwartet, dass ich schweige." Harvey Weinstein links neben Gwyneth Paltrow bei der Oscarverleihung 1999. (c) REUTERS (Mike Blake) Auch Angelina Jolie machte Ende der 1990er-Jahre ihre Erfahrungen mit dem Filmmogul, wie sie in den "New York Times" schildert: "In meiner Jugend hatte ich eine schlechte Erfahrung mit Harvey Weinstein." Sie sei von Weinstein in einem Hotelzimmer sexuell bedrängt worden und habe danach abgelehnt, je wieder mit ihm zusammenzuarbeiten und andere vor ihm gewarnt. "So ein Verhalten gegen Frauen ist in jeder Branche und in jedem Land inakzeptabel." (c) APA/AFP/GETTY IMAGES/Michael loc (Michael loccisano) Schauspielerin und Model Cara Delevingne hat in einem emotionalen Post auf Instagram ihre Erlebnisse mit Weinstein offenbart. Während sie an einem ihrer ersten Filme arbeitete, habe Weinstein sie angerufen und über ihre Sexualität ausgefragt. "Es war ein sehr seltsames und unangenehmes Telefonat", schrieb Delevingne. "Er sagte mir, wenn ich homosexuell sei oder mit einer Frau zusammen sein wolle, würde ich niemals die Rolle einer heterosexuellen Frau bekommen oder es als Schauspielerin in Hollywood schaffen." (c) REUTERS (CHARLES PLATIAU) Bei einem späteren Treffen in seinem Hotelzimmer forderte er sie auf, eine andere anwesende Frau zu küssen. Sie lehnte ab. "Er brachte mich zur Tür und stellte sich davor und versuchte, mich auf den Mund zu küssen", schrieb die 27-Jährige. "Ich stoppte ihn und schaffte es aus dem Zimmer hinaus." Delevingne bekam nach eigener Aussage schließlich eine Rolle in dem Film "Tulpenfieber". "Seitdem fühle ich mich schrecklich, dass ich den Film gemacht habe. Ich hatte das Gefühl, dass ich die Rolle nicht verdient habe", meint die Britin. (c) REUTERS (Mario Anzuoni) Die Schauspielerin Ashley Judd hat bereits vor drei Jahren in der Zeitschrift "Variety" über die Belästigung gesprochen - nannte damals aber noch keinen Namen. Der "New York Times" erzählte sie nun, was ihr 1997 passiert sei. Judd sollte zu einem vermeintlichen Geschäftstreffen in Weinsteins Hotelzimmer in Beverly Hills kommen, dort habe er sie im Bademantel empfangen. Er habe ihr eine Massage angeboten und aufgefordert, ihm nackt beim Duschen zuzusehen. (c) REUTERS (Mario Anzuoni) Rose McGowan erhielt laut "New York Times" 1997 bei einer außergerichtlichen Einigung 100.000 Dollar von Weinstein, nachdem es in einem Hotelzimmer am Rande des "Sundance Film Festival" zu einem nicht näher beschriebenen "Vorfall" gekommen war. McGowan hat im vergangenen Jahr auf Twitter darüber berichtet, dass sie als 23-Jährige von einem mächtigen Mann im Filmgeschäft vergewaltigt wurde, nannte damals aber keinen Namen. (c) REUTERS (Mario Anzuoni) Die französische Schauspielerin Léa Seydoux schreibt in einem persönlichen Essay im "Guardian", wie Weinstein sich in einem Hotelzimmer auf sie gestürzt und versucht habe, sie zu küssen. "Ich musste mich verteidigen. Er ist so groß und dick, dass ich viel Kraft brauchte, um mich zu widersetzen." Die Schauspielerin erinnerte sich daran, wie er auf Veranstaltungen mit all den Frauen angegeben habe, mit denen er bereits geschlafen habe. "Er nutzte seine Macht aus, um Sex zu bekommen." Schlimm sei, dass "jeder wusste, was Harvey vorhatte, und keiner tat etwas. Es ist unglaublich, dass er jahrzehntelang so handeln und trotzdem noch Karriere machen konnte." (c) REUTERS (Gonzalo Fuentes) Mira Sorvino hat in mehreren von Weinstein produzierten Filmen mitgespielt. 1997 sei sie Opfer seiner sexuellen Belästigung geworden. Weinstein habe sie regelrecht durchs Hotelzimmer gejagt, weil sie keinen Körperkontakt wollte. Dem "New Yorker" sagte die 52-Jährige, sie habe gesagt, es widerspreche ihrem Glauben, sich mit einem verheirateten Mann einzulassen - Weinstein war damals mit seiner ersten Ehefrau verheiratet. (c) REUTERS (Danny Moloshok) Ebenfalls an Anwältin Gloria Allred (im Bild rechts) wandte sich Natassia Malthe, um mit ihren schweren Vorwürfen gegen den US-Filmproduzenten Harvey Weinstein an die Öffentlichkeit zu gehen. Die norwegische Schauspielerin sagte, Weinstein habe sie 2008 in einem Hotelzimmer in London vergewaltigt. Obwohl sie ihm mehrmals gesagt habe, nicht an einer sexuellen Beziehung zu ihm interessiert zu sein, habe ihn das nicht davon abgehalten, sie zu vergewaltigen. "Das passierte nicht im gegenseitigen Einverständnis", sagte Malthe auf der Pressekonferenz, die sie zusammen mit Allred hielt. Ich glaube, ich habe mich dissoziiert, während er mit mir Sex hatte. Ich stellte mich tot." (c) REUTERS (Brendan McDermid) Die New Yorker Schauspielerin Paz de la Huerta sagt, Harvey Weinstein habe sie 2010 zweimal vergewaltigt: "Er ist wie ein Schwein." Die Vorfälle hätten sie so sehr aus der Bahn geworfen, dass sie "sehr traumatisiert" gewesen und depressiv geworden sei. Einem Journalisten, der mit ihr vor Jahren über den Vorfall gesprochen habe, habe sie verboten, das Gespräch zu veröffentlichen: "Ich wollte nichts sagen, das sie nehmen und verdrehen würden, sodass ich die junge Schlampe wäre." (c) APA/AFP/LOIC VENANCE (LOIC VENANCE) De la Huerta war nicht die erste Frau, die dem Hollywood-Produzenten Vergewaltigung vorwirft - sie war aber die erste, bei der die Vergewaltigung strafrechtlich verfolgt werden konnte. (c) REUTERS (Eduardo Munoz) Annabella Sciorra berichtete dem Magazin "New Yorker", Weinstein habe sie in den frühen 1990er-Jahren in ihrer Wohnung vergewaltigt. Danach sei sie in eine Depression gefallen und habe jahrelang nicht mehr gearbeitet. Aus Angst vor negativen Reaktionen der Filmbranche habe sie jedoch geschwiegen, berichtete die vor allem durch die US-Serie "The Sopranos" bekannte Schauspielerin weiter. APA/AFP/GETTY IMAGES (STEVE MACK) "Game of Thrones"-Star Lena Headey berichtete, auch sie sei von Weinstein sexuell belästigt worden. Als sie ihm gesagt habe, dass sie lediglich einen rein beruflichen Umgang mit ihm wünsche, sei er wütend geworden und habe sie aufgefordert, über den Vorfall zu schweigen. Sie habe nie wieder eine Rolle in einem Film von Weinsteins damaliger Produktionsfirma Miramax bekommen. Reuters Auch die britische Schauspielerin Lysette Anthony Vergewaltigungsvorwürfe gegen Harvey Weinstein erhoben. Weinstein habe sie in den 1980er-Jahren vergewaltigt, sagte die 54-Jährige, die unter anderem in Woody Allens Film "Ehemänner und Ehefrauen" mitspielte. Imago Sie habe Weinstein in New York City kennengelernt und ihn später in seinem Mietshaus in London getroffen. "Auf einmal war er halb ausgezogen und hat mich gepackt. Das war das Letzte, womit ich gerechnet hätte, und ich bin geflüchtet." Später habe der Filmproduzent ihr nachgestellt und sie vor ihrem Haus überrascht. "Er hat mich hineingedrängt und gegen einen Kleiderständer gerammt", berichtete Anthony weiter. Er habe versucht sie zu küssen und mit ihr zu schlafen. "Am Ende habe ich aufgegeben." Im Bild: Lysette Anthony in "Ehemänner und Ehefrauen" Imago Schauspielerin und Drehbuchautorin Louisette Geiss sagt laut der britischen Zeitung "Daily Mail", Weinstein habe 2008 vor ihr masturbiert. Während des "Sundance Film Festival" in Utah in den USA habe er sie zu einem Meeting gebeten, um ein von ihr geschriebenes Drehbuch zu diskutieren. Das habe er sich dann von ihr in einem Whirlpool sitzend vorlesen lassen, und sie später aufgefordert, ihm bei der Selbstbefriedigung zuzuschauen. Sie sei vor Angst geflüchtet. Louisette Geiss im Bild mit Opferanwältin Gloria Allred (l.). (c) REUTERS (Lucy Nicholson) Auch die italienische Schauspielerin Asia Argento zählt sich zu Weinsteins Opfern, wie sie dem "New Yorker" berichtete. 1997 wurde sie von Harvey Weinstein zu einer Party eingeladen. Als sie dort auftauchte, war sie jedoch mit ihm allein. Weinstein habe nur einen Bademantel getragen und sie aufgefordert, ihm eine Massage zu geben. Sie habe sich nicht getraut, sich zu weigern. Irgendwann habe er ihren Rock hochgezogen und mit Oralsex begonnen, obwohl sie Weinstein wiederholt darum gebeten habe, damit aufzuhören. Jahrelang habe sie Schuldgefühle gehabt, weil sie sich nicht gewehrt habe. "Er war so groß, ich hatte Angst vor ihm", sagt sie. >> Argento selbst wird mittlerweile auch ein sexueller Übergriff auf einen ehemals 17-Jährigen vorgeworfen. (c) EPA (CLAUDIO ONORATI) 1996 beim Filmfest in Cannes habe Weinstein die französische Schauspielerin Judith Godrèchein seine Hotelsuite eingeladen, erzählte sie der "New York Times". Dort habe er die damals 24-Jährige nach einer Massage gefragt. Damals soll Weinstein zu ihr gesagt haben, Massagen seien „ganz normal in Amerika“. Dann habe er sich gegen sie gepresst und ihren Pullover hochgezogen. Sie habe sich befreit und das Zimmer verlassen. (c) REUTERS (Jim Urquhart) 2010 habe Harvey Weinstein die französische Schauspielerin Emma de Caunes in sein Hotelzimmer gelockt, wie der "New Yorker" berichtet. Er habe ihr eine Rolle anbieten wollen. Dort begann das alte Spiel: Er sei ins Badezimmer gegangen, habe sich unter die Dusche gestellt und sei plötzlich nackt und mit einer Erektion vor ihr gestanden. Weinstein habe sie aufgefordert, sich aufs Bett zu legen - das hätten schon viele Frauen zuvor gemacht. "Es ist wie in einem Disneyfilm", soll Weinstein gesagt haben. "Ich wollte nicht, dass er merkt, wie verängstigt ich war, denn je mehr ich in Panik geriet, desto stärker machte ihn das an", erzählt de Caunes. Ihr sei es schließlich gelungen, das Zimmer zu verlassen. (c) REUTERS (Eric Gaillard) Die Schauspielerin Rosanna Arquette berichtete der "New York Times" und dem "New Yorker", Weinstein habe sie Anfang der 1990er-Jahre in sein Hotelzimmer gerufen, um ein Drehbuch abzuholen. Er habe einen Bademantel getragen und sie um eine Massage gebeten. Als sie abgelehnt habe, habe er ihre Hand in Richtung seines erigierten Penis gezogen. Sie habe ihre Hand wegziehen können. Der Produzent soll gesagt haben, sie mache einen Fehler. Die Schauspielerin glaubt, dass ihre Karriere gelitten habe, weil sie sich Weinstein verweigerte. (c) REUTERS (Mario Anzuoni) Wie Weinsteins ehemalige Bürokraft Emily Nestor dem "New Yorker" berichtet, soll der Produzent bei einem Treffen mit ihr über sein Sexualleben geprahlt haben. "Weißt du, wir könnten viel Spaß haben. Ich könnte dich in mein Büro in London setzen, du könntest dort arbeiten und meine Freundin sein." Als sie verneint habe, seine Hand zu halten, habe er sich empört, dass Mädchen immer nur Nein sagen würden: "Und dann trinken sie ein oder zwei Bier und werfen sich auf mich." Nestor sagt, Weinstein habe seine Machtposition ausnutzen wollen, um Sex zu bekommen. Harvey Weinstein im Bild mit seiner Frau, Georgina Chapman, die sich mittlerweile von ihm getrennt hat. (c) REUTERS (Danny Moloshok) Das italienische Model Ambra Battilana Gutierrez traf Harvey Weinstein 2015 bei einer Party und wurde zu einem persönlichen Treffen in sein New Yorker Büro eingeladen. Er habe sich auf die damals 22-Jährige geworfen, ihre Brüste angefasst und soll versucht haben, unter Gutierrez' Rock zu fassen. Nachdem sie Protest einlegte, habe Weinstein schließlich abgelassen. Gutierrez sei laut "New Yorker" zur Polizei gegangen, die sie verkabelt mit einem versteckten Mikrofon erneut in Weinsteins Hotelzimmer geschickt habe. Weinstein wurde aber nie angeklagt. Gutierrez darf heute nicht über den Vorfall sprechen. Sie hat eine Verschwiegenheitserklärung unterzeichnet. (c) Instagram/ambrabgutierrez Laut "New York Times" soll sich Weinstein bei einer Begegnung mit Schauspielerin Katherine Kendall 1993 in seiner Wohnung ausgezogen und Kendall durch die Zimmer gejagt haben. Zuvor habe er sie aufgefordert, ihn zu massieren. Sie habe gedacht, wenn sie anderen von dem Vorfall erzählen würde, werde sie nie wieder Arbeit bekommen, niemand werde sich dafür interessieren oder ihr glauben. (c) Instagram/kkbutter Filmproduzentin Elizabeth Karlsen erzählte "The Hollywood Reporter", dass sie vor 30 Jahren als junge Angestellte bei Miramax ebenfalls ihre - negativen - Erfahrungen mit Weinstein gemacht habe. Eines Abends sei er nackt in ihrem Schlafzimmer gelegen in einem von Miramax gemieteten Haus, in dem sie lebte, um Geld zu sparen. (c) imago/Landmark Media (imago stock&people) Laura Madden, eine ehemalige Angestellte Weinsteins, erzählte der "New York Times", dass Weinstein sie 1991 während ihrer Zeit in London und Dublin um Massagen gebeten habe: "Es war so manipulierend. Die ganze Zeit fragst du dich, bin ich es, die ein Problem hat?" (c) APA/AFP/VALERY HACHE (VALERY HACHE) Auch die britische Schauspielerin Romola Garai wirft dem Hollywood-Produzenten sexuelle Belästigung vor. "Wie jede andere Frau in der Branche hatte ich ein 'Vorsprechen' bei Harvey Weinstein", sagte sie der britischen Zeitung "The Guardian". Der Produzent habe sie in seinem Hotelzimmer im Bademantel empfangen. Im Hotelzimmer habe Weinstein ein kurzes Gespräch mit ihr über das anstehende Filmprojekt geführt, und dabei habe sie sich durch seinen "Machtmissbrauch" herabgesetzt gefühlt. Sie habe jetzt erst ihr Schweigen gebrochen, weil vorher die Vertreter der Filmbranche "schockiert" gewesen seien, "dass ich überhaupt dachte, dass das ein Problem ist". (c) REUTERS (Suzanne Plunkett) Ihre Kollegin, die britische Schauspielerin Jessica Hynes, bekannt durch ihre Rolle in "Bridget Jones' Baby", hat ebenfalls Unangenehmes von Harvey Weinstein zu berichten: "Mir wurde eine Filmrolle angeboten, als ich 19 war. Harvey Weinstein kam hinzu und wollte, dass ich den Screen-Test in einem Bikini mache. Das habe ich abgelehnt und den Job verloren", zitiert die "New York Post" einen inzwischen offenbar gelöschten Tweet von ihr. (c) imago/Landmark Media (Keith Mayhew/Landmark Media) Laut einem Bericht der "Huffington Post" sei auch TV-Nachrichtensprecherin Lauren Sivan von Weinstein bedrängt worden. Demnach habe sie der Filmproduzent vor rund zehn Jahren im Kellerbereich eines Restaurants in die Enge getrieben und vor ihren Augen masturbiert. Dabei habe er ebenfalls versucht, sie zu küssen - erfolglos. (c) Instagram/idiotsivan Wie die "New York Times" berichtet, soll Weinstein 2003 die damals 24-jährige Schauspielerin Dawn Dunning zu einem Treffen in seine Suite eingeladen haben, um mögliche Filmrollen zu besprechen. Der Produzent habe nur einen Bademantel getragen und Filmverträge vor sich liegen gehabt. Dunning könne sie nur unterschreiben, wenn sie sich auf einen flotten Dreier unter Beteiligung Weinsteins einlasse. Sie habe das für einen Witz gehalten und gelacht. Weinstein sei böse geworden: "Du wirst es in diesem Geschäft nie schaffen", habe er gesagt. "So funktioniert die Branche." Dunning habe daraufhin den Raum verlassen. (c) Instagram/ddbambikiller Tomi-Ann Roberts sagte der "New York Times", Weinstein habe sie 1984 zum Vorsprechen eingeladen. Er sei in der Badewanne gewesen und habe sie aufgefordert, sich auch auszuziehen - angeblich, um zu testen, ob sie einer Oben-ohne-Szene gewachsen sei. Roberts, damals 20 Jahre alt, ließ sich nach eigenen Angaben nicht darauf ein. (c) ABC News Es gab auch Männer, die sich an der Diskussion um die Machokultur Hollywoods beteiligten. "Ältere, mächtige Männer haben mir an den Arsch gefasst. Sie haben mich in unangebracht sexuelle Gespräche verwickelt, als ich noch sehr viel jünger war...", schreibt "Dawson's Creek"-Star James Van Der Beek zum Beispiel auf Twitter, ohne Namen zu nennen. Er könne nachvollziehen, warum viele Opfer sexueller Übergriffe oft erst später darüber reden - wenn überhaupt. "Ich verstehe die unberechtigte Scham, die Machtlosigkeit und die Unfähigkeit, auszupacken", erklärt Van Der Beek. Es gebe eine Machtdynamik, die sich unüberwindbar anfühle. APA/AFP (CHRIS DELMAS) Zuvor hatte Schauspieler Terry Crews bereits in einer ganzen Reihe von Tweets geschrieben, dass er von einer "hochkarätigen Hollywood-Führungskraft", die er nicht beim Namen nannte, belästigt worden sei. Der Mann habe ihm bei einer Veranstaltung einfach an den Penis gefasst. Auch er habe aus Angst, der Einfluss des Mannes könne seiner Karriere schaden, geschwiegen. Reuters (APA/AFP)
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