Einstweilige Verfügung aufgehoben

Netflix darf Jesus-Parodie weiter zeigen

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Jesus ist schwul und die Gottesmutter kifft: Über diese satirische Darstellung gibt es Streit in Brasilien.

Die Brasilianer dürfen weiter über einen schwulen Jesus und eine kiffende Gottesmutter lachen. Nach nur einem Tag hat der Oberste Gerichtshof des südamerikanischen Landes das Verbot der  umstrittenen Jesus-Parodie "A Primeira Tentação de Cristo" (Die erste Versuchung Christi) von der Satire-Gruppe Porta dos Fundos wieder aufgehoben.

"Es ist nicht davon auszugehen, dass eine Satire die Macht hat, die Werte des christlichen Glaubens zu untergraben, die mehr als 2000 Jahre alt und in der Überzeugung der Mehrheit der Brasilianer verwurzelt sind", schrieb Gerichtspräsident José Antonio Dias Toffoli am Donnerstag in seiner Begründung. "Die Demokratie gedeiht nur in einem Umfeld, in dem unterschiedliche Überzeugungen geäußert und gegeneinander gestellt werden können."

Gericht wies Netflix an, Film aus dem Programm zu nehmen

Am Vortag hatte ein Gericht in Rio de Janeiro den Streamingdienst Netflix angewiesen, "A Primeira Tentação de Cristo" aus dem Programm zu nehmen. Damit gab es dem Antrag einer christlichen Gruppe auf eine einstweilige Verfügung statt, die durch den Film ihren Glauben geschmäht sah.

Der Vorsitzende der brasilianischen Anwaltskammer, Felipe Santa Cruz, sprach von Zensur und nannte die Entscheidung verfassungswidrig. Netflix legte daraufhin Beschwerde gegen das Urteil ein.

Party zum 30. Geburtstag von Jesus

In dem Weihnachtsspezial kommt Jesus nach 40 Tagen in der Wüste für die Party zu seinem 30. Geburtstag nach Hause, im Schlepptau seinen offensichtlich schwulen Freund Orlando, der die Feier mit anzüglichen Liedern aufmischt. Dort hängt der Haussegen ohnehin schief, weil Gott seinem Sohn Jesus eröffnet, dass er sein wirklicher Vater ist. Die Heiligen Drei Könige bringen eine Prostituierte zu der Party mit und die Gottesmutter Maria raucht Marihuana.

Politiker und Geistliche kritisierten den Film als Angriff auf den christlichen Glauben. Der Bischof von Palmares, Henrique Soares da Costa, nannte den Film einen "Schlag ins Gesicht aller Christen" und rief die Gläubigen dazu auf, ihre Netflix-Abos zu kündigen. Auch der Sohn des rechten Präsidenten Jair Bolsonaro, Eduardo Bolsonaro, wetterte im Internet gegen die Satire.

Brandanschlag auf Büro der Satiregruppe

Im Dezember wurde ein Brandanschlag auf die Büroräume von Porta dos Fundos verübt. Ein mutmaßliches Mitglied einer rechten Gruppe bekannte sich zu der Tat und setzte sich Medienberichten zufolge später nach Russland ab.

"Wir unterstützen nachdrücklich das Recht auf künstlerische Entfaltung und werden weiterhin dieses wichtige Prinzip verteidigen, das das Herzstück großartiger Geschichten", schrieb Netflix Brasilien nach der Gerichtsentscheidung auf Twitter. Die Satire-Gruppe Porta dos Fundos schrieb: "Wir glauben, dass die Justiz die brasilianische Verfassung weiter verteidigt und wir sind zuversichtlich, dass die demokratischen Institutionen erhalten bleiben."

(APA)

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