Fotografie

Katharina Fröschl-Roßboth: Erforscherin eines Lebensalters

„Gesichter und Menschen interessieren mich am meisten“, sagt Fröschl-Roßboth.
„Gesichter und Menschen interessieren mich am meisten“, sagt Fröschl-Roßboth.(c) Caio Kauffmann
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Katharina Fröschl-Roßboth hat sich damit befasst, was Frauen umtreibt, wenn sie 31 Jahre alt sind. Von Unabhängigkeit bis Ratlosigkeit.

Es begann in einem isländischen Dorf: In Hofsós, einem Fleckchen Erde im Norden der Insel, widmete sich Katharina Fröschl-Roßboth einigen zutiefst persönlichen Fragen. Sie reflektierte ihre Lebenssituation ein Jahr nach ihrer Hochzeit, die Rolle als Frau, die Möglichkeit, Mutter zu werden. Und fing vor Ort als Artist in Residence an, sich auch zu fragen, wo andere, gleichaltrige Frauen stehen. „So habe ich mich auf die Suche gemacht nach einer 31-jährigen Frau.“

Nach einigem Türklopfen und Herumfragen fand sie Greta: die einzige Einwohnerin von Hofsós, die damals so alt war wie sie selbst. Und begleitete sie über sechs Wochen hinweg an die Orte, an denen sich ihr Alltag abspielte: ins Schwimmbad, zu ihrem Pferd, bei den diversen kleinen Jobs. Die dreifache Mutter war der Auftakt für eine Serie, die Fröschl-Roßboth bei ihrer Rückkehr nach Wien weiterverfolgte – und die sie nun unter dem Titel „Around 31“ in der Schaustelle in Wien-Margareten präsentiert.

Katharina F.-Roßboth

Insgesamt sieben Frauen hat die Fotografin dafür in den folgenden beiden Jahren im weitesten Sinn porträtiert. Frauen mit verschiedensten Hintergründen: eine Sportlerin, eine Frau, die aus dem Iran nach Österreich flüchtete, eine Musikerin aus Portugal, eine Frau, die im Gefängnis saß, oder Julia, eine Oberösterreicherin, die eine körperliche Behinderung hat. Die Bilder, die dabei entstanden sind, sind subtil: Sie reichen von der auftauchenden Greta bis zu Silofutterballen in der oberösterreichischen Provinz.

„Interessant war, dass die Leben dieser Frauen so weit von meinem eigenen Leben entfernt sind, man aber trotzdem immer wieder Parallelen findet“, sagt die Fotografin. Zum Beispiel die Frage nach der Unabhängigkeit, gerade im Bezug auf Kinder oder den Partner. Die nach dem eigenen Raum. Oder die Tatsache, dass es in dieser Generation einen Überschuss an Möglichkeiten gibt. „Genau daraus ergibt sich eine gewisse Ratlosigkeit, was man denn damit soll.“

Katharina F.-Roßboth

Blinde, Frauen mit Kopftuch, Väter

Wo es für sie beruflich einmal hingehen sollte, war für die heute 34-Jährige– die auch regelmäßig für die „Presse“ arbeitet – indes sehr früh klar. Als Kind bastelte sie eine Kamera aus Pappkarton und teilte den Verwandten selbst gezeichnete Fotos aus, sie fotografierte in der Folge laufend. Nach einem Studium der Theaterwissenschaften – sozusagen das wissenschaftliche Unterfutter für die Fotografie – und an der Grafischen ist sie seit zwölf Jahren als Fotografin selbstständig.

„Gesichter und Menschen interessieren mich eigentlich am meisten“, sagt Fröschl-Roßboth. In ihren früheren Projekten widmete sie sich etwa blinden Menschen, Frauen mit Kopftuch, Menschen mit körperlichen und geistigen Einschränkungen. Generationen kommen in ihren Arbeiten immer wieder vor – auch in der aktuellen Ausstellung, in der neben der künstlerischen Aufarbeitung der Lebenssituation auch die Mütter und Töchter der Frauen abgebildet werden.

Aktuell ist die Fotografin mittendrin in einem neuen Thema: der Väterkarenz. In der Arbeit wird auch ihr eigener Mann vorkommen. Denn die Frage nach der Möglichkeit, Mutter zu werden, die sich Fröschl-Roßboth in Island unter anderem stellte, ist inzwischen beantwortet: Ihr Sohn ist anderthalb Jahre alt. „Als ich erfahren habe, dass ich schwanger bin, war das ein ziemlich klarer Schlusspunkt für das Projekt.“

Infos

Katharina F.-Roßboths Bilder werden bis 31.1. in der Schaustelle in Wien-Margareten gezeigt. Vernissage ist am 10.1., 18 Uhr. Geöffnet: Mi, 12 bis 18 Uhr, und nach telefonischer Vereinbarung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.01.2020)

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